Ausstellung "art:verwandt"
Von Lea, Jonas & Armin Göhringer
Bildnachweis:
Lea Göhringer, collagiert aus: Jonas Göhringer „Natural_Series_black Nr.4“, 2023; Armin Göhringer „o.T.“, 2019 und Lea Göhringer „Körperlinie 2“, 2020
Von der Linie zur Fläche zum Körper und umgekehrt.
Auf einen ersten Blick erscheinen die skulpturalen, zeichnerischen und malerischen Arbeiten von Armin, Jonas und Lea Göhringer kaum zugehörig:
Vater Armin (*1954), der in seinen Körpern aus Holz an die Grenze des Möglichen geht.
Sohn Jonas (*1991), der dickaufgetragene Farbe mit fein gezogenen Linien begrenzt.
Und schließlich die jüngste Position: Lea (*1997), die den menschlichen Körper zum Ausgangspunkt nimmt und zugleich im Grenzbereich der Abstraktion umformt und verändert.
Auf den zweiten Blick wird klar: art:verwandt.
Ausstellung art:verwandt
Lea, Jonas und Armin Göhringer
18.05. – 14.07.2024
Eröffnung Freitag, 17. 05. 2024, 19 Uhr
Begrüßung Michael Günther, 1. Vorsitzender
Einführung: Prof. Sophie von Hellermann, Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
Kuratorin: Dr. Dolores Claros-Salinas, Vorstand Kunstverein Konstanz
Verwandt sind Lea, Jonas und Armin Göhringer tatsächlich: als Tochter (*1997), Sohn (*1991) und Vater (*1954). Aber ist es auch ihre Kunst, wie es der Titel der kommenden Ausstellung im Konstanzer Kunstverein nahelegt: art:verwandt?
Auf einen ersten Blick erscheinen die skulpturalen, zeichnerischen und malerischen Arbeiten der Schwarzwälder Künstlerfamilie kaum zugehörig. Aber die Künstler:innen selbst geben einen Leitfaden vor, der verbindend durch ihre unterschiedlichen Werke führt: Von der Linie zur Fläche zum Körper und umgekehrt.
Die feinsten Linien setzt mit höchster zeichnerischer Präzision Jonas Göhringer, der nicht nur sein Studium der Malerei und Grafik (an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Pekinger Partner-Akademie) abschloss, sondern auch eines der Biologie. Die Linien, sorgfältig im schimmernden Graphit gezogen, eine neben die andere, vereinen sich zu Flächen, die, oft vor dunkle, mit breitem Pinsel aufgetragene Farbstreifen gesetzt, in dieser Spannung von Feinzeichnerischem zu malerischer Bewegtheit körperlich erscheinen.
Für Lea Göhringer, die vor dem Abschluss ihres Karlsruher Kunststudiums steht, sind Linien ein malerisches Mittel, mit dem sie ihren Malgrund, grobe Jute, im ersten Zugang formt. Manche dieser Linien bestehen als Umrisse fort, andere werden zu farbigen, dicht gespachtelten Flächen aufgefüllt. Konzeptioneller Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ist eine abstrahierende Darstellung des menschlichen, oft des eigenen, Körpers. Dabei zeigen sich Körper in bewegten, schwebeartigen Positionen, werden vervielfacht oder gespiegelt, Körperumrisse durchdringen Körperflächen. Schon durch die Rohheit des Malgrunds, flüchtig auf die Wand genagelt, dessen sackleinerne Farbigkeit neben erdigen Rot-Grün-Braun-Tönungen immer sichtbar bleibt, entstehen körperhafte Arbeiten, die leicht und kraftvoll in den Raum vordringen.
Einen umgekehrten Weg, vom Körper zur Fläche zur Linie, gehen die Arbeiten des bekannten Holzbildhauers Armin Göhringer. Sein Material Holz mit all seinen Eigenheiten ist von Beginn ein Körper, den der Künstler als ein Ganzes bearbeitet und umformt, zu klotzigen Quader-Kompositionen, hochaufstrebenden Standskulpturen oder in die Horizontale gekippten Wandskulpturen. Die dabei entstehenden, oft geschwärzten Holzflächen zeigen noch den Sägeverlauf, Arbeitsspuren, die zur je besonderen Körperform führen. Durch eine immer weitergetriebene bildhauerische Arbeit, die, wie der Künstler selbst feststellt, an die Grenzen des Möglichen geht, entstehen filigrane linienartige Strukturen, die nebeneinander gesetzt vertikale Orientierungen verstärken oder, zu Gitterstrukturen verflochten, innere Räume von einem Äußeren abgrenzen. Noch verdichten kann sich diese Linienhaftigkeit durch den Zusatz eines weiteren Materials: gewässertes Hanfpapier, in Nepal handgeschöpft, legt sich in heller Löchrigkeit über die stabartigen Holzstrukturen und formt diese weiter aus.
Art:verwandt – diese Art von Verwandtschaft bedeutet keine Abstammung in gerader Linie, wie es für Tochter, Sohn und Vater der Fall ist. Umso spannender wird es, Bezüge, Verweise, Paralleles und Dialogisches in den individuellen künstlerischen Produktionen von Lea, Jonas und Armin Göhringer zu entdecken: von der Linie zur Fläche zum Körper und umgekehrt.
Dolores Claros-Salinas
Jahreshauptversammlung 04.06.2024, 18:30 Uhr Ab 19:30 Uhr
Lesung als deutsch-englische Performance mit Rachel Lumsden (Konstanzer Kunstpreisträgerin 2018) zu ihrem Buch „Ritt auf der Wildsau - Manifest für die Malerei“ (2023)
Lesung im Kunstverein Donnerstag, 20. 06.2024, 19:00 Uhr
Zum Reichenau-Jubiläum ein historischer Krimi! Die Kunsthistorikerin Monika Küble liest aus ihrem neuen Roman „Das Geheimnis des Klosterplans“, begleitet von Alan Julseth (Harfe).
Künstler:innengespräch Sonntag, 30. 06.2024, 11:30 Uhr
Lea, Jonas und Armin Göhringer im Gespräch mit Dr. Dolores Claros-Salinas
Öffentliche Führungen:
Do 30.05. 16.30 Uhr / So 16.06. 11.30 Uhr /Do 27.06. 16.30 Uhr / So 07.07. 11.30 Uhr
Weitere auf Anfrage
Herzlichen Dank allen Mitwirkenden, die zu dieser Ausstellung beitrugen: Georg Greitemann, Michael Günther, Franz Reichrath, Dr. Johannes Schaller, Otto Schnelling (Aufbau); Franz Reichrath (fotografische Dokumentation)!
Aufbau Impressionen
Bildnachweis: F. Reichrath
Vernissage
Bildnachweis: F. Reichrath
Führung
Durch die Ausstellung führt die Kunstwissenschaftlerin Andrea Gamp.
Bildquelle: Chr. Schweizer
Künstlergespräch
Bildnachweis: F. Reichrath
Lesung Monika Küble