unerreichbar nah

Jan Schmidt

Jan Schmidt (*1973) studierte von 1997 bis 2002 an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz freie Kunst und wurde 2002 Meisterschüler bei Professor Ansgar Nierhoff. Er erhielt 2005 den Förderpreis für junge Künstler Rheinland-Pfalz, weitere Preise und Stipendien im In- und Ausland folgten. Seine Werke sind in öffentlichen Sammlungen wie zum Beispiel Städelmuseum Frankfurt, Kunsthalle Mannheim und andere vertreten.

In diesem Frühjahr präsentieren der Kunstverein Ludwigshafen und das Museum Wiesbaden ebenfalls große Einzelausstellungen des Künstlers.

Bevor Jan Schmidt sein Kunststudium begann, absolvierte er ein Biologie- und Chemiestudium. Zum Verständnis seiner künstlerischen Arbeit ist dies nicht unwichtig, da seine Vorgehensweise immer wieder an Methoden naturwissenschaftlicher Versuchsreihen erinnert. Der Prozess des konsequenten Wiederholens eines einzigen Arbeitsvorgangs ist typisch für sein Werk.

Die im Kunstverein Konstanz präsentierten Zeichnungs-Zyklen entstehen mit Hilfe einer absurd wirkenden Apparatur, die zugleich einem naturwissenschaftlichen Experimentalaufbau gleicht: Ein über Papier von der Decke baumelnder Akkuschrauber, planvoll von einem Gegengewicht gebändigt, wird wahlweise mit Graphitstiften, Rötel, Pinseln, Lappen bestückt und lässt durch seine Rotation äußerst filigrane, durch Zufall und künstlerische Absicht zugleich gesteuerte Zeichnungen entstehen. Das Zeichnen  ist experimentelles Handlungskonzept, bei dem der Künstler jedoch nach von ihm bestimmten Regeln intuitiv eingreift.

In seiner großen Zählarbeit, welche die Ausstellung präsentiert, versieht Jan Schmidt die Blätter eines Busches mit durchnummerierten Klebeetiketten. Er sammelt und zählt über den Zeitraum eines Sommers die herab fallenden Blätter, steckt sie auf Nadeln und platziert sie in mehreren Vitrinen in entsprechender Anordnung. Der Künstler wählt auch in dieser Arbeit ein Verfahren der Naturwissenschaft: Sammeln, Sichern und Zählen ist ein unverzichtbares botanisches Verfahren zur Bestimmung einer Pflanzenart.

Fotos Stefan Postius

Leise, jedoch auch in konsequenter Wiederholung und einer gewissen Hartnäckigkeit agiert der Künstler in der Arbeit „Retour de d’un kilo de clés“. Kleine Holzkeile, wie sie im Künstlerbedarf für Keilrahmen erhältlich sind,  bearbeitet er mit feinsten, variierenden Einritzungen zum unikalen Objekt , bringt sie zurück in die Kunsthandlung, wo sie mit unbehandelten Keilen zufällig vermischt an Künstler verkauft werden und so auf subversive Weise Eingang in andere Kunstwerke finden.

Es sind vorgefundene Dinge, mit denen Jan Schmidt arbeitet: Blätter eines Busches, Leisten und Latten, Keile, Lappen, ein Akkuschrauber. Sie sind das Material, aus dem Anderes und Neues entsteht. Der Künstler verwendet die Dinge nie im Sinne eines „object trouvé“, er stellt die Dinge nie als solche aus und erklärt sie dadurch zum Kunstwerk, ein in der Moderne oft verwendetes künstlerisches Prinzip.

Für Jan Schmidt hingegen ist Kunst stets markiert. Alle verwendeten Gegenstände werden von ihm sorgfältig behandelt, verändert und gekennzeichnet. Sie sind durch seine Hand und durch seine Gedanken gegangen, haben sich nach ihrer materialen Beschaffenheit, ihrem Eigenleben und ihrer Geschichte befragen lassen und sind dadurch Teil einer Erzählung geworden.

April 2013 / Lacher-Rapp

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Werkkatalog, der in Kooperation mit dem Kunstverein Ludwigshafen und dem Museum Wiesbaden realisiert wird.

Führungen

  • So, 12. Mai 2013, 11 Uhr
  • Do, 23. Mai 2013, 17 Uhr
  • So, 09. Juni, 2013,11 Uhr
  • Do, 20. Juni 2013, 17 Uhr

 

Öffnungszeiten

  • Di –Fr, 10 bis 18 Uhr
  • Sa/So, 10 bis 17 Uhr

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