Made in Iran

Samira Hodaei| Nastaran Safaei| Hamed Rashtian| Ashkan Sanei| Shahriar Ahmadi| Babak Kazemi| Samira Alikhanzadeh

Rede und Fotos der Vernissage

Einführung Heidi und Franz J. Leupi

ORYX Foundation Luzern

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kunstfreunde vom Kunstverein Konstanz

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Kunstverein Konstanz, dass wir eingeladen wurden die Ausstellung MADE IN IRAN als Partner mit dem KVK zu realisieren. Besonders möchten wir uns für die sehr schöne und angenehme Zusammenarbeit mit Frau Maria Lacher bedanken.

Wenn wir mit Partnern eine Ausstellung, ein Projekt realisieren sind wir immer neugierig mehr über diese Partnerschaft zu erfahren. Den KVK kennen Sie bereits bestens, deshalb erlauben uns Ihnen einiges zur Geschichte der Oryx Foundation und deren Hintergrund zu vermitteln.

 

AB GALLERY und in Kürze AB43 CONTEMPORARY

Seit nunmehr fast zwanzig Jahren sind Heidi und Franz J. Leupi mit der Kunst befasst, betreuten in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien Künstler und organisierten Ausstellungen. Nach Projekten kulturellen Austausches in Dubai fiel im Jahre 2003 der Entscheid, den Schwerpunkt auf die zeitgenössische Kunst des Mittleren Ostens und des arabischen Raumes zu legen. Mit Standorten in Emmenbrücke/Luzern und Zürich gründeten Heidi und Franz J. Leupi die AB Gallery.

"AB" steht für Across Borders und ist ein Bekenntnis zu einer Galerientätigkeit, die sich nebst dem Handel und der Vermittlung von Werken auch für die Förderung Kunstschaffender und den kulturellen Austausch zwischen dem Osten und dem Westen engagiert. Dafür gründeten Heidi und Franz J. Leupi 2011 die ORYX FOUNDATION.

Ein reichhaltiges Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm in der Schweiz sowie eine gute Präsenz vor Ort in den Zielländern verlieh der AB Gallery ein eigenständiges Profil. Sie gilt heute international als eine der ersten Adressen für die Kunst des Mittleren Ostens und des arabischen Raumes, insbesondere für die zeitgenössische Kunst Irans.

2016 bezog die Galerie im Grossraum Zürich Quartier in der denkmalgeschützten Liegenschaft "DIANA" in einem historischen Park direkt beim Bahnhof Thalwil/Zürich. Die ehemalige Orangerie stellt lichtdurchflutete Ausstellungsräume zur Verfügung, während in einem angrenzenden Wirtschaftsgebäude ein Schaudepot sowie ein Künstleratelier und in der herrschaftlichen Villa die Administration untergebracht sind.

Mit dem Umzug im August 2016 erfolgte auch die Namensänderung in AB43 CONTEMPORARY.

 

ORYX FOUNDATION

Nach einigen Jahren Erfahrung mit der AB Gallery gründeten Heidi und Franz J. Leupi 2011 die ORYX FOUNDATION. Diese gemeinnützige Stiftung bündelt die nicht-kommerziellen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem programmatischen Slogan "Across Borders". Dem komplexen Kulturraum vornehmlich des Mittleren Ostens mit Offenheit zu begegnen, ist das Ziel der ORYX FOUNDATION. Exotik versus handfeste politische Realitäten, westliche Sehnsuchtsprojektionen versus östliche Avanciertheit in Kultur, Bildung und Forschung, schnelle Geschäfte versus Aufbau vertrauensvoller Partnerschaften – es gibt unzählige Quellen möglicher Missverständnisse. Offenheit, Neugier und gegenseitiger Respekt heissen die Leitsätze der ORYX FOUNDATION.

Die ORYX FOUNDATION realisiert einerseits Konzepte der konkreten Förderung Kunstschaffender aus dem Mittleren Oste und dem arabischen Raum, hauptsächlich mittels "Artists in Residence" Programmen für einen Atelieraufenthalt in der Schweiz. Andererseits stellt die ORYX FOUNDATION ein Forum für kompetente gegenseitige Information zur Verfügung. Dafür organisiert sie Vorträge und Diskussionen mit Fachleuten zu Themen des Austausches und der Entwicklung der Fokusländer, setzt sich aber auch für gute Rahmenbedingungen der Kunstszene vor allem im Iran ein. Schliesslich lobbiiert die ORYX FOUNDATION in der Schweiz und Europa für eine stärkere Beachtung der Kunst des Mittleren Ostens und unterstützt entsprechende Initiativen.

Fotos des Artist Talk

Fotos Stefan Postius

Made in Iran

Ein kleiner, traditionsreicher Kunstverein in der Bodenseeregion kennt Grenzlagen – und möchte doch weiter über Grenzen gehen, also etwa den Iran und seine gegenwärtige Kunstszene kennenlernen.

Die Einblicke, die Mitglieder des Kunstvereins Konstanz bei einer Iran-Reise in der Begegnung mit Künstlerinnen und Künstlern und deren Werken, mit Galeristen und deren Ausstellungsaktivitäten gewannen, waren ein erster Schritt.

Die AusstellungMade in Iran, die der Kunstverein Konstanz in Kooperation mit der Luzerner ORYX Foundation präsentiert, verfolgt das Ziel weiter, zeitgenössische Kunst einer geographisch entfernten, aber kulturhistorisch wie gegenwartspolitisch herausragenden Region zu erkunden.  Drei Künstlerinnen und vier Künstler, alle jung und im Iran, meist an Teheraner Hochschulen ausgebildet, führen uns ein:

Die bereits international bekannte Samira Hodaei bezieht sich in ihrem malerischen Werk auf künstlerisch-historische Vorlagen und erweitert diese: Die Tupfenoberfläche ihrer märchenhaften Szenerien erinnert an Teppichknoten und lässt zugleich digitale Pixelstrukturen assoziieren.

Auch in Samira Alikhanzadehs Arbeiten gehen traditionelle Materialien wie Teppich- und Spiegelfragmente unerwartete Verbindungen mit Plexiglas und Digitalprint ein: die fotografische Abbildung einer Frau im grauen Mantel löst sich auf Kopfhöhe in klassische Muster und warme Farben eines Perserteppichs auf.     

Die bildhauerischen Arbeiten Nastaran Safaeis orientieren sich am eigenen Körper: Körperteile wie Finger, Ohren und Lippen werden, in Bronze gegossen, entgegen aller anatomischen Regel neu verknüpft oder mit weit schwingenden Flügeln wie aus Porzellan versehen.

Hamed Rashtian konstruiert Skulpturen in Fiberglas oder Bronze, komplexe architektonische Gebilde, mehrstöckige Türme, deren vielgestaltige Fensteröffnungen und Treppenaufgänge in unbestimmte Innenräume weisen.

Seine fragilen Bleistiftzeichnungen legt Ashkan Sanei auf Pappmaterial an, dessen Oberfläche er mit Sandpapier rau schmirgelt, Risse und Löcher hinnehmend -  die Verletzlichkeit schemenhaft dargestellter Körper wirkt umso bedrängender.

Shahriar Ahmadis Malerei setzt sich u.a. mit dem Werk Rumis, einem mittelalterlichen Sufi-Mystiker und bedeutenden persischsprachigen Dichter, auseinander und integriert kalligraphisch anmutende arabische Schriftzeichen.

Zeithistorische Bezüge, die Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte Irans kennzeichnen das Werk Babak Kazemis. Seine fotografische Serie, 27 kleinformatige Tafeln, verarbeitet die Vertreibung der Bewohner der Grenzstadt Khoramshahr während des Kriegs zwischen Iran und Irak (1980-1988).

Made in Iran – die sieben Künstlerinnen und Künstler lassen uns in ihren sehr unterschiedlichen Iran-Bildern westöstliche Grenzlinien, die Geschichte, Kultur und Religion ziehen, schärfer erkennen – und lösen zugleich Interesse, Neugier und Faszination aus, Prozesse des Verstehens, geeignet, Grenzen zu überwinden.

Dr. Dolores Claros-Salinas / Juni 2016

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