Kunstpreis Kammerkonzert

"Neue Musik im Kunstverein" mit der Südwestdeutschen Philharmonie

In der Ausstellung "In from the blue" der diesjährigen Konstanzer Kunstpreisträgerin Rachel Lumsden findet ein Kammerkonzert in Kooperation mit der Südwestdeutschen Philharmonie am 4.11.2018 um 11.30 Uhr statt.

Es spielen

Pawel Katz VIOLINE und Grigori Katz KONTRABASS

Sachar Katz *1941
Duettini Concertati

Françoise Choveaux *1953
Fantaisie pour contrebasse et violon

Theodor Albin Findeisen 1881 – 1936
Romantische Suite op. 10 für Kontrabass und Violine

Virgilio Mortari 1902 – 1993
Duettini Concertati

Karten: 18 Euro · ermäßigt 14 Euro

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Kammerkonzert Kunstpreis
G o e t h e s   M a x i m e
futuristischer Foxtrott bis große Oper

Der Mensch ist ein gar launisches Wesen – manche Instrumente liebt er innig und lauscht ihnen mit Hingabe, selbst wenn darauf Chopin gespielt wird. Andere Instrumente hingegen lässt er kaltherzig aussterben. Das prächtige Baryton etwa, dem Haydn noch staunenswerte 176 Werke in die Saiten komponierte, hat kaum eines lebenden Konzertbesuchers Ohr jemals vernommen, und Schuberts bedeutende Arpeggione-Sonate erklingt heute – wenn überhaupt – zumeist auf einem Cello. Im Vergleich dazu hat es der Kontrabass noch gut, denn er ist im Symphonieorchester (anders als beispielsweise die Triangel) zumeist mit mehreren Exemplaren vertreten und spielt im Jazz eine wichtige Rolle.

Dass er sich aber auch in der Kammermusik selbst im Zusammenspiel mit der sehr viel beliebteren Violine ebenbürtig behaupten kann, beweisen die Brüder Pawel und Grigori Katz, die seit 25 Jahren als mehrfach mit Preisen bedachtes Violin-Kontrabass-Duo Katz & Katz den gesamten Klangumfang dieser beiden Streichinstrumente ausloten. Was alles auf diesen beiden Instrumenten möglich ist, wenn man es nur wagt, zeigen ihre Konzerte mit einem breiten Repertoire vom Barock bis zur zeitgenössischen Musik, in denen sie unter anderem Werke von Bach und Beethoven über Mozart, Paganini und Bottesini bis hin zu Virgilio Mortari, Michael Denhoff und Astor Piazzolla präsentieren.

Als engagierte Musiker schaffen Pawel und Grigori Katz es immer wieder, Komponistinnen und Komponisten zu neuen Werken für diese außergewöhnliche Besetzung zu inspirieren, von denen einige bei diesem Anlass erklingen werden. Eine besondere Konstellation bietet natürlich die Uraufführung der Duettini Concertati von Sachar Katz (*1941), der unter anderem bei Dmitri Schostakowitsch (Komposition) sowie Eugen Mrawinski (Dirigieren) studierte und dem Duo Katz & Katz väterlich verbunden ist. Eine echte Wiederentdeckung ist zudem die Fantaisie pour contrebasse et violon von Françoise Choveaux, die bereits 2011 in Konstanz uraufgeführt wurde. Die Komponistin und Pianistin Choveaux wurde 1953 geboren und studierte unter anderem an der Juilliard School in New York. Ihr Werk deckt ein breites Spektrum an Besetzungen von der Kammer- und Orchester- bis hin zur Theater- und Ballettmusik ab und beweist eine profunde Vertrautheit mit den klassischen und romantischen Traditionen der europäischen Kunstmusik. Besondere Aufmerksamkeit errang sie als Pianistin mit ihrer Gesamteinspielung des Klavierwerks von Darius Milhaud. Einer jener Komponisten, die an der Schwelle zwischen Romantik und zeitgenössischer Musik standen, war Theodor Albin Findeisen (1881 – 1936), der als Kontrabassist unter anderem im Leipziger Gewandhausorchester eine wichtige Rolle spielte und heute noch manchen angehenden Kontrabassisten durch seine Lehrwerke bekannt ist. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Romantische Suite op. 10 für Kontrabass und Violine, die die spieltechnischen und klanglichen Möglichkeiten beider Instrumente gekonnt ausschöpft und ein tiefes Naturempfinden widerspiegelt.
Am Schluss des Programms steht mit Virgilio Mortaris (1902 – 1993) Duettini Concertati das Werk eines zu Lebzeiten höchst erfolgreichen Komponisten, der sich stilistisch nie festlegen ließ und vom – auch optisch – äußerst unterhaltsamen futuristischen Foxtrott bis hin zur großen Oper praktisch alle Gattungen bediente. Sein Violin-Kontrabass-Duett ist ein gewitztes Werk, das im Spiel mit der musikalischen Tradition eine eigene Tonsprache entwickelt.

Die Konstanzer Kunstpreisträgerin Rachel Lumsden differenziert in ihrer Malweise »nicht eindeutig zwischen Figuration und Abstraktion« und entzieht sich damit einer eindeutigen Zuordnung zu einer der Traditionslinien der klassischen Moderne. Nicht anders als für ihr Werk gilt auch für die Musik dieses Events Goethes Maxime aus dem Faust:
Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen.

                                                                                            Harald Borges

 

 

Fotos: Franz Reichrath

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