Konstellationen

Davor Ljubičić

Vernissage

Freitag, 11. September 2015, 19 Uhr
Einführung

Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums Singen

Der Kunstverein Konstanz präsentiert mit der Ausstellung „Konstellationen“ neueste Arbeiten von Davor Ljubičić, der in den neunziger Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kam, seither in Konstanz lebt und in seinem Neuwerk-Atelier arbeitet.

Davor Ljubičićs Atelier ist in besonderer Weise Bezugspunkt seines künstlerischen Schaffens: hier entstehen nicht nur seine oft großformatigen, wuchtigen Arbeiten, hier werden seine Produktionsmittel zu eigenständigen Artefakten, etwa ein Stapel teerverklebter Handschuhe, mit einer Graphit-Leinöl-Mischung gefüllte Damenstrümpfe, mit Honig und Graphitpulver überzogene, schiefergraue Daunenkissen, die, nach Produktionsabschluss an die Wand genagelt, auf  Monitore  und den schwarzschlierigen Fußboden geschichtet, die vielfältigen Arbeitsprozesse reflektieren.

Davor Ljubičić ist Zeichner, Maler, Videokünstler, Performer – seine Ausstellung im Kunstverein Konstanz zeigt, wie energievoll er an den Schnittstellen dieser Genres arbeitet:  Kohlezeichnungen, deren Format mit 2,80 x 1,52 m die Wandhöhe der historischen Ausstellungsräume ausschöpft, sind zugleich Projektionsfläche für eine Videomontage, bei der Ausschnitte aus einer Performance (der Künstler schreitet mit an die nackten Füße geschnürten Daunenkissen die Bodenfläche seines Ateliers ab), Ansichten von Skizzenbüchern, Artefakten und Aussichten aus den hohen Atelierfenstern auf die verkehrsreiche Straße zusammengeführt sind. Auch dort, wo Zeichnungen in der Schwarz-Weiß-Kontrastierung großzügig geschwungener Kohlelinien pur und reduziert erscheinen, mischen sich vom Rand her malerische Elemente ein, bunte Röhrenstücke in Öl, dynamisch verformt.   

Opakes Schwarz, großflächig aufgetragen, ließ  Ljubičićs frühere Arbeiten bisweilen bedrängend düster wirken – in den neuen Arbeiten erscheint mit feinen, in organischen Windungen parallel geführten Linien oder kleinstichigen Papierperforierungen Transparenz und Leichtigkeit.

Leicht dahingeworfen erscheint auch Ljubičićs skulpturale Arbeit zu seiner „Konstellationen“-Ausstellung: auf fragile, ineinander verschobene Metallgerüste, die Umrisse eines Tisches wiedergeben, sind Zeichnungsblätter geschichtet, die, einander überlappend, bis zum Boden reichend, den Dialog mit dem Raum aufnehmen. Wie sehr der Künstler auch mit diesem Raumobjekt den Betrachter in seine Produktionswelt einzuführen sucht, zeigen Farbeimer, die  gerade so wie im Atelier die Papierbahnen der Zeichnungen auf der Bodenfläche fixieren. Davor Ljubičić beschreibt seine Arbeit als  unablässigen Versuch, sich selbst auf die Spur zu kommen, in der Beachtung scheinbar unwesentlicher Details, der Nutzung primitiven Werkzeugs  zugleich alles voranzutreiben, aber auch sich zu erinnern. So wechselt er zwischen einzelnen Arbeitsprozessen, dem Zeichnen, Malen, Filmen hin und her, verwischt deren Grenzen,  indem er  etwa Utensilien als Artefakte bewahrt, sie  als  Gestaltungs- oder Arbeitsinstrumente wiederentdeckt, sie weiterentwickelt und schließlich wieder dokumentiert in  seinem Atelier, einem dunklen Erinnerungsraum, in den die Ausstellung des Konstanzer Kunstvereins Einblick gewährt.

Führungen

  • So, 27. September 2015, 11 Uhr
  • So, 18. Oktober 2015, 11 Uhr
  • So, 15. November 2015, 11 Uhr
Bilder Vernissage

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