Jubiläumsausstellung 2008

Menschen und Orte

Menschen und Orte
Eine Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum des Kunstvereins Konstanz

Florian Bielefeldt, Norbert Bisky, Sonia Boyce, Laura Bruce, Frieder Butzmann, Daniel Gustav Cramer, Monica Germann & Daniel Lorenzi, Bertram Hasenauer, Christian Hutzinger, Nikola Irmer, Roland Iselin, Christof Hamann, Hendrikje Kühne & Beat Klein, Melanie Manchot, Martin Newth, Cornelia Renz, Martina Sauter, Costa Vece, Christian Vetter, Gabriel Vormstein — kuratiert von Axel Lapp.

Festakt und Vernissage: Sonntag, 16. März 2008, 11 Uhr

Konstanz blickt auf eine lange Tradition als ein Ort der Begegnung und des Handels zurück, der durch seine zentrale Lage in Europa vielen Reisenden und Kaufleuten zur wichtigen Station wurde. Vom spätmittelalterlichen Konstanzer Konzil bis zu den heutigen Touristenströmen reicht eine kontinuierliche Geschichte dieser Stadt, in der sich unterschiedlichste Wege berührten und kreuzten, in der sich die Erfahrungen Ortsansässiger durch jene ihrer Gäste erweiterten. Das aus diesen Verbindungen und historischen Bezügen entstandene Netzwerk umspannt heute den gesamten Erdball.

Auch der Kunstverein ist ein Knotenpunkt solcher Verknüpfungen. Seit nunmehr 150 Jahren bindet dieser Zusammenschluss Konstanzer Bürger die Stadt in das nationale und internationale Kunstgeschehen mit ein und gibt wichtige Anregungen für das kulturelle Leben am See.

Die Ausstellung 'Menschen und Orte' fügt diesem Netzwerk nun weitere Verbindungslinien hinzu. Einige der Künstlerinnen und Künstler stammen aus Konstanz oder der umgebenden Region und leben mittlerweile an weit verstreuten Orten, andere kamen im Zuge der Ausstellungsvorbereitung zum ersten Mal als Fremde hier her, um unter dem Eindruck der lokalen Gegebenheiten neue Arbeiten zu fertigen. Einigen wenigen ist die Verbindung eher ideell, einzig der Auswahl über die Themen und Prozesse ihrer Werke geschuldet. Insgesamt fügen sich persönliche und theoretische Verknüpfungen ins lokale Gewebe, an das wiederum die Besucher der Ausstellung anknüpfen und es mit ihren eigenen Ideen fortführen.

Die Stadt ist dabei immer Teil der Präsentation. Zum einen sind die Räume der Wessenberg-Galerie als die vormaligen Wohnräume Ignaz Freiherr von Wessenbergs selbst ein wichtiges Dokument der lokalen Geschichte; zum anderen geben sie aus jedem Fenster die Sicht auf die Altstadt und die historischen Gebäude unserer Gegenwart frei – und beziehen diese Szenerie direkt in die Ausstellung mit ein. Nicht dass wir uns je wirklich davon lösen könnten, denn natürlich formt diese historische Umgebung auch unseren Blick. Unsere Sichtweise schult sich an ihr und wir sehen Anderes in Relation zu dem was sich uns eingeprägt hat. Diese historische Umgebung bildet somit eine Rahmenbedingung unserer Wahrnehmung und auch einen visuellen Standard für zeitgenössische Erfahrungen.

'Menschen und Orte' nimmt sich die Stadt zum Thema, den Ort, die Landschaft. Sie dokumentiert und kommentiert die Situation der Menschen darin als das Resultat eines kulturellen Prozesses, der Grenzen und Zeiten übergreift.

Zum 150-jährigen Jubiläum erscheint ein zweibändiger Katalog im Verlag The Green Box.
In Band 1 gibt die Kunsthistorikerin Anne Langenkamp einen fundierten Überblick über die Geschichte des Kunstvereins von 1858 bis heute; Band 2 dokumentiert die Jubiläumsausstellung 'Menschen und Orte'.

Siehe auch www.menschen-und-orte.de

Anne Langenkamp: Die Geschichte des Konstanzer Kunstvereins 1858-2008.

Aus Protokollen und anderen historischen Quellen

Die Anfänge

Konstanz, den 14. März 1858: Im „Museum“, dem Gesellschaftshaus auf dem südlichen Münsterplatz, versammelten sich 27 Bürger der Stadt mit dem Ziel, den Konstanzer Kunstverein zu gründen. 89 Personen hatten laut Einladung vom Dezember 1857 verbindlich ihre Teilnahme zugesagt. Oberamtmann von Chrismar, dem die Leitung übertragen worden war, erklärte den Verein für konstituiert und forderte die Anwesenden zur Antragstellung auf. Im Folgenden wurde ein Ausschuss gebildet, der aus Oberamtmann Josef von Chrismar, Major Heinrich Delorme, Handelsmann Moritz Macaire, den Malern Friedrich Thurau und Egidius Federle, Apotheker Ludwig Leiner und Advokat Xaver Spinhirn bestand. Die Gruppe sollte umgehend mit dem Schweizerischen Kunstverein Kontakt aufnehmen, Satzungen für den Verein entwerfen, einen Kostenvoranschlag über Ausgaben und Einnahmen aufstellen und Vorschläge für die Wirksamkeit des Vereins im laufenden Jahr erarbeiten. Damit war die Sitzung beendet.1

Der Ausschuss wurde sogleich aktiv und traf sich, mit Ausnahme von Macaire, zu einer ersten Sitzung am 20. April 1858. Anschließend wurden Einladungen an die Mitglieder zur nächsten Generalversammlung versandt: „Die verehrlichen Unterzeichner behufs der Gründung eines Kunstvereins dahie werden zur gefälligen zahlreichen Anwohnung bei der am künftigen Dienstag 24. d. M. vormittags 11 Uhr stattfindenden Generalversammlung im Museum freundlichst eingeladen. (...) Gegenstand der Berathung: 1. Mittheilung der Ergebnisse bisheriger Bemühungen. 2. Berathung über den Entwurf der Statuten. 3. Wahl des Geschäftsführers. 4. Aufstellung des Voranschlags für zwei Jahre.“2

 

In der angekündigten Sitzung wurden nicht nur die Satzungen des Vereins diskutiert, beschlossen und angenommen und das von Federle erstellte Budget, inklusive der Druckkosten für Aufnahmeurkunden - „in hübscher Lithographie halbbogengroß in alt-gothischer Schrift mit Randzeichnung“ -, gebilligt, sondern es wurde auch in geheimer Abstimmung der Verwaltungsrat gewählt. Die Mitglieder waren Federle, Spinhirn, Leiner, von Chrismar, Delorme, Thurau und Buchhändler Wilhelm Meck.3 Wenige Tage später versammelte sich der Rat - ohne Leiner und Thurau -, um Beschlüsse zu fassen und die Ämter unter den Anwesenden zu verteilen: Von Chrismar wurde zum Vorsitzenden, Delorme zum Vize-Präsident, Spinhirn zum Sekretär, Meck zum Rechner und Federle zum Konservator ernannt. Man entschied, sofort 300 Aufnahmekarten und ebenso viele Statuten drucken zu lassen, wobei besonderen Wert darauf legte wurde, dass ein vom 16. Dezember 1857 datiertes Schreiben des Ignaz Heinrich von Wessenberg die Innenseite der Statuten zierte. Wessenberg, in Konstanz lebender ehemaliger Generalvikar und Bistumsverweser, der zu den führenden Persönlichkeiten im kulturellen Leben der Stadt zählte, hatte die Gründung des Vereins tatkräftig unterstützt und die hohe Anzahl der Beitrittserklärungen mit bewirkt: „Sehr erwünscht wird es mir sein,“ hieß es in dem Empfehlungsschreiben, „wenn dahier ein Verein zu Stande kommt, der den Fortschritt, so wie die Werthschätzung der zeichnenden und bildenden Künste und den Sinn und Geschmack für ihre Werke zu fördern vermag.“ Die Pflege der Kunst stand dann auch in der Satzung an erster Stelle: „Der Zweck des Vereins (…) ist der: die bildenden Künste in jeder Weise zu fördern, den Kunstsinn zu wecken und zwar insbesondere durch Ausstellungen einzelner Kunstwerke oder ganzer Sammlungen von solchen und, sobald die Mittel dazu hinreichen, auch durch Ankauf von Kunstwerken zur Bildung einer Kunstsammlung oder zur Verloosung unter den Mitgliedern.“4

 

Der neu gewählte Konservator Federle wurde damit beauftragt, über Pfingsten im Theatersaal eine Ausstellung mit Kunstwerken aus Konstanzer Privatbesitz zu organisieren, die solchen Anklang fand, dass sich die Mitgliederzahl des Vereins in dem genannten Zeitraum von 89 auf 127 erhöhte. „Die Ausstellung des Kunstvereins in Konstanz hat die Mehrzahl der Besucher so befriedigt, ja Viele überrascht, dass der Besuch Kunstliebender erfreulich sich vermehrte und dem ruhigen Beobachter die angenehme Befriedigung hinterließ, dass die wohlgewählte Anordnung tüchtiger Kunstwerke den Zweck der wohltuenden Veredlung des Gemüthes nicht verfehlte und in Jedem die stille Befriedigung zurückließ, dass die Künste zu Dem gehören, was in jeder Zeit den Sinn für’s Schöne und Edle im Menschen aufrichtet und belebt,“ schrieb die „Konstanzer Zeitung“ am 1. Juni 1858 und hob hervor, dass diese Ausstellung in Konstanz „eine neue Erscheinung“ sei.5

 

Mit dem Ziel, Mitglieder zu werben und auch überregional präsent zu sein, wurden die benachbarten Städte am Bodensee über den neuen Verein informiert. „Es hat sich hier ein Kunstverein gebildet, wie solche Vereine andernorts auch bestehen,“ hieß es in einem Schreiben an die Amtsräte in Meersburg, Pfullendorf, Stockach, Radolfzell, Engen und Überlingen. „Natürlich lässt sich Erhebliches nur erreichen, wenn die Zahl der Mitglieder eine große ist, sofie jährlich viele regelmäßige Beiträge errichtet werden. Es liegt darum im Interesse des Vereins, immer mehr Mitglieder zu bekommen.“ Nach dem Hinweis darauf, dass etliche in Konstanz lebende Personen nicht nur Mitglieder des Konstanzer Kunstvereins, sondern auch Mitglieder der Münchner, Karlsruher oder Tübinger Kunstvereine seien, folgte die Bemerkung: „Es können aber insbesondere die Bewohner der nächsten Umgebung von Konstanz dem hiesigen Verein mit Vortheil beitreten, weil sie nebst dem, daß sie an den später verabreicht werdenden Kunst Geschenken u. Gewinnen schon Antheil nehmen, auch noch die jeweiligen Kunst Ausstellungen besichtigen können.“6

 

Der Blick in die Schweiz

 

Wichtiger noch als die Kontaktaufnahme am deutschen Ufer des Bodensees war für den Konstanzer Kunstverein der Anschluss an die Schweiz. Seit der Gründung im März 1858 korrespondierten Mitglieder des Verwaltungsrats (Leiner, Federle) mit dem ehemaligen und dem amtierenden Präsidenten des „Central Comités des Vereins Schweizerischer Künstler und Kunstvereine,“ Gottlieb Bion in St. Gallen und Diethelm Rudolf Stäbli in Winterthur, wegen der Aufnahme in den jährlichen Schweizer Ausstellungsturnus. „Die Mühe der Orte St. Gallen und Schaffhausen und die Verkehrsmittel in Dampfschiffen und Fischerhafen werden die Verbindung sehr erleichtern,“ versicherten die Konstanzer. „Und es wird der Umstand, dass Constanz zu Baden gehört, der Verbindung so wenig hinderlich im Wege stehen, als der Umstand, dass Straßburg in Frankreich liegt, seine Verbindung mit dem deutsch rheinischen Kunstvereinen verhindert hat. Die Zollbehörden endlich werden auch gewiß einem solchen künstlerischen Unternehmen nicht störend entgegentreten, sondern zuverlässig den Verkehr der Kunstvereine in jeder Weise erleichtern.“7 Konstanz bekam eine reelle Chance, denn die zehn Teilnehmer-Städte hatten gerade beschlossen, sich in einen jeweils zweijährigen Ost- und West-Turnus aufzuteilen. Trotzdem zog sich die Angelegenheit hin.

 

Im Mai 1859 schickte der Konstanzer Verwaltungsrat die Maler Federle und Thurau als Abgeordnete zur Generalversammlung des Schweizerischen Kunstvereins nach Winterthur, um die nötigen Unterhandlungen zu führen. Nach längerer Diskussion wurde Konstanz zwar versuchsweise in den Turnus der Ostschweizer Kunstvereine Basel, Zürich, Winterthur, St. Gallen und Schaffhausen zwischen Mai und Oktober aufgenommen, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, „dass alle und jede Zollangelegenheiten badischer so wie schweizerischer Seite durch den Verein in Constanz geordnet werden sollen.“8 Mitglied im Verbund wurde Konstanz indes nicht, denn nachdem speziell von Basel Bedenken geäußert worden waren, entschied sich die Mehrheit dagegen.

 

Die frühen Protokolle lassen den Eindruck zu, als sei der Blick über die Grenze der Anlass zur Bildung eines Kunstvereins in Konstanz gewesen. Tatsächlich aber äußerte sich der Verein im August 1859 in einer Selbstdarstellung in der „Konstanzer Zeitung“ deutlich: „Die Städte Freiburg, Karlsruhe und Mannheim haben seit mehreren Jahren jährliche Kunstausstellungen, ins Leben gerufen durch die dortigen Kunst Vereine. Diesen Städten nacheifernd bildete sich im Jahre 1857 (sic!) auch hier ein Kunstverein, dessen Bestreben wie aller anderen derartigen Vereine dahin geht, allgemein für die Kunst zu sorgen, insbesondere aber hier jährliche Kunstausstellungen zu Stande zu bringen.“9 Wie dem auch sei: Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Schweiz lag angesichts der Grenzlage von Konstanz auf der Hand, und so meldete der Verein erfreut: „Im Jahre 1860 werden wir die Kunstwerke hier haben, die in St. Gallen, Winterthur, Schaffhausen u.s.w. zur Ausstellung kommen. Wir bringen dies zur allgemeinen Kenntnis und laden zugleich die Kunstfreunde in Konstanz u. Umgebung, insbesondere auch die im benachbarten Thurgau, welche dem hiesigen Kunst-Verein noch nicht beygetreten sind, ein, dem selben beizutreten und mitzuwirken, dass Konstanz der Kunst Genüße theilhaftig werde, deren sich zur Zeit nur die größeren Städte erfreuen.“10 Im April 1860 war es soweit: Die zwölfte Schweizerische Kunstausstellung fand vom 1. bis 15. des Monats im Konstanzer Theatersaal statt. „Das schon längere Zeit angestrebte, von manchen Seiten mit ungläubigem Sinne beschaute Ziel ist erreicht. - Wir haben die erste schweizerische Kunstausstellung in unsern Kreisen. (…) Deutsche und schweizerische Künstler, Künstler und Künstlerinnen aus unsern heimischen Mauern haben ihre Werke gegeben und wir dürfen mit Freuden diese erste der schweizerischen Ausstellungen hier als eine glückliche, als ein neues Zeichen regern schönern Lebens unserer Vaterstadt bewillkommnen,“ schrieb die „Konstanzer Zeitung“.11 Aus Konstanz nahmen laut dem bei Stadler gedruckten Verzeichnis die Maler und Malerinnen Josef Moosbrugger, Friedrich Thurau, Egidius Federle, Johann Baptist Hengartner, Anna Martignoni, Karl Friedrich Halm, Hans Baur, Maria Ellenrieder und der Juwelier und Goldarbeiter Raimund Hotz teil.

Ein Jahr später bemühte sich der Konstanzer Kunstverein noch einmal um eine definitive Aufnahme in den Ausstellungsturnus der Ostschweiz. Der Antrag wurde jedoch von der Delegiertenversammlung, die in Luzern tagte, abgelehnt und erneut festgehalten, Konstanz sei „so lange in den östlichen Turnus aufgenommen, als dies den schweizerischen Vereinen genehm sei.“12 Trotz dieser Einschränkung blieb die Zusammenarbeit jahrzehntelang bestehen.

 

Theorie und Praxis

 

Bei den jährlichen Hauptversammlungen des Kunstvereins kam der Verlosung von Vereinsgeschenken, die sogar in den Statuten festgeschrieben war, eine besondere Bedeutung zu. Im ersten Vereinsjahr 1858 wurden als Gewinne verlost: das aus der Pfingstausstellung erworbene Ölgemälde „Insel Mainau“ von Robert Eberle und 12 galvanoplastische Bilder, die man bei Leo Schöninger in München erstanden hatte. Später boten die turnusmäßig in Konstanz stattfindenden Schweizerischen Kunstausstellungen eine Möglichkeit, „größere wertvollere Ölgemälde anzukaufen und unter die Mitglieder zu verlosen.“13 Jahrelang reisten Abgeordnete des Kunstvereins zu verschiedenen Stationen des östlichen wie des westlichen Turnus, um Bilder zu besorgen. Aber nicht nur Gemälde, sondern auch Aquarelle, Photographien, Stahlstiche, Lithographien, Galvanographik und Bücher wurden angeschafft, denn die Verlosungen waren beliebt und wurden im Laufe der Zeit immer umfangreicher. Behalten hat der Kunstverein diese Werke zunächst nicht.

 

1860, zwei Jahre nach der Gründung des Kunstvereins, starb Ignaz Heinrich von Wessenberg. In seinem Testament vermachte er der Stadt seine Bibliothek und etwa 440 Kupferstiche und Graphiken. Die rund 44 Gemälde seiner Sammlung fielen dem Großherzog von Baden zu, der jedoch verfügte, dass diese als so genannte „Zähringerstiftung“ weiterhin in Konstanz verwahrt werden sollten. Nach Wessenbergs Tod bildete sich die „Wessenberg-Denkmal-Stiftung“, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, weiterhin Kunst im Sinne des verstorbenen Freiherrn für die Stadt Konstanz zu erwerben.14 In diesem Umfeld ist es verständlich, dass sich der Kunstverein über eigene Räume und über eine eigene Sammlung Gedanken machte und den Gemeinderat im Juli 1862 um Überlassung eines Zimmers „in dem von Wessenbergschen Hause für Gemälde Ausstellungen und dgl.“ bat. Mit Blick auf kunstinteressierte Besucher der Stadt hieß es in dem Schreiben: „Der hiesige Kunstverein stellt von Zeit zu Zeit ihm zukommende Bilder aus und hofft im Laufe der Zeit durch Kauf und - wie wohl später auch vorkommen dürfte - durch Schenkung Bilder, die für ständig aufgestellt werden könnten, zu erwerben. Es wäre nun sehr vortheilhaft, hierwegen ein bestimmtes Locale zu haben, insbesondere im Hause, in welchem die von Wessenbergsche Bilder-Gallerie sich befindet.“15 Zu diesem Zeitpunkt war eine Zusage nicht möglich, da die Stadt Konstanz noch keine genauen Anordnungen über die Aufstellung und Auswahl der auf Beschluss des Großherzogs in Konstanz verbliebenen Wessenberg-Sammlung erhalten hatte. 1864 kaufte die Stadt zur Unterbringung von Bibliothek und Sammlung den zunächst gepachteten Wessenberg’schen Domherrenhof am Münster und eröffnete dort ein Jahr später die Wessenberg-Galerie.16 Der Kunstverein erreichte sein Anliegen auch jetzt nicht, obgleich der Konservator der Galerie, Friedrich Moosbrugger, wie auch alle seine Nachfolger, im Vorstand des Vereins saß. Noch 1867 versuchte er vergeblich „ein Lokal für Nachsendungen und für Ausstellung von angekauften Bildern, Stichen usw. ausfindig zu machen.“17

 

In diesem Zeitraum nahm die Politik Einfluss auf die Aktivitäten des Konstanzer Kunstvereins. Ein Angebot des „Central-Comités des Schweizerischen Kunstvereins“, die Jahresversammlung im Jahr 1866 statt in Zofingen in Konstanz abzuhalten, musste wegen der „politisch-kriegerischen Verhältnisse“18 verschoben werden. 1868 fanden sich die Abgeordneten dann doch noch in Konstanz ein und wurden mit einem kleinen Fest geehrt.

Im Kriegsjahr 1870 meldete der Kunstverein kurz: „Da in Folge des Krieges keine Beiträge eingezogen wurden und man kaum auf deren Eingang rechnen konnte, die Mittel des Vereins sehr gering waren, so wurde beschlossen, die General Versammlung ausfallen zu lassen und keine Verlosung vorzunehmen, ferner den Einzug der Beiträge zu verschieben.“19

 

1875 verstarb Oberamtmann Josef von Chrismar, der erste Vorsitzende des Kunstvereins. Laut Protokoll der Generalversammlung vom 30.12.1875 bestand der Vorstand fortan aus dem Apotheker und Stadtrat Ludwig Leiner (Gründungsmitglied), der vier Jahre zuvor das von ihm begründete Rosgartenmuseum eröffnet hatte, Kaufmann Hermann Brunner (seit 1863 Kassierer), Kunsthändler Heinrich Schmidt-Pecht (seit 1863 Geschäftsführer), Maler Friedrich Thurau (Gründungsmitglied), Photograph Fritz Halm (1869 zum ersten Mal erwähnt), Major Ferdinand Horchler und Maler Anton Seder. Wer das Amt des Vorsitzenden übernahm, wird aus den Protokollen jener Jahre nicht ersichtlich.

Mit dem Schweizerischen Kunstverein kam es nach der Delegiertenversammlung in Zofingen im Juni 1878, zu der Konstanz nicht eingeladen worden war, zu Missstimmungen. Es ging um die Reihenfolge des Ausstellungsturnus im kommenden Jahr und die für Konstanz unerfreuliche Entscheidung, man solle den Turnus erneut, wie schon 1873, anführen.20 Da der Termin nicht mehr zu ändern war, fügte man sich, schaute sich aber verärgert nach anderen Möglichkeiten um: „In Folge dieser rücksichtslosen Behandlung glaubten wir Schritte thun zu müssen und (uns) einem anderen Verein anzuschliessen und wandten uns dem rheinischen Kunstverein (zu).“ Trotz der Information, dass sich nur durch Reduzierung der Ausstellungszeit eine weitere Stadt im Rheinland aufnehmen ließe, hoffte der Kunstverein zunächst, „dass bei der nächsten Generalversammlung unserem Gesuch noch Rechnung getragen wird.“21 Weitere Berichte zu diesem Thema sind nicht bekannt.

Anfang August 1883 beschloss der Kunstverein, in eigener Regie eine Kunstausstellung im Konzilssaal mit Gemälden und Stichen aus Privatbesitz aus Konstanz und der Umgegend zu organisieren, die sehr erfolgreich war. „Durch das Entgegenkommen von allen Seiten war diese Ausstellung nicht nur ihren Vorgängerinnen würdig an die Seite zu stellen, sondern in Vielem interessanter u. belehrender, weil sie eine große Zahl von Gemälden verschiedener Perioden und Schulen vorführte,“22 hieß es anschließend. Die Namen der teilnehmenden Künstler wurden nicht genannt.

 

Neben der Ausstellungstätigkeit wurde Mitte der 1880er Jahre auf Betreiben von Ludwig Leiner erneut thematisiert, ob es nicht im Interesse des Vereins läge, eine Sammlung von Gemälden usw. anzulegen und dafür in Zukunft bei der Verlosung den 1. Gewinn für den Verein zurückzuhalten. Noch immer fehlte ein geeigneter Raum, in dem solche Werke zusammen mit Gemälden und Photographien aus dem Besitz der Wessenberg-Denkmal-Stiftung ihren Platz fänden. Die Vereinsmitglieder waren in dieser Angelegenheit uneins. „Bedenken gegen diesen Antrag wurden von einigen Mitgliedern vorgebracht und darauf begründet, dass der Verein leider nicht in der Lage sei, vorzügliche Bilder anzukaufen, und dann schließlich durch das Ansammeln geringerer Bilder die gute Absicht des Antragstellers nicht sehr gefördert werde.“23 1886 begann die „permanente Ausstellung“ jedoch Gestalt anzunehmen. „Bei der letzten General Versammlung des Kunstvereins wurde zur Sprache gebracht, dass das Interesse für die bildende Kunst in hiesiger Stadt noch viel zu wünschen übrig lasse und ob es nicht Aufgabe des Kunstvereins wäre, hier thätig einzugreifen und für Hebung derselben zu wirken,“ schrieb Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat. „Zur Erreichung dieses Zweckes dürfte vielleicht eine permanente Ausstellung von Rissen und Photographien dienen, die in Verbindung mit der Gemälde Gallerie im Wessenberg Hause eingerichtet würde.“24 Die Genehmigung des Antrags lag bereits wenige Tage später vor, so dass die Idee, zwei verschließbare Kästen im „Kupferstich Zimmer“ aufzustellen, zügig umgesetzt werden konnte. Die Kupferstiche, Radierungen und Photographien nach alten Meistern, die von nun an im wöchentlichen Wechsel gezeigt wurden, stammten aus dem Besitz der Stadt, der Wessenberg-Denkmal-Stiftung und von Privatpersonen, die dem Kunstverein leihweise Blätter zur Verfügung stellten. Die Aufsicht wurde dem derzeitigen Konservator der Wessenberg-Galerie, Daniel Gsell, übertragen. Stolz berichtete der Verein rückblickend: „Erst seit dem Kunstvereine von Seiten der Stadt die Erlaubnis zur Ausstellung von Kunstblättern und Gemälden ertheilt wurde, (…) wurde das Interesse belebt und erhielt nicht nur die Ausstellung, sondern die ganze Gallerie verhältnismässig zahlreichen Besuch.“25

 

Die Ära Heinrich Schmidt-Pecht

 

1887 wurde der Maler und Kunsthändler Heinrich Schmidt-Pecht, Inhaber einer lithographischen Werkstatt, der mit seiner Frau, der Kunsthandwerkerin und später erfolgreichen Keramikerin Elisabeth, den Mittelpunkt der Konstanzer Kunst- und Kunstgewerbeszene bildete, auf der Generalversammlung am 28. Februar zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand bestand jetzt neben Schmidt-Pecht aus Hermann Brunner (Kassierer), Hans Baur, Ludwig Leiner, Fritz Halm, Hauptmann Oskar Sachs und Hermann Smidt, Arzt im Kreuzlinger Sanatorium „Bellevue“. Zwei Jahre später wurde auf Betreiben des Vorsitzenden auf der Generalversammlung eine Idee verfolgt, die die Ausrichtung des Vereins auf Jahre beeinflussen sollte. „Fast gegen Ende des Jahres, als der bisherige Conservator H. Gesell seine Stelle kündigte, wurde der Gedanke angeregt, ob der Kunstverein nicht die Gelegenheit vohrnehmen sollte, beim Stadtrathe den Antrag zu stellen, dahin wirken zu wollen, dass diese Stelle nicht mehr besetzt, die Aufsicht über die Gallerie dem Kunstvereinsvorstand übertragen, demselben auch ein Theil des Gehalts, den der Conservator bezogen, zur Anschaffung von Kunstwerken zugewendet und die Wohnung desselben zu Ausstellungszwecken überlassen werde.“26 Das Ersuchen an den Stadtrat hatte Erfolg: Heinrich Schmidt-Pecht und sein Stellvertreter Hermann Smidt übernahmen 1889 mit Billigung der Stadt und der Großherzoglichen General-Intendanz ehrenamtlich die frei gewordene Konservatorenstelle der Wessenberg-Galerie.

 

Für den Kunstverein bedeutete diese Wendung eine Verbesserung seiner Situation. Zum einen erhielt der Verein die Hälfte des ehemaligen Konservatorengehaltes zur freien Verfügung. Am 13. Juli 1889 bestätigte die Großherzogliche General-Intendanz, seine Königliche Hoheit, der Großherzog, „wollen (…) von dem freigewordenen Functionsgehalte des Conservators dem Kunstverein Konstanz für die Förderung seiner Zwecke die Summe von jährlich 450 Mk. überlassen,“ welche „von der Grosshgl. Privatvermögensverwaltung in halbjährigen Theilbeträgen an den Vorstand des Kunstvereins ausbezahlt werden wird.“27 Zum andern bekam der Kunstverein endlich die lang ersehnten Ausstellungsräume. Die Wohnung des ehemaligen Konservators, Atelier und Schlafraum im Rückgebäude des Wessenberghauses, wurden renoviert und „dem jetzigen Zwecke entsprechend“ optisch angepasst. „Die Tapeten wurden theegrün, die Lambris dunkelbraun mit Holzmaserirung übermalt, so dass in diese Räume gehängte und aufgestellte Bilder, Oelgemälde und Stiche einen ruhigen Hintergrund haben.“ Man plante, „wie vorn in der Gallerie, allwöchentlich wechselnde Ausstellungen“ zu veranstalten, „um Sinn für Kunst und Kenntnis der Kunstwerke und Schulen zu beleben, zu heben, zu mehren.“28 Zu diesem Zweck wurde ein großer Tisch aus der Galerie gebracht und Gegenstände wie Stühle, Rahmen und ein Schrank angeschafft, in dem nach Schulen geordnete Kunstblätter (Stiche und die aus den ersten beiden Raten des Großherzogs erworbenen Photographien nach Gemälden alter Meister) untergebracht wurden. Zusätzlich wurden 13 Gipsabgüsse nach Skulpturen der Florentiner Frührenaissance (Donatello, Luca della Robbia etc.) angekauft und in dem „neu hergerichteten kleinen Zimmer mit Holzplafond“ aufgestellt.29 

 

Heinrich Schmidt-Pecht war von nun an als Vorsitzender des Kunstvereins und als Konservator der Wessenberg-Galerie für den Kunstankauf beider Institutionen zuständig. Die Photografien, Bilder und Graphiken, die er damals für die Sammlung der Stadt erwarb, und die Werke, die in den Besitz des Kunstvereins gelangten, lassen sich in seinen Lebenserinnerungen nicht immer deutlich voneinander unterscheiden: „Wir hatten zunächst unseren so bescheidenen Mitteln gemäss darauf verzichtet, Gemälde zu erwerben, hatten vor allem eine reiche Sammlung grosser Nachbildungen klassischer Gemälde angeschafft. (…) Es schlossen sich das Holzschnittwerk Dürer’s und dessen Kupferstiche an, so dass allmählig eine umfassende Sammlung deutscher, italienischer und niederländischer Meister zusammen kam, die durch immer wechselnde Ausstellung auch das Interesse weiterer Kreise weckte und der vorher kaum besuchten Galerie zahlreiche Besucher zuführte. Wir begannen dann, auch moderne Künstler in Nachbildungen anzureihen, so das Werk Menzels und Böcklins, während nach und nach fast das ganze Radierwerk Klingers erworben wurde. Dann erst, als diese Grundlage geschaffen war, (…) wagten wir uns auch an Erwerbung von Originalgemälden zeitgenössischer Künstler.“30 „Der Kunstverein hatte an Mitgliedern stark zugenommen,“ so Schmidt-Pecht weiter. „Er vereinnahmte ziemliche Beträge an Provision auf verkaufte Gemälde aus seinen Ausstellungen, so dass er in der Lage war, erhebliche Zuschüsse für Ankäufe zu leisten. Ansässige Künstler gab es zu Anfang nur sehr wenige, aber am Untersee waren Robert Weise, Bruno Goldschmitt, Scheurmann u.a. tätig, vor allem die schon mehrfach erwähnte Künstlerkolonie auf der Reichenau; man bekam den schönen Blick auf Konstanz von Meyer-Basel, ein grosses Pastell von Voellmy, Radierungen von Halm und vor allem das grosse Gemälde von Wilhelm Volz, Madonna im Grünen, dessen Landschaftsstudien auf der Reichenau entstanden.“31 Der Schwerpunkt der Sammlung lag auf der regionalen Kunstszene, wie Schmidt-Pecht berichtete: „Während wir als Prinzip festhielten, in erster Linie Bilder von heimischen Künstlern zu erwerben, dann Bodenseebilder von nur vorübergehend am See tätigen Malern, so gab sich doch öfter Gelegenheit, hiervon eine Ausnahme zu machen. So kamen wir ausser Gouachebildern von Schönleber und Rudolf Sieck, einer besonders flotten farbigen Kreidezeichnung von Julius Diez vor allem in Besitz eines schönen grossen Aquarells, „Siena“ darstellend, von Max Klinger (…).“32 Das Aquarell von Max Klinger hatte Schmidt-Pecht im Jahre 1899 persönlich beim Künstler in Leipzig gekauft.

 

Anfang der 1890er Jahre blickte der Kunstverein sorgenvoll in Richtung Schweiz. Die Sektion Lugano war 1892 in den Ostschweizer Turnus aufgenommen worden, und man fragte sich verunsichert, ob die Teilnahme von Konstanz in Zukunft noch gewährleistet sei. Wie schon 1878 suchte man nach Alternativen. „Herr Dr. Smidt regte an, sich mit den Bodenseestädten Lindau, Friedrichshafen, Ueberlingen, eventuell Bregenz in Verbindung zu sezen und die Gründung eines Bodensee-Verbandes zu erstreben behufs Einrichtung eines kleinen Turnus von Gemäldeausstellungen,“ so das Protokoll der Generalversammlung im März 1892. „Der Vorsitzende des Ausschusses erhielt den Auftrag, die Vorkehrungen einzuleiten.“33 Bekannt ist, dass die Delegierten der Städte Konstanz, Bregenz und Überlingen am 5. November 1893 nach Friedrichshafen reisten, um die Bedingungen für eine gemeinsame Kunstausstellung mit Ölgemälden, Aquarellen, Radierungen und Skulpturen im folgenden Jahr festzulegen, die vom 9. bis 30. September 1894 in Konstanz im Konzilssaal gezeigt wurde. Da die Aktion jedoch mit einem Defizit abschloss, wurde künftig von ähnlichen Unternehmungen Abstand genommen.34

 

Der Vorsitzende Heinrich Schmidt-Pecht war der Meinung, mit besonderen Veranstaltungen ließe sich das Interesse des Publikums am besten wecken. Das hätten die jährlich leihweise überlassenen Ölgemälde der „Gesellschaft für historische Kunst“ (1892-1902), die beiden Ausstellungen mit Originalzeichnungen von Christian Wilhelm Allers (1893,1894), Leihgaben des Kunsthändlers Lesit aus Berlin, und die 1896 ins Leben gerufene Skizzenausstellung bewiesen. „Auf solche Ausstellungen glauben wir auch fernerhin das Hauptgewicht legen zu sollen,“35 lautete sein Fazit. Wo jene Werke im Wessenberghaus zu finden waren, konnte der interessierte Fremde in dem 1901 gedruckten „Verzeichnis der Kunstsammlungen des Wessenberghauses“ nachlesen: „Die Zimmer IV und V dienen den wechselnden Ausstellungen des Konstanzer Kunstvereins; sie enthalten ausserdem Originalradirungen, Zeichnungen und Aquarelle neurer Meister, sowie eine grössere Sammlung graphischer Nachbildungen von klassischen und modernen Kunstwerken. Dieselben sind zum Theil im Schaukasten ausgestellt, zum Theil in Mappen verwahrt, welche jederzeit von dem Hausmeister zur Besichtigung herausgegeben werden.“36

 

Für besonders umfangreiche Projekte wurde weiterhin der Saal des Konzil-Gebäudes genutzt. 1903 zeigte der Kunstverein im August zur Hauptsaison eine bereits seit langem geplante Ausstellung mit Gemälden aus Privatbesitz, darunter Werke aus den Handzeichnungs-Sammlungen des Bankiers Wilhelm Brandes und des Vorstandsmitgliedes Hermann Smidt, zu der auch Künstler aus Konstanz und der Schweiz eingeladen worden waren. Mit 3400 Besuchern, vor allem aus dem Thurgau, war das Unternehmen für Konstanzer Verhältnisse sehr erfolgreich.37 Zeitgenössische Berichte über die teilnehmenden Künstler fehlen, jedoch wird das Bemühen des Vereins deutlich, der Ausstellung, beispielsweise durch mit Stoff bespannte und „mit Tannengrün bestekte“ Wände und durch Dekorationspflanzen, ein „gefälliges Äußeres“ zu geben. Die Kosten für die „Verzierung der Kunstausstellung durch die städtischen Gärtner mit Pflanzen, Kränzen und Material aus dem Wald“ übernahm die Stadt.38 Im Sommer 1906 wurde das Konzil-Gebäude erneut gemietet, denn der Verein beabsichtigte, eine Ausstellung von japanischen Farbholzschnitten zu zeigen, die durch die „vorübergehende Anwesenheit eines bedeutenden Sammlers“ zustande kam. Schmidt-Pecht betonte, dass die Kunstschau, welche „sicher etwas ebenso seltenes, wie interessantes bieten wird,“ auch sehr wohl geeignet sei, „Fremde zu besonderem Besuch zu veranlassen.“39

 

Weitere Ereignisse: Am 19.1.1904 wurde der langjährige Kassierer, Bankier Hermann Brunner, der nach 40jähriger Vereinstätigkeit ausgeschieden war, zum Ehrenmitglied ernannt. Auf der Generalversammlung im Januar 1905 hielt der Protokollführer die überraschende Anwesenheit von weiblichen Kunstvereinsmitgliedern für bemerkenswert: „Anwesend sind vom Vorstand die Herren Schmidt-Pecht, Gail, Leiner, Brandes, Brugger sowie 24 Mitglieder, darunter zum ersten Mal zwei Damen.“40

Im Februar 1907 verstarb das Vorstandsmitglied Wilhelm Brandes, Direktor der Rheinischen Kreditbank, der der Stadt nicht nur seine bedeutende Graphiksammlung, sondern auch eine erhebliche Summe für Ausstellungsbauten im Rückgebäude des Wessenberghauses vermachte. Der große Oberlichtsaal und der angrenzende kleine Raum (Brandeszimmer) zur Unterbringung der Stiftung (Entwurf und Bauleitung: Architekt Ernst Gradmann) wurden am Sonntag, den 4. Oktober 1908 in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Franz Weber und zahlreicher geladener Gäste eröffnet.41  Erfreut verzeichnete der Kunstverein im gleichen Jahr einen Mitgliederzuwachs von 127 auf 166.42

Da dem Verein fortan der Saal als Ausstellungsfläche zur Verfügung stand, beschlossen die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1910, die Mitgliederbeiträge von jährlich 6 auf 8 Mark zu erhöhen und das Geld in erster Linie für Ausstellungen zu verwenden. Wie umfangreich die Tätigkeit im Wessenberghaus bereits war, beweist ein Schreiben Schmidt-Pechts an den Stadtrat, in dem für das Jahr 1909 nicht weniger als 12 Ausstellungen, darunter eine Bodensee-Kunstausstellung, Gemälde von Hans Thoma sowie architektonische Entwürfe von August Knäble, aufgelistet werden.43 Nicht immer waren diese von Erfolg gekrönt. Anfang der 1910er Jahre häufen sich Berichte über mangelnde Besucherzahlen und schlechte finanzielle Ergebnisse. Der Vorstand ermahnte die Mitglieder, „alles zu thun, dass auch Ankäufe der ausgestellten Bilder zu stande kommen, da sonst mit der Zeit es schwierig würde, überhaupt noch Künstler zur Ausstellung in Konstanz zu bewegen.“44

 

Wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam die Verfassung des Vereins auf die Tagesordnung. „Einige Vorkommnisse in letzter Zeit lassen es wünschenswert erscheinen, dass unser Verein durch Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichts die Rechtsfähigkeit erwerbe. Dies macht eine Statutenänderung nötig,“ hatte es in der Einladung zur Generalversammlung im Januar 1914 geheißen.45 Am 10. März 1914 wurde der Verein unter dem Namen „Kunstverein in Konstanz“ in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Konstanz eingetragen.

Der Erste Weltkrieg hinterließ kaum Spuren in den Protokollen des Vereins. 1916 gab der Vorstand bekannt, die Mitgliederzahl sei zurückgegangen und man habe nur in beschränktem Maße Ausstellungen durchführen können. Diese seien durchweg sehr schlecht besucht gewesen.46 Im Juli 1917 starb das Vorstandsmitglied Carl von Preen, dessen Erben dem Kunstverein eine reiche Sammlung an Photographien (Architektur, Plastik und Gemälde der italienischen Renaissance) sowie drei griechische Vasen vermachten.

 

Weimarer Republik (1920er Jahre)

 

Im Revolutionsjahr 1919 wendete sich das Blatt, es herrschte Aufbruchstimmung. „Im Allgemeinen konnte im vergangenen Jahr zufolge der Zeitverhältnisse nicht viel veranstaltet werden,“ resümierte Heinrich Schmidt-Pecht auf der ersten Generalversammlung nach dem Krieg im März 1919 in Gegenwart der Vorstandsmitglieder Carl Gail, Otto Leiner (Leiter des Rosgartenmuseums), Ewald  Weisschedel, Oskar Brugger, Ernst Gradmann und 23 weiterer Mitglieder. Jetzt gebe es jedoch neue Projekte, beispielsweise „Vorschläge zu neuen Kunstvereinen, einen solchen der Künstler am Bodensee und einen badischen Kunst- und Kulturrat.“ Man wollte sich weiterhin bemühen, „künstlerische Bestrebungen und künstlerisches Verständnis in der Bevölkerung“ zu wecken, und zwar „in erster Linie durch Vorträge mit Demonstrationen für die höhere Schuljugend zur Hebung und Schulung des Geschmacks.“ Abgesehen davon sei zu hoffen, „dass in Zukunft, der Zeit entsprechend, die Damenwelt in gleicher Weise wie die Herrn an unseren Vereinsangelegenheiten teilnimmt.“47

 

Anfang der 1920er Jahre waren die Auswirkungen der Geldentwertung in Konstanz deutlich spürbar. Um die Verlosung in Zukunft finanzieren zu können, erhöhte der Verein den Jahresbeitrag der Mitglieder, deren Zahl inzwischen von 158 auf über 200 gestiegen war. Dafür wurde ihnen ein umfangreiches Programm geboten. 1920 fand fast jeden Monat eine neue Ausstellung statt, die „alle Bestrebungen der Kunstrichtungen“ zeigten. Dazu kamen Vorträge und Führungen, die „aufs Eifrigste verfolgt“ wurden. Wegen der „ungeheuer vermehrten Arbeit“ wurde eine „Commission für die Arrangierung“ von Ausstellungen gebildet, für die sich Studienprofessor Hans Hollerbach, Maler Karl Einhart und Privatier Fritz Kempter zur Verfügung stellten.48

Das Programm des Vereins war auch in den 1920er Jahren dicht gedrängt mit Einzelausstellungen von einheimischen oder vorübergehend in Konstanz, auf der Höri, auf der Insel Reichenau oder an anderen Orten am Bodensee arbeitenden Künstlern und Künstlerinnen wie Maria Gabriele Zimmermann-Dursch (1920), Walter Waentig (1920,1925), Willi Münch-Khe (1925) und Peter Halm (1925). Dazu kamen dem Expressionismus nahe stehende und überregional bekannte Maler und Malerinnen wie Waldemar Flaig (1920,1929), Kasia von Szadurksa (1922,1929), Hans Breinlinger (1921), Käthe Kollwitz (1927) und Hans Meid (1927). Künstlergruppen, wie die neu gegründeten Vereinigungen „Der Kreis“ (1926,1927,1928) oder die „Neue Malergruppe am See“ (1925) wurden ebenfalls im Kunstverein vorgestellt. 1926 erwähnte der Vorsitzende in dem Bericht über das vergangene Vereinsjahr zum ersten Mal eine „Weihnachtsausstellung hiesiger Maler“, die mit einer Verlosung verbunden war und bis heute als Mitgliederausstellung fester Bestandteil des Ausstellungsprogramms geblieben ist.49

 

Das interne Vereinsgeschehen gestaltete sich in den 1920er Jahren unbeständig, denn es kam zu einem mehrfachen Wechsel im Vorstand. Heinrich Schmidt-Pecht hatte auf der Vorstandssitzung vom 30. November 1922 den Vorsitz niedergelegt, blieb aber bis 1929 als Schriftführer und noch bis zu seinem Tod als Konservator der Wessenberg-Galerie Mitglied. Sein Amt übernahm bis April 1925 der Dichter, Verleger und Buchhändler Oskar Wöhrle, dann folgte der Architekt Ernst Gradmann als Vorsitzender des Kunstvereins. Der Vorstand bestand jetzt aus sieben Personen: Ernst Gradmann (Vorsitzender), Heinrich Schmidt-Pecht (Schriftführer), Privatier Wilhelm Heye (Kassier), Julius Hollerbach (Beisitzer), Karl Einhart, Regierungsbaumeister a.D. Paul Motz und Architekt Heinrich Blattner. Mit der Wahl von Julius Hollerbach zum 1. Vorsitzenden am 5. Mai 1927 wurde diese unruhige Phase auf der Leitungsebene des Vereins beendet.

 

Die Ära Julius Hollerbach

 

Im Sommer 1927 veranstaltete der Verein wieder eine täglich geöffnete Bodensee-Kunstausstellung. „Es ist zur Übung geworden, dass alljährlich um die Sommerzeit, wenn der Fremdenverkehr am Bodensee einsetzt, die Maler um den See ihre Werke zur Ausstellung bringen,“ berichtete die „Deutsche Bodensee-Zeitung“ am 20. Juli 1927. „Beim Eintritt in den Saal (…) findet man, dass die Malereien durchweg ruhiger, harmonischer geworden sind. Gemälde, wie man sie noch vor einigen Jahren zu sehen bekam, mit einem Chaos an Farben, einem Gewirr von Linien und Ueberschneidungen, Bilder, die einem Rätsel zu raten aufgaben, sind nicht mehr vorhanden.“ Die eigene konservative Einstellung zur modernen Kunst nicht verleugnend, hieß es weiter: „Glücklicherweise hat die Nüchternheit der ‚Neuen Sachlichkeit’ das Erbe bei unseren Bodenseemalern nicht angetreten, dazu sind die meisten zu lyrisch veranlagt.“50

Die im September zum ersten Mal nach dem Krieg wieder in Konstanz gezeigte Ausstellung des Schweizerischen Kunstvereins, neben der „Nationalen“ die bedeutendste Kunstschau der Schweiz, kommentierte das Blatt nicht. „Mit dieser Veranstaltung sind die alten Beziehungen des Konstanzer Kunstvereins zu dem der Schweiz wieder aufgenommen worden. Fast zu eng erschienen die verfügbaren Räume des Wessenberghauses für diese große Ausstellung, die mit Gemälden von 160 Malern und mit einer stattlichen Anzahl von Plastiken Schweizer Bildhauer beschickt worden ist.“51

 

Von Neujahr 1928/1929 bis Mai 1929 kam die rege Ausstellungstätigkeit des Vereins wegen Renovierungs- und Umbauarbeiten und dem Einbau einer Zentralheizung zum Erliegen. Eine Besichtigung der Räume hatte ergeben, dass im großen Ausstellungssaal und vor allem im Brandeszimmer wegen anhaltender Feuchtigkeit, unter der auch die Sammlung gelitten hatte, Bauschäden aufgetreten waren. Heinrich Schmidt-Pecht setzte sich beim Stadtrat dafür ein, dass das angrenzende ehemalige Atelier zur Aufnahme der Brandessammlung und der bisherige Magazinraum neben dem Gedächtniszimmer für Ausstellungszwecke hergerichtet wurden. Die Wiedereröffnung des Kunstvereins wurde am 12. Mai 1929 unter Anwesenheit des Oberbürgermeisters Otto Möricke und zahlreicher Mitglieder mit einer Ausstellung der Künstlervereinigung „Der Kreis“ gefeiert. Fortan, hieß es auf der Hauptversammlung im Juni, wollte man sich darum bemühen, auch im Winter öfters Vorträge zu veranstalten, „zu denen der jetzt gut heizbare Saal beste Gelegenheit“ bot. Das Protokoll der Sitzung, auf der Heinrich Schmidt-Pecht zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, zeigt, dass die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise jetzt auch in Konstanz zu spüren waren. Sogar die Zukunft der Verlosung war gefährdet: „Die Finanzlage ist andauernd schlecht, weil die früher wesentlichen Einnahmen aus Provision von Verkäufen fast ganz fehlen.“ „Tunlichste Sparsamkeit“ war das Gebot der Stunde.52 

Unter den Künstlern formierte sich Ende der 1920er Jahre ein deutliches Konkurrenzdenken in Bezug auf die Schweizer Kollegen. 1929 stimmte der gesamte Vorstand für den Antrag des Malers Karl Einhart, die Stadt Konstanz solle gebeten werden, solange die große Not der einheimischen deutschen Künstler bestehe, keine Werke von Schweizer Künstlern anzuschaffen, „zumal in den letzten 4 Jahren 4 Schweizer Bilder angekauft wurden, in den ausstellenden Städten der Schweizer Nachbarschaft dagegen kein Bild eines reichsdeutschen Künstlers erworben wurde.“53 Die Tageszeitungen griffen das Thema ebenfalls auf. „Die heutige Zeit wirtschaftlicher Not trifft den Künstler doppelt hart, weil kaum die Mittel zum Lebensunterhalt aufgebracht werden können und so für die Erwerbung von Kunstwerken nichts mehr übrig bleibt.“54

 

1930 und 1932 fanden im Kunstverein zwei in der Presse viel beachtete Ausstellungen zu Ehren des 1932 verstorbenen, dem figurativen Expressionismus nahe stehenden Malers Waldemar Flaig statt, die ein Jahr später nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in dieser Weise nicht mehr hätten gezeigt werden können. Das noch 1930 als „farblich höchst  wirksam“ bezeichnete Bildnis der Tänzerin Tatjana Barbakoff, das die Wessenberg-Galerie 1926 erworben hatte, zählte 1937 zu den Werken, die aus der Sammlung beschlagnahmt wurden.55

 

Machtübernahme 1933

 

Auf der Hauptversammlung im Mai 1933 stellte der Vorsitzende Julius Hollerbach zunächst „die Vorstandschaft aller Mitglieder des Vorstandes zur Verfügung in Anbetracht der Zeit der nationalen Umbildung und ihren Forderungen auf dem Gebiet der Kunst und Kultur.“ Die Versammlung sprach jedoch ihm und dem bisherigen Vorstand „auch unter den neuen Verhältnissen“ das Vertrauen einstimmig aus. Hollerbach teilte ferner mit, dass er mit dem Ortsleiter des „Kampfbundes für deutsche Kultur“, Roland Vulpius, schon vor einiger Zeit Kontakt aufgenommen habe und mit dem neuen Stadtoberhaupt, Oberbürgermeister Albert Herrmann, in Verbindung getreten sei, „zumal der Kunstverein unter dem Protektorat der Stadt und in deren Räumen im Wessenberghaus seine Arbeit leiste. Hermann habe seine Bereitwilligkeit erklärt, in den Vorstand einzutreten.“56  

 

Der Ausstellungsbetrieb ging indessen unvermindert weiter. Im Mai 1933 wurden Werke des Elzacher Malers Erwin Krumm gezeigt, der in den zwanziger Jahren mehrfach im Kunstverein ausgestellt hatte. Die „Bodensee-Rundschau“ bemerkte damals: „’Jeder Mensch schafft aus seinem Blut’, sagte der Künstler bei der Führung durch seine Ausstellung am 23. Mai vor einem engen Kreis. Durch nichts konnte das eigenwillige und charakterfeste Schaffen dieses Schwarzwälder Bauernsohnes besser gekennzeichnet werden, als durch diesen einen Satz.“57 Anders sah die Bewertung für die sich anschließende Bodensee-Kunstausstellung aus, die von einem linientreuen Besucher als „vollkommen unnötige, restlos überflüssige und dazu noch unangebrachte Verbeugung vor der Kunstrichtung des vergangenen Systems“ verurteilt und mit den Worten attackiert wurde: „Hatte denn die ‚Juri’ dieser sogenannten Kunstausstellung nicht das Empfinden dafür, dass sie die Pflicht hatte, den Ausstellungsbesuchern einen Ausschnitt aus dem Schaffen jener Künstler am Bodensee zu bieten, die ihrem Volk etwas zu sagen haben? Hatte sie kein Empfinden dafür, dass sie Bilder hängte, die nach der Entthronung der ‚Ismen’ wie Faustschläge wirken?“58

Ende des Jahres präsentierte sich die Konstanzer Ortsgruppe des „Kampfbundes für deutsche Kultur“, darunter viele bekannte Künstler vom Bodensee wie Hans Dieter, Heinrich Lotter, Walter Waentig, Heinrich Ernst Kromer, Bernhard Schneider-Blumberg und Otto Marquard zum ersten Mal im Wessenberghaus. Geboten wurde laut der „Konstanzer Zeitung“ ein „sehenswerter Ausschnitt aus dem boden- und heimatverbundenen Kunstschaffen am Bodensee. Sie ist in ihrer Gesamtwirkung auf ein ruhiges und geglättetes Maß abgestimmt, fast so, als ob das Ringen und Mühen und problematisches Streben der letzten 15 Jahre ausgestrichen sei.“59

 

Im Herbst 1933 wurde das 75jährige Bestehen des Konstanzer Kunstvereins gefeiert. Der Vorstand organisierte einen Festakt, an dem Vertreter aus der Schweiz, der Reichswehr, der Presse und des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ ebenso teilnahmen wie Kulturschaffende und Künstler aus der Bodenseeregion. Von größeren Aktivitäten anlässlich des Jubiläums war Abstand genommen worden, stattdessen veranstaltete der Verein „eine schlichte und würdige, von Musikdarbietungen umrahmte Weihefeier.“60 Heinrich Schmidt-Pecht gab als Ehrenpräsident einen Rückblick auf die Geschichte des Vereins, die er mit den Worten schloss: „Weltliche und geistliche Fürsten, die im vielgestalteten Deutschland durch Jahrhunderte die Künste förderten, sind gegangen, aber der Führer des neuen Reiches hat, wie nie zuvor ein Staatsmann, es ausgesprochen, wie innig er sich mit Deutschlands Kunst verbunden fühlt und wie hoch er seine Aufgabe einer Erneuerung deutscher Kunst auffasst: ‚Nur aus Vergangenem und Gegenwärtigem zugleich baut sich die Zukunft auf.’“61 Als Jubiläumsausstellung hatte man sich für eine Werkschau der 1863 verstorbenen Konstanzerin und badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder entschieden. Gerade diese Ausstellung fasste der Kunstverein, laut Bericht der „Deutschen Bodensee-Zeitung“, „als ein Bekenntnis auf zu der besten und christlichen Kunsttradition, auf deren Grundlagen der Verein auch fernerhin in Konstanz wirken werde.“62

 

Die Gleichschaltung des Vereins, der am 19. Juni 1935 beim Amtsgericht Konstanz unter dem geänderten Namen „Kunstverein Konstanz“ eingetragen wurde, verlief reibungslos. Hollerbach hatte sich auf der Generalversammlung am 29. Januar 1935 enttäuscht darüber gezeigt, wie gering das Interesse der heimischen Bevölkerung „an all dem Gebotenen“ gewesen sei. Seine Aufgabe war es jetzt, die Mitglieder über den Stand der Dinge zu informieren. „Seit 1 Jahr ist auch unser Kunstverein (…) Mitglied des Bundes und so mittelbar Mitglied der Reichskammer (…). Der wesentliche Unterschied gegenüber der bisherigen Organisation ist, dass die Hauptversammlung der Mitglieder nur noch den Vereinsvorsitzenden zu wählen hat, der dann seinerseits den Vorstand als beratendes Organ beruft und die erforderlichen Ämter unter ihnen verteilt. Die endgültigen Entscheidungen über alle Maßnahmen trifft aber nur der Vorsitzende.“ Als Zweck des Vereins, gab Hollerbach zur Kenntnis, „ist uns von der Kulturkammer gesetzt: Der Verein hat bei der Verbreitung und dem Absatz von Kulturgut der bildenden Künste mitzuwirken, die ihm durch das Reichskulturkammer-Gesetz übertragenen Aufgaben zu erfüllen und insbesondere auch darin mitzuwirken, die deutsche Kunst in Verantwortung für Volk und Reich zu fördern.“63

Tatsache ist, dass man Hollerbach zunächst politisch überprüfte. Der Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, Albert Herrmann, erhielt am 26. Februar 1935 von dem Vorsitzenden des Fachverbandes Deutscher Kunstvereine ein Schreiben, in dem jener um Informationen bat, ob gegen den vom Kunstverein vorgeschlagenen Vorsitzenden, insbesondere in politischer Hinsicht, Bedenken vorlägen. Herrmann wandte sich in der Sache an die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Gau Baden, deren Antwort eindeutig ausfiel: „Politisch ist er früher nicht hervorgetreten. Der Partei gehört er seit 1.5.1933 an. Auch das Amt für Erzieher, Pg. Schätzel, konnte nur eine gute Auskunft über Pg. Hollerbach erteilen. Auch fachlich ist er für diesen Posten, für den er unbedingt die gegebene Persönlichkeit sein dürfte, geeignet.“64

 

Im Juni 1937 eröffnete Hollerbach die Sommer-Ausstellung der Konstanzer Künstler Karl Einhart, Sepp Biehler, Heinrich Ernst Kromer, Hedwig Dame, Werner Rohland, Alexander Rihm und Hans Stingl mit einer Begrüßungsrede, in der er von der Verpflichtung jedes Einzelnen gegenüber den Künstlern und ihren Werken sprach. Die „Deutsche Bodensee-Zeitung“, die auf Hollerbachs Rede einging, erwähnte nebenbei, dass die Konstanzer Veranstaltung in die Zeit der Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst in München falle und damit auch ihren Teil zur deutschen Kunst im nationalsozialistischen Reiche beitragen wolle.65 Gerade diese Kunstschau im Wessenberghaus sollte dem Kunstverein jedoch Unannehmlichkeiten bereiten. Im September 1937 erschien in Konstanz einer der Kunstkommissare, deren Aufgabe die „Sicherstellung deutscher Verfallskunst seit 1910“ war. Kunstkommissar Sachs von der Reichskammer der Bildenden Künste Berlin besichtigte die Städtische Galerie und beschlagnahmte anschließend Werke von Karl Hofer, Hans Breinlinger, Hans Purrmann, Adolf Hildenbrand, Waldemar Flaig und Kasia von Szadurska. Die Ausstellung des Kunstvereins, die gerade zu Ende ging, quittierte er mit den Worten: „Gut, dass diese Ausstellung schon geschlossen ist, sonst hätte ich sie sofort geschlossen.“66 In der Folgezeit konzentrierte sich der Verein auf unverfänglichere Projekte wie die „Ausstellung von Familienbildnissen des XIX. Jahrhunderts, vornehmlich aus hiesigem Privatbesitz“ im Oktober des gleichen Jahres.67

 

Im Winter 1938 fand ein weithin beachtetes kulturelles Ereignis in Konstanz statt. Der Kunstverein hatte gemeinsam mit der Wessenberg-Galerie als Beitrag für die badische Gaukulturwoche eine Ausstellung mit Werken von Adolf Menzel organisiert, die am 13. November eröffnet wurde. Die Gemälde, Farbskizzen, Zeichnungen und Studienblätter stammten teilweise aus der Berliner Nationalgalerie und der Karlsruher Kunsthalle. Am 21. November sprach Heinrich Schmidt-Pecht persönlich beim Oberbürgermeister vor. „Er teilte mit, dass er von der Kreisleitung einen Anruf erhalten habe, es sei gesagt worden, im Wessenberghaus wären zwei Bilder ausgestellt, die Juden darstellten und deswegen Anstoß erregen würden,“ so das Protokoll des Besuchs. „Herr Schmidt-Pecht hatte die beiden Bilder mitgebracht. Beide sind von Menzel! (…) Das eine ist eine Kopfstudie und stellt einen Rabbiner dar; ohne die hierauf hinweisende Schrift unter dem Bild wäre man nicht ohne weiteres auf diesen Gedanken gekommen. Der Herr Oberbürgermeister erklärte, dass mit Rücksicht auf die Unterschrift und den weiteren Vermerk ‚Original im Eigentum des Bankiers Perl in Berlin’ (offenbar auch ein Jude) das Bild nicht gezeigt werden solle. Das zweite Bild stellt eine Anzahl Juden dar mit Jesus im kindlichen Alter. Die Darstellung der jüdischen Typen ist Menzel so hervorragend geglückt, dass das Bild ganz gut im ‚Stürmer’ veröffentlicht werden könnte. Damit aber der Kunstverein jede Meinungsverschiedenheit auf diesem Gebiet vermeide, riet der Herr Oberbürgermeister auch zur Entfernung dieses Bildes. Um jeden Irrtum auszuschließen, wird hierher vermerkt, dass es sich um eine rein private Ausstellung handelt. Der Herr OB ist in der Sache nicht zu einer Entscheidung zuständig, hat sich vielmehr nur auf einen Rat beschränkt.“68

 

Kriegsjahre (1939-1945)

 

Recherchen über die Geschichte des Kunstvereins im Zeitraum 1933 bis 1945 werden heute vor allem durch die Tatsache erschwert, dass die Protokolle dieser Jahre bis auf drei Ausnahmen (1937,1938,1939) verloren sind.69 Bekannt ist jedoch, dass der Vorstand im Jahre 1939 neben dem Vorsitzenden Julius Hollerbach aus weiteren fünf Personen gebildet wurde: Maler Alexander Rihm (Stellvertreter), Buchhändler Walter Ackermann (Schriftführer und Schatzmeister), Heinrich Schmidt-Pecht (Beiratsmitglied), Oberbürgermeister Albert Hermann (Beiratsmitglied) und Studienrat August Krumm, Zeichenlehrer am Gymnasium (Ausstellungsleiter).

Heinrich Schmidt-Pecht hatte sich wenige Monate vor Ausbruch des Krieges erfolgreich darum bemüht, die Stadt in ihrem Haushaltsplan um einen jährlichen finanziellen Zuschuss für Ausstellungen und Vorträge des Kunstvereins in Höhe von 200 RM zu verpflichten. Noch Ende des Jahres 1939 bekräftigte er: „Wenn wir vergleichen, dass doch die Zuschüsse zum Theater wenigstens teilweise weiterlaufen, dass die Wessenberg-Bibliothek ganz geschlossen ist, das damit verbundene Stadtarchiv unverändert mit einem Vorstand und zwei Hülfskräften weiter besteht, so dürfte das Verlangen, die kulturell als so wichtig anerkannten Ausstellungen der Wessenberg-Galerie und des Kunstvereins wenigstens einer bescheidenen Unterstützung für wert zu halten, gewiss nicht unberechtigt sein.“70 Archivalien bestätigen, dass die Stadt dem Verein auch in den Rechnungsjahren 1940 bis 1943 einen Zuschuss gewährte.71

 

Die Ausstellungstätigkeit des Kunstvereins war während des Krieges nicht unterbrochen worden. „Die Aufgabe, der bildenden Kunst zu dienen, sie dem Volke besonders durch Ausstellungen lebender Künstler zu vermitteln, hat im Kriege keine geringere Bedeutung,“ wurde Hollerbach in der „Bodensee-Rundschau“ im Dezember 1940 zitiertolHo. „Trotz mancher Schwierigkeiten - da sind viele Maler fort, stehen als Soldaten im Felde, da sind Transportsorgen, Kistensorgen, Rahmensorgen usw. - hat der Kunstverein seine Aufgabe im Kriege unvermindert durchgeführt, an die Menschen denkend, die Kunst brauchen und wollen, an den Künstler denkend, der über die Zeit des Krieges nicht allein gelassen werden darf, da wir ihn jetzt und später nötig haben.“ Die Kunst der Vergangenheit habe man ebenfalls nicht vernachlässigt und als Auftakt zu den Kriegsausstellungen im Oktober 1939 bezeichnenderweise eine „Hans Thoma Ausstellung“ zum 100. Geburtstag des Meisters gewählt, so Hollerbach im Rückblick: „Dem harten Winter gab im Februar eine Ausstellung ‚Das Winterbild’ das künstlerische Spiegelbild (…) und im Juni wurde zur Feier der deutschen Siege in Flandern „Flämische Kunst“ aus Beständen der Wessenbergsammlung ausgestellt.“72 

Ob und inwieweit sich die Künstler mit dem Thema „Krieg“ auseinandersetzten, lässt sich anhand der zeitgenössischen Quellen nur ansatzweise verfolgen. Laut der „Bodensee-Rundschau“ zeigte der Konstanzer Maler Adolf Eiermann anlässlich einer Sonderausstellung im Jahre 1940 unter anderem „allegorische Kriegsbilder“.73 Die Weihnachtsausstellung im Dezember 1941 präsentierte nicht nur Blumenmotive, Stillleben und Landschaften von Karl Einhart, Hedwig Dame, Alexander Rihm, Paul Renner, Fritz Mühlenweg (u.a.), sondern auch Bilder, in denen die Teilnehmer individuelle Kriegserlebnisse verarbeitet hatten. Die „Deutsche Bodensee-Rundschau“ bemerkte dazu, „dass viele der ausstellenden Künstler den feldgrauen Rock trugen oder tragen und ihr Schauen und Erleben in eindrucksvollen Bildern einfingen.“ Konkret hieß es weiter: „Als malerische Ausbeute seiner Kriegsfahrten legt Lothar Rohrer zarte Aquarelle bretonischer Landschaften vor. (…) Auch Richard Lämmel (…) hat aus Frankreich hübsche Zeichnungen und Aquarelle mitgebracht, die er durch heimatliche Motive ergänzt. (…) Sigurd Lange bringt mit der klaren, ruhigen Zeichnung eines jungen Soldatenkopfes und mit der farbigen, ungemein eindrucksvollen, eminent realistischen Studie ‚Erschöpfter Soldat’ wieder die kriegerisch-männliche Note zum Klingen.“74 

Noch im Juli 1943 bat der Kunstverein die Stadt um die Erlaubnis, 200 Stühle für Veranstaltungen im Wessenberghaus anschaffen zu dürfen. Der Verein erhielt die erforderliche Bescheinigung mit der Begründung: „Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf die Verordnung des Führers zum Schutz der Rüstungswirtschaft vom 21.3.1942 (…) und in Erwägung der Tatsache, dass wertvolle kulturelle Veranstaltungen als kriegswichtig zu gelten haben, stehen wir auf dem Standpunkt, dass der vom Kunstverein der Firma Möbelhaus Otto Deyer bzw. der Holzindustrie Stölker in Ettenheim erteilte Auftrag über die Lieferung von etwa 200 Stühlen nach Art und Menge dem Sinne der angegebenen Verordnung entspricht.“75

1944 kam die Ausstellungstätigkeit im Wessenberghaus zum Erliegen. Seit jenem Frühjahr waren Ausstellungen, der Transportschwierigkeiten und der Benzinknappheit wegen, verboten.76

 

Die Ära Bruno Leiner  

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Räume im Wessenberghaus zunächst für längere Zeit von dem städtischen Ernährungs- und Wirtschaftsamt in Beschlag genommen. „Schon vor Pfingsten fand ich auch den leer gebliebenen grossen Ausstellungssaal besetzt mit einer grösseren Zahl von Weinflaschen, über die ich nur erfahren konnte, dass sie von den Franzosen beschlagnahmt seien und unter der besonderen Obhut des städtischen Obersekretärs Kaltschmidt (Konstanzerhofe) stünden,“ beschwerte sich der Konservator der Wessenberg-Galerie, Heinrich Schmidt-Pecht, beim Bürgermeister der Stadt im Juni 1945. „14 Tage darauf wurden auch noch die beiden anstossenden kleinen Zimmer mit Schnapsflaschen und Kleidungsstücken belegt, ohne weitere Nachricht an mich, obwohl sie zum Teil auch schon mit Bildern und Möbelstücken der Galerie belegt waren.“77 Schmidt-Pecht sorgte dafür, dass die Flaschen in den Luftschutzkeller des Wessenberghauses gebracht wurden, so dass der Ausstellungssaal des Kunstvereins frei wurde, um die im Krieg ausgelagerten und nun zurückgeführten Gemälde der Städtischen Wessenberg-Galerie und des Rosgartenmuseums aufzunehmen. Noch im August des Jahres waren die Ausstellungsräume des Wessenberghauses „in fast wilder Weise angefüllt mit Gemälden, Kartons, Zeichnungen und Paketen aller Art. Aber das kann ja geordnet und wenigstens der grosse Saal und das Zimmer mit der Brandes-Sammlung für den Besuch hergerichtet werden.“78 Schmidt-Pecht erlebte die Wiedereröffnung der Galerie am 27. Mai 1950 nicht mehr, denn er starb im Oktober 1945.

Obgleich ein Großteil der Räume besetzt war, wurden im Wessenberghaus bald kleine, kurz andauernde Wechselausstellungen durchgeführt. Im November 1945 sprach der Apotheker und Leiter des Rosgartenmuseums Bruno Leiner anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Sepp Biehler, Elisabeth und Fritz Mühlenweg „vom Beginn einer Aera des freiheitlichen Kunstschaffens.“79 Später trat Leiner, dem die Stadt das ehrenamtliche Kulturdezernat übertragen hatte, als Organisator der groß angelegten „Konstanzer Kunstwoche“ im April 1946 hervor, die als eines der bedeutendsten Kultur-Ereignisse in Deutschland nach dem Krieg gefeiert wurde.80

 

Der Kunstverein war bis dahin noch nicht in Erscheinung getreten. Erst am 18. November 1946 richteten Bruno Leiner, Wolfram Kimmig, Hermann Venedey, Hans Breinlinger und Krankenhausdirektor Hans W. Langendorff ein Schreiben an das Gouvernement Militaire: „Die Unterzeichnenden gestatten sich, als Verein anzumelden den Kunstverein Konstanz e.V., gegründet 1858, und bitten um Genehmigung. Die Satzung liegt dem Schreiben bei.“81 Im Juni 1947 erhielten sie die Provisorische Vereinsgenehmigung: „Die Gründungsmitglieder der Vereinigung Kunstverein (…) sind ermächtigt, die Gründungsversammlung des Vereins gemäss Verfügung Nr. 25 des Herrn Generaladministrators abzuhalten. (…) Die endgültige Genehmigung kann nur erteilt werden, falls die in Art. 5 der Verfügung Nr. 25 aufgezählten Unterlagen beigebracht sind. Diese vorläufige Genehmigung gewährt nicht die Erlaubnis zu irgendeiner Betätigung abgesehen von der Abhaltung der Gründungsversammlung. Falls in einem Zeitraum von 3 Monaten diese Versammlung nicht stattgefunden hat, verfällt diese vorläufige Genehmigung und sämtliche Formalitäten müssen wieder aufgenommen werden.“82

Die erste Versammlung des Konstanzer Kunstvereins wurde am 31. Juli 1947 im Restaurant Viktoria abgehalten. In den Vorstand wurden gewählt: Altstadtrat Bruno Leiner (Vorsitzender), Architekt Hermann Blomeier (Schriftführer), Baurat Max Schätzle (Rechner), Maler Hans Breinlinger (Beigeordneter), Rechtsanwalt Wolfram Kimmig (Beigeordneter), Oberbürgermeister Franz Knapp (Beigeordneter) und Oberstudiendirektor Hermann Venedey (Beigeordneter). Wenige Tage später bat der Verein bei der Militärregierung des Distriktes Konstanz um die endgültige Vereinsgenehmigung, die noch im August gewährt wurde.83 Das frühere Vereinsvermögen, das sich laut Hollerbach auf mehrere tausend Mark belaufen hatte, kam im Oktober auf die Tagesordnung. Man beschloss, in absehbarer Zeit einen Entsperrungsantrag bei der Militärregierung zu stellen.84

 

Die Ausstellungstätigkeit des Vereins war in den Nachkriegsjahren immens. „Was es bedeutet, dass dieser Verein seit 1946 24 Ausstellungen zeigen konnte, wird erst ganz fassbar, wenn man an die Schwierigkeiten denkt, die es in größeren Städten wie Mannheim und Karlsruhe macht, Ausstellungsräume zu beschaffen,“ resümierte Leiner auf der ersten Jahreshauptversammlung am 8. März 1949 mit Blick auf die von Kriegszerstörungen verschont gebliebene Stadt Konstanz. Das beste finanzielle Ergebnis hätten die Ausstellung von Sepp Biehler, Elisabeth und Fritz Mühlenweg und Walter Diesch mit 817 zahlenden Besuchern (Oktober 1947) und die Werkschau von Hans Breinlinger mit 337 Besuchern (September 1948) erzielt. Leiner bedauerte, dass die Besucherzahl nach der Währungsreform zurückgegangen sei und dass auch die Verkaufsausstellung „Helft den Künstlern“ im November 1948 nicht den Erfolg gebracht hätte, „den man im Interesse der (…) zum Teil ziemlich hart getroffenen bildenden Künstler wünschen müsste.“85 

 

Erfolg und Misserfolg (1950er Jahre)

 

Auf der Jahreshauptversammlung des Kunstvereins am 1. März 1950 im Hotel „Barbarossa“ wurde die gegenwärtige Lage des Vereins diskutiert: „Zwei Eindrücke waren wie Licht und Schatten voneinander abgesetzt; die Tätigkeit des Kunstvereins und die weit um sich greifende, allgemeine Interesselosigkeit gegenüber der bildenden Kunst. (…) Was aber viel bedenklicher stimmt: Ueber ein Viertel dieser Mitglieder bilden heute die bildenden Künstler selbst, von denen man früher einmal gar keinen vollen Beitrag zu nehmen brauchte. Und der eigentliche Zweck des Vereins ist es ja, die Kunstfreunde zusammenzubringen. Ganze Berufsgruppen, denen der Anspruch, zu den sogenannten ‚Gebildeten’ zu zählen, selbstverständlich sei, sind heute überhaupt nicht vertreten.“86 Man nahm sich vor, auf Anregung des Kassierers Max Schätzle, im folgenden Jahr eine Werbemaßnahme durchzuführen und an circa 250 Konstanzer Persönlichkeiten ein Rundschreiben zu schicken. Der Mitgliederstand stieg durch diese Aktion von 102 auf 143.87

 

Inzwischen hatte sich Bruno Leiner an die Stadt gewendet und um finanzielle Unterstützung für den Kunstverein gebeten: „Er hat, mehr als es vor dem Krieg der Fall war, seine Aufgabe darin gesehen, der Bevölkerung von Konstanz in auserlesenen und qualitativ besonders guten Ausstellungen einen Einblick in das künstlerische Schaffen der Gegenwart zu gewähren. Mit diesen Bemühungen wurde er für viele bildungssuchende Bürger in Konstanz ein massgeblicher Faktor, der deswegen sicherlich in die Reihe der pädagogischen Institute zu stellen ist. Er erfüllt also eine öffentliche Aufgabe, obgleich dieser neue Ausstellungsbetrieb mit wesentlich grösseren Unkosten verbunden ist als derjenige bis vor dem Krieg. (…) Trotz der geringeren Tätigkeit hat die Stadtverwaltung früher (…) dem Kunstverein Konstanz jedes Jahr einen in der Höhe wechselnden Betrag zugeteilt. (…) Der Kunstverein Konstanz bittet den Herrn Oberbürgermeister, diese alte Gepflogenheit wieder aufzugreifen und auch in den kommenden Haushaltsplan einen Beitrag für den Kunstverein einzusetzen.“88 Sein Schreiben hatte Erfolg. Die Stadt gewährte einen Jahreszuschuss für Ausstellungen und Vorträge in Höhe von 200 DM, der im Laufe der Zeit erhöht wurde.89

 

Der Vorstand stellte damals nicht nur das künstlerische Schaffen des Bodenseegebietes vor, sondern suchte auch den Kontakt mit auswärtigen Künstlern und Künstlergruppen. Im Juli 1950 präsentierten beispielsweise österreichische Maler und Graphiker in Konstanz ihre erste Nachkriegsausstellung. 1952 folgte eine aus Paris übernommene Internationale Surrealisten-Ausstellung unter Beteiligung deutscher, französischer, amerikanischer und schweizerischer Künstler, und Anfang 1953 war die Freie Gruppe Stuttgart, eine Gruppe schwäbischer Maler und Bildhauer, im Kunstverein zu Gast. Neben den Ausstellungen wurden verstärkt Kunstfahrten organisiert und Vortragsabende veranstaltet.

 

Auf der Jahreshauptversammlung am 3. Februar 1953 gab Bruno Leiner seinen Rücktritt als Vorsitzender des Kunstvereins bekannt und wurde daraufhin einstimmig zum Ehrenpräsidenten ernannt. Hermann Blomeier erklärte sich vorübergehend als Nachfolger bereit, während Sigrid von Blanckenhagen, Tochter von Bruno Leiner, und Studienrat Otto Adam gemeinsam den Bereich des Geschäfts- und Schriftführers übernahmen. 1955 wählte der Vorstand mangels Kandidaten Julius Hollerbach erneut zum 1. Vorsitzenden. Gleichzeitig beschloss man, die Anzahl der Vorstandsmitglieder zu erhöhen und nahm den Apotheker Ulrich Leiner, Sohn des inzwischen verstorbenen Ehrenpräsidenten, als Schriftführer auf.90

Im Frühjahr 1955 diskutierte der Verein über zukünftige Aktivitäten. Die Überlegung, die Verlosung wieder aufleben zu lassen, wurde aus organisatorischen Gründen abgelehnt. Ebenso erging es der Frage nach der Verteilung von Jahresgaben an die Mitglieder, die vor dem Krieg eingeführt worden war: sie sei zu diesem Zeitpunkt finanziell nicht tragbar.91 Seit 1958 werden Vereinsgaben jedoch regelmäßig in den Protokollen erwähnt. Den Anfang machte, laut Vorstandssitzung vom 17. Oktober, eine Lithographie von Hans Breinlinger, dem langjährigen Ausstellungsleiter und derzeitigen Konservator der Wessenberg-Galerie.92

 

Im Januar 1957 kam es auf der Vorstandssitzung zur offenen Konfrontation zwischen Julius Hollerbach und Ulrich Leiner. Der Konflikt begann mit der Kritik Hollerbachs, Konstanzer Künstler würden bei der Ausstellungspolitik zu wenig beachtet. Leiner wehrte sich gegen die Überzeugung Hollerbachs, der das Verkaufsgeschäft als Hauptaufgabe des Vereins betrachtete, und erklärte, dass er unter diesen Umständen eine Tätigkeit im Vorstand des Kunstvereins nicht weiter ausüben könnte.93 In einem Schreiben an die Vorstandsmitglieder begründete er seinen Rücktritt: ein Ausstellungsprogramm sei so zu gestalten, „dass es ohne bestimmte Tendenz, nur unter dem Gesichtspunkt der Qualität, alle Kunstrichtungen der Gegenwart, alle Altersklassen unter den Künstlern sowie geographisch möglichst vielerlei Richtungen zu Worte kommen lässt.“ Der Kunstverein müsse sich seine Unabhängigkeit als Vereinigung von Kunstfreunden erhalten. Eine Mitgliedschaft von ausübenden Künstlern im Vorstand sei, mit Ausnahme des Konservators der Wessenberg-Galerie, aus diesem Grund nicht vertretbar. Er kritisierte, es hätten diejenigen Strömungen an Einfluss gewonnen, die den Verein für persönliche Zwecke benutzen wollten. Man sollte nicht zulassen, „dass das 100-jährige Werk durch die Schwäche einzelner zum Werkzeug persönlicher Interessen ehrgeiziger Bestrebungen herabgewürdigt wird.“94 Ulrich Leiners Worte zeigten Wirkung. Wenige Monate später wurde er auf der Vorstandssitzung am 11. Februar 1958 als Vorsitzender des Konstanzer Kunstvereins bestätigt.95 Zuvor war das Amt kurzfristig an den Kunsterzieher und Maler Otto Adam übergeben worden, da Hollerbach aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Noch im gleichen Jahr schlug Leiner vor, Julius Hollerbach und Hans Breinlinger für ihre Verdienste die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen, was auch geschah.

 

Die Ära Ulrich Leiner

 

1958 feierte der Kunstverein am 14. Juni sein 100jähriges Jubiläum mit einem Festakt im Stadttheater, in dessen Mittelpunkt der Vortrag des Schriftstellers Rudolf Hagelstange zum Thema „Chancen und Gefahren der modernen Kunst“

stand. Anschließend wurde die umfangreiche Landeskunstausstellung des baden-württembergischen Künstlerbundes (107 Maler und Graphiker, 24 Bildhauer) in den Räumen des Kunstvereins und der Wessenberg-Galerie eröffnet. Zum Jubiläum erschien die Festschrift „Für Kunst und Stadt. Vom 100jährigen Wirken des Kunstverein Konstanz“, die mit Spenden des Regierungspräsidiums Freiburg, der Spielbank Konstanz und der Firma Friedrich Stadler finanziert worden war.96 Wenige Wochen zuvor hatte der Verein anlässlich des Jubiläums Bilder der Konstanzer Maler Hans Breinlinger, Hans Sauerbruch, Otto Adam und der Malerin Elisabeth Mühlenweg erworben.97

 

Im gleichen Jahr sorgte der Vorschlag des Stadtrats, „alte städtische Gebäude, u.a. das Wessenberghaus, zu verkaufen und von dem Erlös einen Verwaltungsneubau zu errichten,“98 für Empörung. Aber nicht nur das: 1959 musste der Verein die Entscheidung des Stadtrats zur Kenntnis nehmen, dass die Räume der Wessenberg-Galerie im 1. Obergeschoß des Wessenberghauses vorübergehend der Bibliothek zur Verfügung gestellt werden sollten. Im 2. Stock, wo die Bibliothek bis dahin untergebracht war, waren wegen des Gewichts der Bücher Bauschäden aufgetreten. Für den Kunstverein bedeutete dieser Zustand, der zunächst auf sieben Jahre angelegt wurde, eine extreme Einschränkung seiner Tätigkeit, denn von nun an konnten im Wessenberghaus keine großen Ausstellungen mehr durchgeführt werden. In seinem Jahresbericht für 1959 bedauerte Leiner: „Es war das erste Jahr, in welchem Konstanz als Veranstalter von Großausstellungen ausfiel und dieses Renommee anderen Städten überlassen musste.“99 Abgesehen von der traditionell engen Verbindung zwischen der Wessenberg-Galerie und dem Kunstverein, dessen Kunstbesitz als Depositum den Beständen der Galerie angegliedert war und ist, fühlte sich der Verein für die städtische Kulturpolitik mit verantwortlich: „Es ist doch das Wesen des Kunstvereins, dass sein eigentlicher Zweck nicht innerhalb des Vereins selbst liegt, dass er nicht eine Interessensvertretung darstellt, wie zahlreiche andere Vereine und Vereinigungen, sondern dass er innerhalb der kommunalen Kulturpolitik von Konstanz eine Aufgabe erfüllt, die der Stadt und der ganzen Bevölkerung zu dienen hat.“100 Leiner appellierte an die Stadt, sie möge das Wessenberghaus wieder seiner Bestimmung als Kunstzentrum am Bodensee zuführen. Die Lösung dieses Problems sollte noch Jahrzehnte auf sich warten lassen. 1960 übernahm der Kunstverein die Vorbereitungen für die Sommerausstellung der Stadt zum 100. Todestag von Ignaz Heinrich von Wessenberg, auf dessen Anregung die Gründung des Vereins, wie in der Satzung festgehalten, zurückging, und engagierte sich für die Einrichtung eines Wessenberg-Gedächtniszimmers im 1. Obergeschoß neben der Bibliothek.101

 

1959 begannen die Sommerausstellungen des Kunstvereins in der Villa Prym mit Wechselausstellungen einheimischer Künstler unter der Regie von Otto Adam und Hans Sauerbruch Gestalt anzunehmen. Wie es dazu kam, schilderte Leiner in seinem Jahresbericht für 1963: „Als die Stadt die Villa Prym erwarb, gingen zunächst alle Überlegungen dahin, sie einem kulturellen Zweck zuzuführen. Im Gespräch waren die Bibliothek, die Wessenberg-Galerie und das Rosgarten-Museum. Um eine Sofort-Verwendung ohne größere Investitionen zu ermöglichen, entschloss sich der Gemeinderat schließlich, das Haus zunächst als Gästehaus herzurichten und dem Verkehrsamt zu unterstellen. (…) Um aber auch dem ursprünglichen Gedanken, in der Villa Prym eine kulturelle Einrichtung zu schaffen, Rechnung zu tragen und außerdem dem Gästehaus der Stadt ein würdiges und unserer Stadt angemessenes Niveau zu verleihen, trat der damalige Leiter der Pressestelle des Verkehrsamtes, Herr Berthold Schlegel, an den Kunstverein heran mit dem vorzüglichen Vorschlag, der Kunstverein möge die Ausstattung der Räume während der Saison mit wechselnden Ausstellungen übernehmen. Wir griffen diesen Gedanken sehr gerne auf.“102 

Ebenfalls 1959 startete jeweils im Januar eine neue Ausstellungsreihe mit Einzel- und Gruppenausstellungen bekannter Karikaturisten, die bis zum Ende der Leiner-Ära (1986) Bestand haben sollte. Die „Vater und Sohn“-Geschichten von e. o. plauen (Pseudonym des Karikaturisten und Zeichners Erich Ohser) machten den Anfang, und schon 1961 hieß es: “Es erwies sich der Gedanke, während der Fastenzeit die leichte Muse zu Wort kommen zu lassen, als richtig.“103 Eingeladen wurden im Laufe der Jahre deutsche und ausländische, international bekannte Humorzeichner von

Satirezeitschriften wie dem deutschen „Simplicissimus“, dem englischen „Punch“ und dem Schweizer „Nebelspalter“.

 

Preise und Projekte (1960er Jahre)

 

Anfang der 1960er Jahre verlieh der Verein mehrere Ehrenbürgerschaften: 1961 an den ehemaligen Oberbürgermeister Franz Knapp (zum 80. Geburtstag) und 1964 an Wolfram Kimmig (Gründungsmitglied nach dem Krieg) und Karl Einhart (Mitglied seit dem Ersten Weltkrieg und Ausstellungsleiter in den 1920er und 1930er Jahren). Als neues Mitglied wurde Oberstudienrat Hans Dürr, Nachfolger von Hans Breinlinger und neuer „Konservator der Wessenbergsammlung und Betreuer des Kunstbesitzes der Stadt und des Vereins im Wessenberghaus“, 1964 im Vorstand begrüßt.104  

Seit 1962 engagierte sich der Verein für die neu gegründete Konstanzer Bodensee-Kunstschule und übernahm aus seinen Mitteln für einen begabten Schüler die Hälfte der Studiengebühren für ein Jahr. Drei Jahre später wurde beschlossen, die Studienbeihilfe in Höhe von 600 DM nicht mehr an diese Schule zu binden, sondern damit einem bedürftigen, talentierten, jungen Kunstschüler aus oder in Konstanz zu unterstützen.105 Zusätzlich spendete der Verein ab 1966 jährlich einen Schulpreis für besonders gute Leistungen im Lehrfach „Kunsterziehung“ in Form eines Kunstbuches im Wert von 50 DM. Woher die Anregung kam, verdeutlicht folgendes Zitat: „Analog zum Vorgehen des Scheffelbundes soll auch der Kunstverein Konstanz einen Preis für die besten Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst für je einen Schüler des Suso-Gymnasiums, Humboldt-Gymnasiums, Ellenrieder-Gymnasiums sowie des Gymnasiums Radolfzell gestiftet werden.“106

1967 wurde auf Vorschlag Ulrich Leiners beschlossen, den Maler Otto Dix aus Anlass seines 75. Geburtstages die Ehrenmitgliedschaft des Kunstvereins zu verleihen. Leiners Festansprache und die Überreichung der Urkunde fanden am 12. März im voll besetzten Roxy-Filmtheater statt.107

 

Neben solchen vereinsinternen Entscheidungen standen überregionale Aktivitäten auf der Tagesordnung. Im Februar 1964 erhielt der Konstanzer Kunstverein ein Schreiben vom „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ mit der Mitteilung, „dass aus dem Arbeitskreis der Arbeitsgemeinschaft westdeutscher Museen und Kunstvereine die Anregung entstanden sei, die deutschen Kunstvereine sowie die Museumsvereine und ähnliche Institutionen mit verwandten Aufgaben in einer straffen Organisation zusammenzufassen, ähnlich dem Museumsbund.“108 Der Verein sandte einen Vertreter nach Düsseldorf, wo man sich am 14. Juli 1964 zur Gründung des „Verbandes deutscher Kunstvereine“ zu einer konstituierenden Sitzung zusammenfand.

1965 holte der Kunstverein zum ersten Mal die im In- und Ausland gezeigte „Weltausstellung der Photographie“, die unter dem Motto „Was ist der Mensch“ stand, nach Konstanz. Politisch motiviert war die Zusammenarbeit mit dem „Berliner Kunstdienst“ im gleichen Jahr: Im Juni wurde „zum Tag der Deutschen Einheit, in Erinnerung an die Besetzung und Teilung Berlins vor 20 Jahren“ und „als Beweis unserer Verbundenheit mit der deutschen Hauptstadt“ im Wessenberghaus eine Ausstellung mit rund 100 Werken von Berliner Malern gezeigt, die zunächst als Austauschveranstaltung mit Arbeiten junger Bodenseemaler geplant war.109 Die Idee ließ sich zu diesem Zeitpunkt nicht realisieren und wurde stattdessen mit der Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Salzburg, erfolgreich durchgeführt: 1965 waren 15 Künstler und Künstlerinnen vom Bodensee in der „Galerie im Mirabell-Casino“ in Salzburg zu Gast. 1967 erfolgte der Gegenbesuch von 29 Österreichern in Konstanz.110

 

Zur Raumsituation im Wessenberghaus: Auf der Vorstandssitzung am 20. Januar 1967 im Hotel Barbarossa wurde bekannt gegeben, dass der Kulturausschuss der Stadt dem Kunstverein und der Galerie das Papiergeschäft Romer im Erdgeschoß überlassen werde. Der Ladenraum sei für kleinere Ausstellungen geeignet, während in den Nebenräumen das Archiv des Vereins, das Büro des Konservators Hans Dürr sowie ein Sitzungszimmer eingerichtet werden könnten. Jetzt war die Möglichkeit gegeben, die Katalog-, Zeitschriften- und Bücherbestände des Vereins zu sortieren -  eine jahrelang vernachlässigte Arbeit, der sich Archivar und Vermögensverwalter Erwin Koeder annahm. „Es ist dies ein erster Schritt auf dem Wege zur Verwirklichung des vom Gemeinderat beschlossenen Kulturzentrums am Münsterplatz und wir dürfen heute mit weit mehr Zuversicht in die Zukunft blicken, als dies in den vergangenen Jahren möglich war,“111 kommentierte Leiner die Nachricht. Das Grundproblem blieb für den Verein jedoch weiterhin bestehen: „Die Städtische Gemäldegalerie kann erst dann für das Kulturleben unserer Stadt wieder voll erschlossen werden, wenn wir unser Ziel erreicht haben, d.h. das Wessenberghaus mit seinen Haupträumen wieder der bildenden Kunst zur Verfügung steht.“112

 

Ende der 1960er Jahre begann der Kunstverein, den Blick auf die Aktivitäten der Universität zu richten. Nachdem bekannt wurde, dass dort ein Musisches Zentrum gegründet werden sollte, das auch in den Bereichen Theater, bildende Kunst und Literatur „extreme Darbietungen“ plante, überlegte der Kunstverein, ob man nicht in den eigenen Räumen ebenfalls einmal im Jahr „eine Ausstellung extremer Werke“ zeigen sollte.113 Der Vorsitzende stand dieser Idee skeptisch gegenüber: „Der Kunstverein bemühe sich um die Kunst aus dem Bodensee-Raum und versuche im übrigen zu ‚mischen’; man habe bisher vermieden, extrem Modernes zu bringen. Es sei Aufgabe der Kunsterzieher an den Schulen, die Jugend an die Kunst heranzuführen.“114 Avantgarde war Ulrich Leiners Sache nicht.

Im Oktober 1969 gelang eine Zusammenarbeit mit der Universität auf hohem Niveau: Während die Forschungsgruppe „Kunst und Geschichte“ ein Kolloquium über „Funktionszusammenhänge zur Fotografie und Kunst“ veranstaltete, zeigte der Kunstverein die Ausstellung „Bilder und Vor-Bilder. Fotografie und bildende Kunst“ mit Werken von Friedrich Gräsel, Helmut Hahn, Gerhard Richter, Karin Szekessy, Franzis Walther (heute von Stechow) und Paul Wunderlich.

 

Auf der Jahreshauptversammlung im März 1970 wurde dem nicht mehr kandidierenden Vorstandsmitglied Otto Adam die Ehrenmitgliedschaft des Kunstvereins verliehen. Der Vorstand bestand jetzt aus Ulrich Leiner (Vorsitzender), Hermann Blomeier (Stellvertreter), Hans Sauerbruch (Stellvertreter), Hanns Wormstall (Schriftführer), Hanns Werner (Schatzmeister), Erwin Koeder (stellvertretender Schriftführer und Archiv), Paul Josef Komanns (Ausstellungsleiter Wessenberghaus), Claus-Dietrich Hentschel (Ausstellungsleiter Villa Prym), Rudolf Stuckert (stellvertretender Ausstellungsleiter), Hans Dürr (Konservator Wessenberg-Galerie) und Hans O. Hirs (Beisitzer).

Das Ausstellungsprogramm des Vereins blieb vielseitig und dicht gedrängt. Im Sommer des Jahres 1971 wurde unter der Schirmherrschaft des Regierungspräsidenten von Südbaden die groß angelegte Ausstellung „Junge Kunst vom Bodensee“ durchgeführt, an der sich 61 Künstler und Künstlerinnen unter 35 Jahren aus allen Anrainerstaaten beteiligten. Als Begleitprogramm organisierte der Verein im Zeichen der 68er Bewegung ein Mal wöchentlich eine als „Sit in“ oder „Paint in“ angekündigte Malaktion vor Ausstellungspublikum im Freien, laut „Südkurier“ die erste Aktion dieser Art am Bodensee.115

 

Kunstbetrieb im Umbruch (1970er Jahre)

 

„Die Kunst stehe in einer Umbruchsituation, der Kunstbetrieb in einer Krise. Umso unentbehrlicher seien angesichts dieser Lage die Kunstvereine geworden, allerdings werden sich diese einiges einfallen lassen müssen,“116 zitierte der „Südkurier“ den Vorsitzenden des Kunstvereins auf der Jahreshauptversammlung 1971. Ulrich Leiner hatte in seinem Bericht über das vergangene Jahr zur zeitgenössischen Kunst Stellung bezogen: „Die weltweiten Divergenzen, Spannungen und Unsicherheiten im Bereich der bildenden Kunst sind zu offensichtlich, als dass wir einfach darüber hinwegsehen dürfen.“ Die Kluft zwischen der Norm und der Kunst werde immer tiefer und scheine fast unüberbrückbar zu sein. „In der Tat, Kunst hat nicht aufgehört zu existieren. Sie ist nur - und dies mag noch immer ungewohnt sein - heutzutage ausgestattet mit einem Ausmaß an Freiheit wie nie zuvor. (…) Aber die Freiheit ist nicht nur Chance, sie birgt auch die größte Gefahr in sich, die Gefahr der Isolation. Es sind die Kunstvereine, die heute - mehr denn je - dazu aufgerufen sind, dieser Gefahr zu begegnen.“ Man selbst werde sich bemühen, „den Nimbus des ‚Musentempels’, der unsere Ausstellungsräume in der Vorstellung mancher Kreise noch umgibt, weiter abzubauen.“117 Eine Möglichkeit sah Leiner in der „Aktion Kritisches Kino“, die der Vorstand ab 1971 als „Erweiterung der Tätigkeit des Kunstvereins“ in Zusammenarbeit mit dem Scala-Filmetheater Konstanz plante. Die Zielsetzung klang jedoch widersprüchlich: Einerseits wollte man damit Bevölkerungsschichten ansprechen, die bisher mit der Tätigkeit des Kunstvereins nicht erreicht worden waren, andererseits sei „in keiner Weise ein Experimentierprogramm vorgesehen“, denn man hoffte, ein breites Publikum ins Haus zu holen.118 Nach einem Jahr wurde das Experiment von Seiten des Vereins beendet: „Es hat sich dies als sinnvoll erwiesen, nachdem die Zielsetzungen zwar ähnliche, das Metier jedoch unterschiedlich ist. Selbstverständlich wird der Kunstverein mit der Aktion Kritisches Kino weiter zusammenarbeiten, soweit sich ein Ausstellungsthema filmisch ergänzen lässt.“119

 

Der vorherrschende finanzielle und konzeptionelle Druck, der Anfang der 1970er Jahre auf den Kunstvereinen lastete, wurde damals auch in Konstanz diskutiert. „Im allgemeinen lassen sich diese Entwicklungen als Strömungen beobachten, die die Arbeiten der Kunstvereine nicht mehr als notwendig erachten,“ bemerkte Leiner 1972.120 Man selber sei von der Krise, die andere Kunstvereine betroffen habe, bis jetzt verschont geblieben. Mehr noch, man habe sogar einen erfreulichen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. „Zwar steigt die Zahl unserer Mitglieder von Jahr zu Jahr stetig, doch möchte ich diese Tendenz in Bezug auf das Berichtsjahr besonders hervorheben. Ich tue dies auch deshalb, weil hiermit doch, wie ich meine, all die Unkenrufe widerlegt werden, die die Kunstvereine entweder zum Tummelplatz von Fachidioten oder zum Salon eines kleinen Zirkels von Kunstästheten abstempeln möchten. Sicherlich dürfen wir in dem Mitgliederzuwachs eine Anerkennung für unsere Arbeit sehen.“121

 

Weitere innere Angelegenheiten: Im Jahresbericht für 1973 gab Leiner bekannt: „Im Zeitalter der Gleichberechtigung ist es geradezu selbstverständlich, dass wir mit Christa Heckert eine Frau im Vorstand haben.“122 Sie übernahm das Amt der Geschäftsführerin. Im Herbst 1974 wurde unter der Federführung von Claus-Dietrich Hentschel während der Ausstellung „Neuer Realismus“ (mit Leihgaben der Galerie Lietzow, Berlin, und der Galerie Niedlich, Stuttgart) eine Fragebogenaktion durchgeführt, an der sich hauptsächlich Studenten beteiligten. Fortan lagen die Blätter an der Ausstellungskasse, denn man erhoffte sich aus einer längerfristigen Befragung und genauen Auswertung Aufschlüsse über Besucherstruktur, Besucherwünsche und Wirkung der Werbemaßnahmen.123

1976 verzeichnete der Kunstverein die beste Kassenlage seit langem, so dass man überein kam, die Gelder im Folgenden nicht nur der Instandsetzung des großen Ausstellungssaales, sondern auch der eigenen Sammlung zufließen zu lassen: „Der früher geübte Brauch, von bekannten Malern aus unserer Landschaft ein Bild für unsere Sammlung zu erwerben, soll wieder aufleben. Jahrelang sind wir kassenmäßig dazu nicht in der Lage gewesen.“124 Man beschloss, dass „die massgeblichen Künstler aus der näheren und weiteren Umgebung“ doch „in unserer Sammlung vertreten“ sein sollten und entschied, ein Bild von Claus Dietrich Hentschel zu erwerben.

Auf der Jahreshauptversammlung im April 1976 wurde Hans Sauerbruch „in Anerkennung seiner künstlerischen Leistung und in Würdigung seiner Verdienste um die Pflege und Förderung der bildenden Kunst in unserer Stadt“ (Urkunde) die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Ein Jahr später erfolgte die 10. Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Hermann Blomeier „in Anerkennung seiner Verdienste um die Neukonstituierung des Kunstvereins Konstanz im Jahre 1947 und um die Förderung der bildenden Kunst während dreißigjähriger Vorstandsarbeit“ (Urkunde).

 

1977 löste ein Schreiben von Luise Holländer an den Intendanten des Südwestfunks eine lebhafte Diskussion im Kunstverein aus. Holländer hatte auf eine Prisma-Sendung vom 3. Februar 1977 reagiert, die die Schließung der Galerie Krohn zum Anlass nahm, den Konstanzer Kulturbetrieb geringschätzig zu kritisieren. Das Problem sei nicht der Mangel an Publikum, so Holländer, sondern die fehlende Berichterstattung in Presse, Rundfunk und Fernsehen, auf die man „in Deutschlands letztem Zipfele“ angewiesen sei: „Wir befinden uns in einem schalltoten Raum, aus dem nichts heraus dringt.“125 Dem Vorstand war das Problem bekannt: „Man lässt uns deutlich spüren, dass wir nun mal nur Provinz sind und bringt während der angeblich ‚ach so kurzen Sendezeiten’ einfachheitshalber eine Reportage über eine Ausstellung in der Landeshauptstadt, auch wenn sie keineswegs von überörtlicher Bedeutung ist, oder man zeigt Beuys und nochmals Beuys, als sei dies ein spectakulärer Neubeginn und nicht eine Reminiszenz an die 60er Jahre,“126 klagte Leiner auf der Jahreshauptversammlung im März. Kurz entschlossen verfasste der Kunstverein eine Resolution, „in welcher an Umfang und Qualität der Kulturberichterstattung im Südkurier Kritik geübt und die Presse aufgefordert wurde, künftighin differenzierter und umfangreicher auch in den anderen Ausgaben im Bodenseegebiet zu veröffentlichen und grundsätzlich mit Bildern zu ergänzen.“127

 

Ein Jahr später kam ein Projekt auf die Tagesordnung, das bereits 1960 im Kunstverein diskutiert worden war: Die Stiftung des Konstanzer Kunstpreises, der alle zwei Jahre verliehen werden sollte. Jetzt wurde konkret geplant. Der Preis werde vom Oberbürgermeister der Stadt und vom Kunstverein Konstanz gestiftet und von einer ständigen Kommission an einen „Künstler mit anerkannten Fähigkeiten“ aus den Bodenseeanrainerstaaten vergeben, hieß es. Er werde die Stellung der Stadt als kulturelles Oberzentrum der Region erneut deutlich und weithin sichtbar unterstreichen. „Kunstverein mit vollem Terminplan. Vielfältiges Ausstellungsprogramm und erstmals Vergabe des Kunstpreises,“128 meldete der „Südkurier“ im April 1979. Mit HAP Grieshaber wurde bewusst ein überregional bekannter Künstler als 1. Preisträger gewählt, denn der Vorstand vertrat die Auffassung, der Name und die gleichzeitige Einzelausstellung werde die Bedeutung des Preises hervorheben und auf ihn aufmerksam machen.129

 

Jubiläum und andere Aktionen (1980er Jahre)

 

Der Kunstverein zählte 1982, nachdem Alexander Stiegeler dazu gekommen war, nicht weniger als 13 Vorstandsmitglieder. Die große Zahl sei notwendig, so die Begründung, um die umfangreiche ehrenamtliche Arbeit leisten zu können, die allein durch das Organisieren und Durchführen der Ausstellungen anfalle.130 Wie intensiv die Ausstellungstätigkeit des Vereins tatsächlich war, belegt eine von Leiner vorgetragene Statistik: Seit der Neukonstituierung nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Jahre 1982 habe der Kunstverein rund 300 große und 50 kleinere Ausstellungen alter und neuer Kunst gezeigt und über einer Viertel Million Menschen die Begegnung mit Werken der bildenden Kunst vermittelt. Im gleichen Zeitraum seien rund 35.000 Kunstwerke nach Konstanz gekommen.131

 

Anfang 1982 hatten die Beratungen für das Programm des Kunstvereins-Jubiläums im folgenden Jahr begonnen. Im Laufe der Sitzungen nahm die Idee Gestalt an, bis zum September 1983 in einem Raum hinter dem Depot der Wessenberg-Galerie eine Künstlerwerkstätte mit Radierpresse einzurichten. Zur gleichen Zeit sollte statt einer „Jubiläums-Festschrift im üblichen Sinne“ eine Jubiläumsmappe mit 12 signierten Radierungen von Künstlern aus Konstanz und der Umgebung erscheinen. Beide Projekte verzögerten sich. Die Vorstellung der Mappe (mit Blättern von Burkhart Beyerle, Ulli Blomeier-Zillich, Edgar Bruker, Klaus-Dietrich Hentschel, Matthias Holländer, Hermann Kegel, Maria Kegel-Maillard, Hans Sauerbruch, Renate Schieß, Elisabeth Schramm, Harry Sprenger und Rudolf Stuckert) erfolgte im Rahmen der Eröffnung der Weihnachtsausstellung am 4. Dezember 1983.132 Die Werkstatt konnte erst ein Jahr später, im Dezember 1984, in Betrieb genommen werden.133

Das 125jährige Bestehen des Kunstvereins Konstanz wurde am 7. Mai 1983 mit einem Festakt im Stadttheater begangen, zu dem zahlreiche Vertreter aus Politik und Kultur der Stadt, des Landkreises sowie der benachbarten Schweiz, Österreichs und der Tschechoslowakei erschienen waren. Anschließend wurde die Ausstellung „Die Kunst der 50er Jahre in Baden-Württemberg“, die unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Lothar Späth stand, im Wessenberghaus eröffnet. Als Begleitprogramm bot der Verein Anfang Juni unter dem Motto „Wir bauen Mobiles“ einen zweitägigen Gestaltungswettbewerb im Hof des Wessenberghauses an.134

 

1984 stand Grundsätzliches auf der Tagesordnung. Bereits im Mai hatte Leiner die Lage skizziert: „Seit einiger Zeit machen das Rosgartenmuseum und die Stadt Konstanz Ausstellungen, was früher nicht der Fall war. Diese Institutionen übernehmen jetzt Aufgaben, die wir früher erfüllt haben. Für den Kunstverein ist das also eine neue Situation.“135 Man diskutierte, ob nicht „bei der heutigen Vielfalt der Kunstausstellungen“136 ein noch klareres Ausstellungskonzept gefragt sei. Wünschenswert sei vor allem die verstärkte Aufnahme der jüngeren Künstlergeneration in das jährliche Ausstellungsprogramm.

Zu dieser Erkenntnis trug sicher auch der Umstand bei, dass zwar der Konstanzer Kunstverein, aber kein Künstler der Region an dem im Sommer 1984 bundesweit durchgeführten Ausstellungszyklus „Kunstlandschaft Bundesrepublik“, ein Projekt der „Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine“ (AdKV) mit Sitz in Bonn, teilnahm. Der mitwirkende Künstlerkreis sollte unter 40 Jahre alt sein, jedoch hatten die vom Kunstverein vorgeschlagenen Mitglieder die Altersstufe bereits überschritten. An der spektakulären Aktion beteiligten sich insgesamt 48 Kunstvereine aus 10 Regionen und rund 400 Künstler (Katalog). 10 von 40 Künstlern aus der Region Düsseldorf, die sich in Baden präsentierten, waren von Anfang Juni bis Mitte Juli unter dem Leitthema „Nature (m) Orte“ in Konstanz zu Gast.137

 

Die Ausstellungstätigkeit des Kunstvereins in der Villa Prym, die zuletzt von Alfons Schreiber betreut worden war, endete im Jahre 1985, denn das Gebäude wurde ab sofort der Bodensee-Kunstschule zur Verfügung gestellt. Ersatz kam von Seiten des Landratsamtes mit dem Angebot, von Zeit zu Zeit kleinere Ausstellungen im neuen Landratsamtgebäude durchführen zu können.138 Der Vorstand war mit der Lösung zufrieden: „Das Landratsamt gibt sicher unseren Ausstellungen ein politisches Gewicht und führt damit gegenüber der Villa Prym zu eine Aufwertung.“139 Im Juni 1985 begann die Zusammenarbeit.

Im Dezember 1985 gab Leiner in einem Schreiben an die Vorstandsmitglieder bekannt, dass er nicht mehr für den Vorsitz kandidieren werde und schlug den 2. Vorsitzenden Alexander Stiegeler als seinen Nachfolger vor.140

 

Die Ära Alexander Stiegeler

 

Auf der 128. Jahreshauptversammlung am 8. April 1986 im „Barbarossa“, auf der Ulrich Leiner die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde, übernahm Alexander Stiegeler den Vorsitz des Kunstvereins.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit verfasste Stiegeler ein Rundschreiben an die Mitglieder: „Kunstvermittlung, die traditionelle Aufgabe der Kunstvereine, bedeutet für uns als stark regional bezogener Verein eine Tätigkeit in zwei Richtungen: Einerseits durch unsere Ausstellungen und Veranstaltungen Qualitätvolles bzw. als Strömung Wichtiges und Zeitgenössisches zu präsentieren, sozusagen Orientierungshilfe in der Vielfalt der künstlerischen Produktionen zu sein. Andererseits der regionalen Kunstszene ein Forum zu bilden, um sich mit Bewährtem oder Experimentellem dem wachen Kunstbewusstsein unserer Öffentlichkeit zu stellen.“141

Bis dato waren die schriftlichen Arbeiten des Kunstvereins von Ulrich Leiner und seiner Geschäftssekretärin erledigt worden. Stiegeler sorgte dafür, dass mit Uta Städele eine Sekretärin eingestellt wurde und der Verein über ein eigenes Büro mit festen Öffnungszeiten im Haus Konzilstr.3 (Büro Stiegeler) verfügte. Im Mai 1987 wurde zum ersten Mal ein Jahresfest für Mitglieder und Freunde des Kunstvereins im Wessenberghaus gefeiert, das seitdem zur Tradition geworden ist.

Der Vorstand bestand zu dieser Zeit aus 12 Personen: Alexander Stiegeler (1. Vorsitzender), Hans Sauerbruch (Stellvertreter), Kurt Franz (Schatzmeister), Erwin Koeder (Archiv und Protokoll), Eva Moser (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit), Edgar Bruker (Konservator der Wessenberg-Galerie), Domi Hahn (Ausstellungsleiter), Rudolf Stuckert (Ausstellungsleiter), Stefan-Alfons Schreiber (Ausstellungsleiter Landratsamt) und als Beisitzer Wolf-Dietrich Henschel, Claus-Dietrich Hentschel und Michael Zobel.

 

Wenige Wochen nach Stiegelers Amtsantritt geriet der Kunstverein in das Kreuzfeuer der Kritik und zwar als Veranstalter der Ausstellung „Photographische Produktion. Freistehende Werke“ von Harald F. Müller, vor allem wegen dessen beiden im Hof des Wessenberghauses bzw. auf dem Susosteig am Rande des Stadtgartens aufgestellten, rund fünf Meter hohen, tonnenschweren Betonplastiken. Bereits während der Vernissage am 7. September 1986 war es zur offenen Konfrontation zwischen dem Künstler und dem Vorstandsmitglied Edgar Bruker gekommen, der heimlich eine provokante Gipsplastik neben die Arbeit im Hof platziert hatte: „Der Konservator der Städtischen Wessenberg-Galerie Edgar Bruker habe Müllers Dialogfähigkeit überschätzt, als er dem Betonbau einen pinkelnden Gips-Hund an die Seite stellte,“ beschrieb der „Südkurier“ den Vorfall. „Das ‚Tier’ wurde eigenhändig und postwendend von Müller entfernt.“142 In den folgenden Monaten waren die „Müller-Bauwerke“, deren Aufstellung auf ein Jahr begrenzt war, nächtlichen Sprayattacken wie verbalen Anfeindungen ausgesetzt. Im Mai 1987 reagierte der Kunstverein auf einen Artikel im Südkurier mit der Headline „Was tun mit den Betonklötzen?: Wandern zwei Kunstwerke zum Müll?“ mit einem offenen Brief an den zuständigen Redakteur: „Statt die Anregungen des Künstlers und des Kunstvereins ernsthaft, wenn auch kontrovers zu würdigen - in Konstanz ein Forum für neue Tendenzen in der Kunst zu schaffen, argumentiert Herr Schwarzwälder leider (!) unqualifiziert und polemisch.“143 Aber auch intern sorgte die provozierende „Betonklotz-Ausstellung“ für Diskussionen. Ein Vorstandsmitglied, das sich gegen das Projekt ausgesprochen hatte, stellte „die Frage nach dem Sinn und Wert der Aufstellung dieser Art von Kunst.“144 Nach Ablauf der Baugenehmigung wurden die „skulpturalen Installationen“ (Harald F. Müller) im September 1987 abgebrochen und entfernt.

 

Um in engem Kontakt mit den jungen Konstanzer Künstlern zu bleiben, wurde ein Jahr später die Ausstellungsreihe „KN neu“ realisiert. Aufgeteilt in zwei Gruppen nahmen im März/April 1988 die Künstler und Künstlerinnen Thomas Bechinger, Andrea Mihaljevic und Stefan Hösl und im April/Mai Sonja Steidle, Raimund Gering und Rainer Langfeldt teil. Im März 1989 folgte eine weitere „KN neu“-Gruppenausstellung mit Annette Jauß, Ede Mayer, Andreas Wiertz und Tom Mateau (alias Tom Zander). Ein neuer Ausstellungsraum wurde im Sommer des Jahres eingeweiht: Der Krefelder Herbert Zangs eröffnete am 20. Juni mit „Peitschenbildern“ (action painting) die Studiogalerie im Erdgeschoß des Wessenberghauses.

 

Ende der 1980er Jahre suchte der Kunstverein nach neuen Handlungsstrategien. „Ein vordringliches Problem, das schnellstmöglich besprochen werden sollte, ist die derzeitige Situation einer so wenig effizienten Vereinsarbeit,“ mahnte der Vorsitzende. „Nach wie vor ist es mein Wunsch, von der bisherigen Präsidialstruktur zu einer festen kooperativen Kollektivstruktur überzugehen.“145

Zur Entlastung des Vorstands übergab der Verein fortan mehrere ausgesuchte Projekte an Kuratoren. 1987 verpflichtete er die Kunsthistorikerin Andrea Hofmann, für den Sommer eine Ausstellung unter dem Thema „Geächtet-Geachtet - Kunst im Nationalsozialismus am Beispiel Konstanz“ zu konzipieren. „Ausgehend von ausgeschiedenen Bildern der Wessenberg-Galerie soll die Situation der Kunst in Konstanz und Region während des 3. Reiches aufgearbeitet werden. Das Konzept hält sich streng an dokumentarische Belege,“146 hieß es auf der Vorstandssitzung im Mai. Als Nächstes wurden Tobias Bott und Andreas Vogel, Studenten der Kunstwissenschaft an der Universität Konstanz, damit beauftragt, den Bestand der Freiplastik im Konstanzer Stadtbild zu erfassen und in einem Bild- und Textband zu dokumentieren. Das Ausstellungsprojekt „Kunst im Freien“ wurde den Mitgliedern auf der Jahreshauptversammlung im Juni 1989 vorgestellt. Mit Blick auf die eigenen Erfahrungen mit der Ausstellung Harald F. Müller, die seinerzeit so viel Staub aufgewirbelt hatte, sollte es helfen, „Verständnis für das Phänomen Kunst im Freien mitsamt seinen zeitgenössischen Anforderungen zu wecken.“147

 

Neue Aufgaben und Ziele (1990er Jahre)

 

Im Juni 1991 startete, sechs Jahre nach „Kunstlandschaft Bundesrepublik“, das zweite anspruchsvolle Großprojekt der „Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine“ (AdKV). „Kunst, Europa“ vereinte 400 Künstler aus 19 europäischen Ländern, verteilt auf 64 Kunstvereine in 15 Regionen. Als Mitglied der Region Baden, die das zeitgenössische Kunstschaffen in Großbritannien präsentierte, zeigte Konstanz Arbeiten der englischen Künstler Jim Buckley, Harvey Jackson, Tracy McKenna und des bereits international etablierten Bill Woodrow.

 

In den Vorstandssitzungen blieb die Lösung der Frage, wie die Kompetenzen im Kunstvereinsvorstand verteilt werden sollten und der Verein sein Profil wahren und herausstellen könnte, vorherrschendes Thema. Um sich noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, wurde ein Vorschlag von Michael Stadler, im Vorstand zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, angenommen, der vorsah, am Konstanzer „Institut für Kommunikationsdesign“ einen Preis für den Entwurf eines Signets für den Kunstverein auszusetzen.148 Ende Mai 1991 stellte die Gewinnerin des Signet-Wettbewerbs, Marcella Reutter, ihren Entwurf im Kunstverein vor.

Außerdem wurde zur Erweiterung des Veranstaltungsprogramms in Zusammenarbeit mit der Südwestdeutschen Philharmonie die Konzertreihe „Neue Musik im Kunstverein“ (Leitung: Ekkehard Creutzburg) ins Leben gerufen, die die Fans moderner Musik begeisterte und ein neues Publikum in den Kunstverein zog.

 

Im März 1992 verfasste Stiegeler ein Schreiben an die Vorstandsmitglieder mit der Ankündigung, er werde aufgrund stetig wachsender anderweitiger Verpflichtungen seine Tätigkeit als Vorsitzender des Kunstvereins Konstanz aufgeben: „Lassen Sie uns gemeinsam einen Nachfolger suchen, der bei veränderter Struktur der Vorstandsarbeit unseren traditionellen Verein weiter betreut.“149 Nur unter der Bedingung, Wege zur Entlastung des Präsidenten und eine effektive Regelung zur Arbeitsteilung im Vorstand zu finden, nahm er seine Rücktrittsankündigung zurück und blieb weiterhin im Amt.

Die lebhaft und kontrovers geführte Diskussion um die Aufstellung der Lenk-Figur „Imperia“ auf dem Gelände der Bundesbahn an der Hafeneinfahrt im April 1993 veranlasste den Kunstverein dazu, am 24. Mai ein öffentliches Hearing zum Thema „Kunst in öffentlichen Raum“ zu veranstalten. „Statements zu den Bereichen Kunst und Demokratie, Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum, Darstellung und Hintergründe von Frauenbildnissen“150 gaben die Publizisten Walter Grasskamp, Professor an der Fachhochschule Aachen, Karl Weber, Referent für Wissenschaft und Kunst, und Silke Wenk, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Oldenburg. An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligten sich Felix Thürlemann, Professor für Kunstwissenschaft an der Universität Konstanz, Alexander Gebauer, Bildhauer, und Werner Häusler, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins und Initiator der Hafenfigur von Peter Lenk. Der Künstler selbst war nicht anwesend.

 

Auf der Jahreshauptversammlung im Juni 1993, auf der dem langjährigen, ausscheidenden Schatzmeister Kurt Franz die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde,

informierte Stiegeler die Mitglieder über die um sich greifende Finanznot angesichts der Einsparungen der öffentlichen Haushalte: „Die allgemeine Problematik steigender Kosten und sinkender finanzieller Möglichkeiten machen sich im Bereich unserer Arbeit besonders spürbar. (…) Der Kulturaktionismus der wohlhabenden Jahre ist vorbei (…).“151 Als Konsequenz sah man sich gezwungen, den Jahresbeitrag massiv zu erhöhen.

Das vorherrschende Thema in dieser Zeit war jedoch die künftige räumliche Unterbringung und inhaltliche Positionierung des Kunstvereins im neuen Kulturzentrum am Münster (Gebäudekomplex „Wessenbergstrasse/Katzgasse“). Obgleich der Verein nach der Fertigstellung in seinen angestammten Räumen im Rückgebäude des Wessenberghauses bleiben konnte, verlor er Lager- und Ausstellungsräume, die er in den zum Abbruch vorgesehenen Gebäudeteilen von der Stadt gemietet hatte (Wegfall des historischen Brandeszimmers und der Fläche der kunstvereinseigenen Druckereiwerkstatt). Die Neubau- und Sanierungsmaßnahmen des Projekts „Kulturzentrum Altstadt“ dauerten Jahre an. Als Vorsitzender des Kunstvereins nahm Stiegeler an den Sitzungen der zur Koordination von Planung, Bauablauf und Kosten gegründeten Projektgruppe teil, in der sich neben den Architekten und den betroffenen Institutsleitern (Städtische Wessenberg-Galerie, Städtische Bibliotheken, Bodensee-Naturmuseum) die Gemeinderatsfraktionen, das Kulturamt und das Hochbauamt berieten. Erleichtert teilte Stiegeler im April 1997 mit, die dauerhafte Verankerung des Kunstvereins im Kulturzentrum sei erreicht und vom Gemeinderat bestätigt worden.152

 

Im Oktober 1994 übernahm die Kunsthistorikerin Barbara Stark die neu ausgeschriebene Stelle der Leiterin der Städtischen Wessenberg-Galerie und damit den traditionell festgeschriebenen Vorstandssitz im Kunstverein. In den letzten vier Jahren (1990-1994) war die Galerie, auch in Hinblick auf die Neupräsentation im künftigen Kulturzentrum, nicht mehr nebenamtlich von einer städtischen Verwaltungskraft, sondern unter der fachlichen Leitung des Rosgartenmuseums wissenschaftlich betreut worden. Im Mai 1996 bat Stark in einem Schreiben an den Vorsitzenden darum, den Vorstandssitz im Kunstverein aus Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber, der Stadt, ruhen zu lassen. „Die Diskussionen der letzten Woche bezüglich einer künftigen Nutzung des Kulturzentrums und einer damit verbundenen Belegung der verschiedenen Räumlichkeiten haben auch den Kunstverein und die Städtische Wessenberg-Galerie nicht unberührt gelassen. Laut Beschluß des Gemeinderates vom 15. Mai 1996 wurde die Wessenberg-Galerie damit beauftragt, mit dem Kunstverein Verhandlungen aufzunehmen und mit diesem ein Konzept auszuarbeiten, das die künftige Nutzung der Kunstvereins-Räume durch beide Institutionen vorsieht. Da ich als zuständige Konservatorin der Wessenberg-Galerie mit der Durchführung der o.g. Verhandlungen betraut bin, sehe ich es als problematisch an, gleichzeitig aktiv im Vorstand des Kunstvereins tätig zu sein.“153

Im gleichen Jahr wurde für die Zukunft festgeschrieben: „Der Kunstverein stellt seine Räume nach Absprache mit der Wessenberg-Galerie für Ausstellungszwecke unentgeltlich zur Verfügung. Umgekehrt kann der Kunstverein nach Absprache im Tausch die Räume der Wessenberg-Galerie unentgeltlich nutzen. Beide Institutionen werden ihr jeweiliges Ausstellungsprogramm einander rechtzeitig zur Kenntnis geben und in Bezug auf die Laufdauer der Ausstellungen und ggf. inhaltlich aufeinander abstimmen.“154

 

Auf der Jahreshauptversammlung im Mai 1996 zog Stiegeler in seinem Geschäftsbericht vor den Anwesenden Bilanz: „Die letzten 10 Jahre haben eine kontinuierliche Steigerung von Programmangebot und Programmkultur gebracht. Der Kunstverein hat eine spürbare Wendung zum eigentlichen Thema der Kunstvereine vollzogen: der ‚jungen’, der zeitgenössischen Kunst Raum und Hilfe zu bieten.“155 Jetzt sei es an der Zeit, zur Entlastung des ehrenamtlich arbeitenden Vorstands und zur Professionalisierung der Ausstellungs- und Kulturarbeit, einen künstlerischen Geschäftsführer einzustellen. Um diesen Schritt gehen zu können, beschlossen die Mitglieder eine Ergänzung der Satzung (§ 9, Abs.2).“156

Die Kuratorenstelle, deren Finanzierung im Rahmen eines befristeten Arbeitsvertrages auf 18 Monate gesichert war, wurde im Oktober 1996 an die Kunsthistorikerin Ulrike Lehmann vergeben. „Die Vorstellungsrunde für den Posten ‚Ausstellungskurator’ hat eine klare Entscheidung gebracht. Frau Dr. Lehmann aus Karlsruhe hat uns überzeugt und wird ab 1.1.1997 beim Kunstverein antreten.“157 Kurz darauf verkündete der „Südkurier“: „Power-Frau für den Kunstverein. Alexander Stiegeler präsentiert Ulrike Lehmann.“158 Laut Vertrag war Lehmann für „die gesamte Planung und Durchführung des Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms nach Absprache mit und Genehmigung durch den Vorstand“159 zuständig. Auf ihre Veranlassung hin wurde zunächst die seit langem fällige Renovierung des Ausstellungssaals vorgenommen und die Holzpaneele am Sockel der Wände entfernt. Die Aktivitäten konnten beginnen. „Unter der mit Mühe finanzierten Kraft ist erfreuliches geschehen,“ meldete die Presse im Frühjahr 1997. „Erstmals seit Jahren verzeichnete eine Ausstellung mehr Besucher als der Kunstverein Mitglieder hat. 1308 Kunstinteressierte haben sich ‚Das neue Gesicht’ angesehen.“160

Die Zusammenarbeit dauerte jedoch nur wenige Monate an, denn das Anstellungsverhältnis zwischen Ulrike Lehmann und dem Kunstverein wurde bereits zum Jahresende 1997 wieder gelöst. Als offizielle Begründung nannte der Vorstand „zunehmenden Kosten- und Finanzierungsdruck“. „Die gegenwärtige und voraussichtlich zukünftige Entwicklung der Finanzstrukturen im Kulturbereich zwingen zu diesem Schritt,“ so die Presseerklärung des Vereins. „Trotz tatkräftiger Unterstützung durch Drittmittel (Sponsoring) ist es dem Kunstverein nicht gelungen, die Personalstelle dauerhaft abzusichern.“161 Festgehalten wurde, dass die von Ulrike Lehmann durchgeführten Ausstellungen und Begleitveranstaltungen, ebenso wie das Symposium „Kunst am Bau“, großen Erfolg und überregionale Resonanz eingebracht hätten.

 

Die publikumswirksame Ära Lehmann hatte bei einigen einheimischen Künstlern Bedenken ausgelöst. Jene regten an, das Gesamtkonzept des Vereins zu hinterfragen, denn es könnte nicht Aufgabe des Kunstvereins sein, durch Ausstellungen möglichst viel Aufsehen zu erregen. „Es sollten mehr Künstler aus der Region berücksichtigt werden, womit keinesfalls ein Abgleiten in die Provinzialität verbunden wäre, da es zahlreiche regionale Künstler gebe, die international tätig sind.“162 Der Vorsitzende empfahl, an Bewährtes anzuknüpfen: „Für die weitere Zukunft (…) stellt sich der Vorstand die Fortsetzung der Programmatik vor 1997 vor, d.h. Darstellung des regionalen Kunstschaffens, Vorstellung eines bedeutenden Repräsentanten der deutschen und schweizerischen Kunstszenerie, junge Kunst in Anlehnung an die Veranstaltungsreihe KN Neu etc.“163

 

Das kulturelle Ereignis des Jahres 1998 in Konstanz war die Eröffnung des neuen Kulturzentrums am Münster im Mai mit gleichzeitiger Wiedereröffnung der Städtischen Wessenberg-Galerie, die sechs Jahre zuvor mit dem Abriss des Eckhauses am Münster und dem Baubeginn des Kulturzentrums ihre Ausstellungsräume verloren hatte. Der Kunstverein, der zu diesem Anlass seine Räume der Galerie für die Ausstellung „See-Blick. Deutsche Künstler am Bodensee im 20. Jahrhundert“ zur Verfügung stellte, begleitete die Phase mit drei Aktivitäten: der Filmreihe der Regisseurin Ulrike Ottinger, der Aktion „Ballons“ von Roman Signer und der Installation und Ausstellung „Aufbruch zum weißen Horizont“ des Zürcher Künstlerinnenpaares Hanny Henggeler und Isabella von Seckendorff.164

Während die Geschäftsstelle des Kunstvereins bereits im Juni 1997 aus den privaten Büroräumen des Vorsitzenden in das Sulger-Gebäude (Wessenbergstrasse 39) umgesiedelt worden war, wurde die Ausstellungstätigkeit des Vereins durch die im Herbst 1999 einsetzende Sanierung des Kunstvereinsgebäudes (Rückgebäude Wessenbergstrasse 41) erschwert: Man war gezwungen, zwischen September 1999 und April 2000 in den „Hofkeller“ im Untergeschoß des Kulturzentrums auszuweichen.165 Unter der Kuratie des Kunsthistorikers Andreas Vogel wurde damals die viel beachtete vierteilige Ausstellungsreihe „Raumwandel“ konzipiert, die künstlerisch auf die Situation „Hofkeller“ antwortete: Rat Race“ von Rudolf Herz, „Archiv der Kehrseiten“ von Elisabeth Nembrini, „diagonal himmelwärts“ von Markus Brenner und „earth shuttle“ von Viola Keiser.

 

Auf der 142. Mitgliederversammlung am 25.2.2000 übergab Alexander Stiegeler nach 14 Jahren den Vorsitz des Kunstvereins an den Architekten Michael Günther.

 

Der Kunstverein im 21. Jahrhundert

 

Der Vorstand des Kunstvereins bestand jetzt aus den vier wieder gewählten Mitgliedern Burkhart Beyerle, Edgar Piel, Alexander Stiegeler und Bernhard Vogel sowie den acht neuen Mitgliedern Michael Günther (1. Vorsitzender), Ron Birger Hollatz (Schriftführer), Monika Hahn (Schatzmeisterin), Michael Borrmann, Dolores Claros-Salinas, Peter Gerking, Marie Lacher-Rapp und Gisela Romero.

Mit den Worten: „Der jetzige Vorstand muss und wird sich mehr denn je mit der Positionierung und Identität des Kunstvereins der Zukunft auseinandersetzen müssen,“ stellte sich Michael Günther zu Beginn seiner Amtszeit in einem Rundschreiben vor. Er gab zu bedenken: „Museen und Galerien werden immer mehr zu Mitbewerbern, zu Experimentierbühnen junger Künstler, zeigen nicht nur mehr das Etablierte, dringen in einstige Domänen der Kunstvereins vor, und auch die Zahl der nichtprofessionellen Ausstellungen hat in den letzten Jahren weiter zugenommen.“ Um dieser Situation zu begegnen, werde es künftig neue Kooperationen geben, Events wie die „lange Nacht der Kreuzlinger und Konstanzer Museen und Galerien“ seien geplant.166

 

Im Mai 2000 wurden zunächst die renovierten historischen Räume des Kunstvereins mit einem malerischen Diskurs der Künstler Thomas Bechinger und Jerry Zeniuk wiedereröffnet. Bechinger und Zeniuk reagierten auf die Architektur des Oberlichtsaals, den grauen Asphaltboden und die noch unbehandelten Tapeten mit einer flächendeckenden Wandmalerei, die nach Beendigung der Ausstellung in einer letzten Renovierungsphase zum „white cube“ übermalt wurde.

 

Mit dem Ziel, die Aufgaben des Kunstvereins neu zu definieren und den inhaltlichen Fragen intensiver begegnen zu können, berief der Vorsitzende am 27. März 2001 eine Klausurtagung ein, an dessen Ende ein neues Grundkonzept mit vier Leitlinien vorlag: 1. Raum - die Nutzung der besonderen Räumlichkeiten des Kunstvereins Konstanz, insbesondere des große Deckenlichtsaals, der in Zukunft eine Verschattungsvorrichtung erhalten sollte, 2. Junge Kunst - die Förderung „junger“ Künstler, 3.Themenzentrierung - die Kontrastierung unterschiedlicher künstlerischer Positionen unter Vorgabe eines inhaltlichen oder formalen Themas, 4. Kooperation - die Zusammenarbeit mit Ausstellungspartnern.167

 

In den folgenden Jahren bot der Verein ein vielfältiges Ausstellungsprogramm, das sich eng an diesen Aspekten orientierte.

Die Entscheidung, einen Künstler mit einer speziell auf den großen Oberlichtsaal bezogenen Arbeit zu beauftragen, entsprach der ersten Leitlinie des Konzepts. Realisiert wurden unter anderem die raumumspannende Werkschau „Mitte“ von Michael Danner (2001), die Licht-Raum-Installation „floral artifacts“ von Ruth Handschrin (2001) und zuletzt die großformatige installative Malerei „Glamour“ von Wolfgang Ellenrieder (2007).

2003 startete die Ausstellungsreihe „Transparenz“, die, gemäß der Leitlinie „Themenzentrierung“, die Idee umsetzte, unter Vorgabe eines inhaltlichen oder formalen Themas unterschiedliche künstlerische Positionen einander gegenüberzustellen. Den Auftakt bildete die Einzelausstellung „Re-belote“ mit Boden-Wandobjekten aus Acrylglas von Antje Smollich, der noch im Herbst „Raum 7“ mit gläsernen Rauminstallationen von Michael Laube folgte. Während für „Transparenz III“ im Jahr 2004 zwölf Studenten von Johannes Hewel, Klasse für Glasgestaltung und Malerei (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), eingeladen wurden, zeigte Christina Ohlmer 2006 mit „Lluzi“ eine Arbeit, die mit dem Einsatz von Farbfiltern die gläserne Überdachung des großen Oberlichtsaales mit einbezog. 

 

Kooperationen mit anderen Institutionen und Ausstellungspartnern in der Region und über die Grenzen hinweg werden, gemäß der vierten Leitlinie, regelmäßig eingegangen. Im Rahmen des „Internationalen Bodenseefestival“, das 2001 unter dem Motto „Inspiration Landschaft“ stand, stellte der Kunstverein Konstanz Malerei von Bernd Völkle aus, ein Jahr später begleitete er das Festivalthema „Klassik - Sehnsucht nach dem Schönen“ mit einer Ausstellung des vielseitigen Künstlers und Filmemachers Herbert Achternbusch. Jüngstes Beispiel für die Verbindung auf Zeit mit Galerien und Kulturämtern in der näheren und weiteren Umgebung ist die thematische Gruppenausstellung „leibhaftig - die Erfahrung des Körpers in der Kunst der Gegenwart“, die im Frühherbst 2007 mit dem Kulturamt Ravensburg durchgeführt wurde.

Über die Ausstellungstätigkeit hinaus sind zahlreiche Aktivitäten in den Kunstverein hineingeholt worden. Sein Bemühen, auf aktuelle Strömungen und Anlässe zu reagieren, bezeugen Exkursionen, Vorträge und Musikveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem „Jazzclub Konstanz“ oder der Südwestdeutschen Philharmonie.

 

Seit 2001, und damit von Anbeginn, zählt der Verein zu den Organisatoren der grenzüberschreitenden „Kunstnacht“, die von insgesamt 12 Galerien und anderen Institutionen in Konstanz und Kreuzlingen (CH) getragen wird und jedes Jahr im September ein breites Publikum anspricht. Der Kunstverein hat sich bis heute dadurch ausgezeichnet, dass er zu diesem Anlass eintägige Sonderaktionen inszeniert: u.a. wurde 2002 der Künstler Max Bottini eingeladen, seine Aktion „Rauch“ im Hof des Wessenberghauses vorzuführen, 2003 präsentierte Davor Ljubicic seine Videoinstallation „Der Schrank-H95-B114-T51“. 

 

Mit der im Sommer 2003 in den Räumen des Kunstvereins, der Städtischen Wessenberg-Galerie und des Kulturzentrums realisierten zweiteiligen Ausstellung „Bis ans Ende der Welt. In Memoriam Bob Ross“, an der über 50 junge Künstler, größtenteils Studenten der Akademie der Bildenden Künste Mainz (Malklasse von Friedemann Hahn) teilnahmen, befolgte der Verein zwei Leitlinien: die Förderung junger Künstler und die Kooperation mit den Akademien des Landes Baden-Württemberg und anderer Bundesländer. Bereits im Vorfeld hatte der Vorstand beschlossen, die Aufnahme und Unterstützung regionaler Künstler als vorrangige Aufgabe des Vereins aufzugeben und eine Öffnung auch über den südwestdeutschen Raum hinaus anzustreben.168

2005 wurde die jährliche Mitgliederausstellung zum ersten Mal neu konzipiert und als jurierte Gruppenausstellung ausgeschrieben. Angenommen wurde ein installatives Projekt, das vor allem ein jüngeres Publikum in den Kunstverein zog: „Urbanes Unterholz3“ von Boris Petrovsky, Bert Binning und Gunnar Neef.

 

Interessante Begegnungen mit zeitgenössischen Künstlern und ihrem Werk zu ermöglichen, das war und ist das vorrangige Ziel des Vereins. Gleichzeitig wuchs im neuen Vorstand das Interesse, sich mit der Geschichte des Kunstvereins und den eigenen Sammlungsbeständen auseinanderzusetzen. Angeregt durch eine Schenkung von Gemälden aus dem Nachlass von Karl Einhart wurde im Sommer 2002 die Ausstellung „Sichten und Sehen - die Sammlung als Spiegel“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Alexander Stiegeler, den der Vorstand auf der Mitgliederversammlung im Mai 2002 zum Ehrenmitglied ernannte, und das langjährige Mitglied Burkhart Beyerle hatten dafür ein Konzept in drei Teilen entwickelt: „Bürgerkunst im Ausklang des 19. Jahrhunderts“ (Max Klinger, Fritz Voellmy, Wilhelm Volz u.a.), „Nachklänge zu Impressionismus und Expressionismus“ (Karl Einhart, Heinrich Ernst Kromer, Ernst Würtenberger u.a.) und „Neue Diversität“ (Curth Georg Becker, Hans Dörflinger, Burkhart Beyerle, Wolfgang Glöckler u.a.).

 

Neben den engeren Ausstellungsaktivitäten galt es, sich innerhalb des Kulturzentrums am Münster zu positionieren. Seit der Eröffnung beteiligte sich der Kunstverein, der Mitglied im „Verein für Freunde und Förderer des Kulturzentrums e.V.“ ist, an größeren Unternehmungen der dort ansässigen städtischen Kulturinstitute (Kulturamt, Wessenberg-Galerie, Volkshochschule, Stadtbücherei).

Ende Januar 2004 wurde unter Mitwirkung des Stadttheaters zum ersten Mal das gemeinsam geplante zweitägige Kulturfest „Wechselspiel“ durchgeführt, dessen vielschichtiges Programm von der Identität der jeweiligen kulturellen Einrichtung geprägt war.169

In den Jahren zwischen 2005 und 2007 beherrschte die Diskussion um kulturpolitische Umstrukturierungen und Einsparmaßnahmen im Kulturetat der Stadt die Gemüter in Konstanz. Obgleich der Kunstverein als nicht-städtische Institution keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung hatte, wurden die geplante Auflösung des Kulturamtes und das neue Kulturkonzept im Vorstand eingehend erörtert. Ihm ging es vor allem um den Erhalt des Niveaus der Ausstellungen und sonstiger Veranstaltungen.

 

Heute nimmt der Kunstverein in seiner Arbeit mehr als sonst Bezug auf die besondere Lage in einer europäischen Grenzregion. Zuletzt war er im April 2007 maßgeblich an der Einweihung der weltweit ersten Kunstgrenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen mit 22 Skulpturen des Künstlers Johannes Dörflinger beteiligt: Die begleitende Ausstellung in Konstanz „Durchblick Kunstgrenze - Werkschau Johannes Dörflinger“ wurde in den Räumen des Kunstvereins gezeigt.

Das Ausstellungsprogramm des Vereins macht deutlich, dass er nicht nur nationale Künstler, sondern regelmäßig auch Künstler aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein einlädt, ihr Werk zu präsentieren. Auch in Zukunft wird er, wie in der Satzung von 1858 angelegt, schwerpunktmäßig junge Künstler fördern und den Kontakt mit anderen kunstvermittelnden Institutionen suchen, um gemeinsame Ausstellungs­projekte zu erreichen und deren Publikation in Katalogen oder Editionen zu ermöglichen. 

Der Kunstverein Konstanz ist keine städtische Institution, sondern ein autonomes Forum kulturell aufgeschlossener und kunstsinniger Bürger, die ehrenamtliche Arbeit leisten. Da der Verein seit seiner Gründung eng mit der Historie der Stadt verbunden ist, wird er weiterhin seinen Beitrag zum kulturellen Stadtgeschehen leisten und seine Aufgaben im Kunstleben der Stadt wahrnehmen. Der Gang durch die Geschichte hat gezeigt: Nur dem privaten Engagement und Enthusiasmus Einzelner war und ist es zu verdanken, dass die traditionelle bürgerliche Kunstvereinsidee, die Vermittlung zwischen Künstler und Publikum, wie bei der Gründung im Jahre 1858 formuliert, weitergeführt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkungen

 

 

Wenn nicht anders vermerkt, stammen alle Informationen aus dem Bestand des Vereinsarchivs (Ordner und Heftordner mit Protokollen, Ausstellungsunterlagen etc.):

Dokumente bis 2000 befinden sich im Stadtarchiv Konstanz, Sign.: Abteilung Y, Depositum Kunstverein, neuere Dokumente in der Geschäftstelle des Kunstvereins.

 

Protokollbuch ab 1858, ebenda, ehemals Besitz Dr. Ulrich Leiner

Protokollbuch ab 1863, ebenda, ehemals Besitz Dr. Ulrich Leiner

Protokollbuch ab 1886, ebenda, ehemals Besitz Dr. Ulrich Leiner

 

Weitere Archivalien zum Thema im Stadtarchiv Konstanz:

 

SII 4542 Kunst und Wissenschaft. Abteilung Wessenbergsammlungen.

1861-1899

 

SII 3636 Kunst und Wissenschaft. Abteilung Wessenbergsammlungen.

Briefe und Angelegenheiten 1899-1941

 

SII 3250 Stadtgemeinde Konstanz. Verwaltungs-Sachen Abteilung: Kunst u. Wissenschaft. Allgemeines: den Kunstverein und Veranstaltung einer Kunstausstellung durch den Kunstverein Konstanz betreffend. Jahr 1901-1936 Heft 1

 

SII 14967 Stadt Konstanz Verwaltungssachen. Kunst und Wissenschaft. Allgemeines.

Kunstverein Konstanz und Ausstellungen des Kunstvereins. Jahr 1937-1952 Heft 2

 

SII 15123 Stadt Konstanz Verwaltungssachen. Kunst und Wissenschaft. Wessenbergsammlungen 1942-1950 Heft 3

 

SII 15097 Grundsätze für die Ausgestaltung der öffentlichen Museen (Entartete Kunst). Jahr 1937/1942

 

Kulturamt, Aktenzeichen 320/1 b, Heft I (1952-1967), Heft II (1967-1975), Heft III (1975-1979)

 

 

1 Protokollbuch 1858: siehe Protokoll der Generalversammlung vom 14.3.1858. Das „Museum“ oder Gesellschaftshaus war 1831 als Sitz der vermögenden Casino- oder Museumsgesellschaft (gegründet 1817 zum Zwecke der „Unterhaltung, Verbreitung geistiger Bildung und Geselligkeit“) an der Stelle der alten bischöflichen Pfalz auf dem Münsterplatz errichtet worden. In ihm befand sich u.a. ein Bibliothekszimmer. Zu dem Thema der Lesegesellschaften im 19. Jahrhundert siehe Stephanie King: Das literarische Leben in Konstanz 1820-1837. Frauenfeld/CH 2003, S.49ff.

2 Protokollbuch 1858: zit. nach: Einladung zur Generalversammlung am 24.4.1858, siehe auch Protokoll der Vorstandssitzung vom 20.4.1858

3 Protokollbuch 1858: siehe „Federle’s Kosten-Voranschlag für’s Jahr 1858“ und „Budget des Konstanzer Kunst-Vereins zu 1858“. Zur Wahl des Verwaltungsrats siehe Protokoll der Mitgliederversammlung am 24.4.1858

4 Protokollbuch 1858: zit. aus: Satzungen für den Kunstverein 1858 (Manuskript). Siehe auch Protokoll der Versammlung des Verwaltungsrats am 28.4.1858

5 Protokollbuch 1858: zit. nach: Konstanzer Zeitung, 1.6.1858. Die Ausstellung wurde auf der Vorstandssitzung vom 20.4.1858 beschlossen und fand vom 23.5.-7.6.1858 statt. Zu der gestiegenen Mitgliederzahl siehe Entwurf eines Schreibens des Kunstvereins an die Amtsräte in Meersburg, Pfullendorf, Stockach, Radolfzell etc., 17.6.1858 

6 Protokollbuch 1858: Entwurf eines Schreibens an die Amtsräte in Meersburg, Pfullendorf, Stockach, Radolfzell etc., 17.6.1858

7 Protokollbuch 1858: Schreiben an Diethelm Rudolf Stäbli vom 22.7.1858. Zur Geschichte siehe Lisbeth Marfurt-Elminger: Der Schweizerische Kunstverein 1806-1981. Ein Betrag zur schweizerischen Kulturgeschichte. Bern 1981. Konstanz wird darin nicht erwähnt.

8 Protokollbuch 1858: zit. nach: Protokoll-Auszug der Versammlung der Schweizer Kunstvereine. Die Versammlung in Winterthur fand am 15./16.5.1859 statt.

9 Protokollbuch 1858: zit. nach einem Text für die Konstanzer Zeitung, verfasst in der Verwaltungsratssitzung am 20.8.1859

10 Siehe Anm.9. Der Artikel erschien in der Konstanzer Zeitung am 5.9.1859 unter „Verschiedenes“.

11 Zit. nach: Konstanzer Zeitung, 4.4.1860, Stadtarchiv Konstanz

12 Protokollbuch 1858: zit. nach einem Schreiben aus Luzern, 17.5.1861. Im Sommer 1863 war der Ostschweizer Ausstellungsturnus wieder in Konstanz zu Gast (20.8.-2.9.1863). Mitglieder des Konstanzer Verwaltungsrats nahmen regelmäßig als Abgeordnete an den Hauptversammlungen des Schweizerischen Kunstvereins teil, die in der Regel im Mai in Zofingen abgehalten wurden.

13 Protokollbuch 1858: zit. nach „Entwurf einer Bekanntmachung durch die Zeitungen“,  6.3.1860. Die Vereinsgeschenke wurden durch die Mitgliederbeiträge finanziert.

14 Siehe Josef Hecht: Zur Geschichte des Konstanzer Sammlungswesens im 19. Jahrhundert. Sonderdruck aus Jahrbuch IX der oberrheinischen Kunst. Freiburg i. Br. 1940, S.10-12

15 SII 4542: zit. nach: Schreiben des Verwaltungsrats des Kunstvereins an den Gemeinderat vom 4.7.1862

16 Zur Geschichte des Wessenberghauses und der Wessenberg-Sammlung siehe Josef Hecht, wie Anm. 14. 1865 kam, zur Erweiterung des Areals, das benachbarte ehemalige Benefiziathaus dazu. 1896 wurde den Gebäuden eine gemeinsame Rustika-Fassade vorgeblendet.

17 Protokollbuch 1863: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung am 28.1.1867

18 Protokollbuch 1863: zit. nach: Ausschusssitzung vom 30.5.1866

19 Protokollbuch 1863: zit. nach: Protokoll der Ausschusssitzung vom 15.11.1870

20 Der Kunstverein war von Anfang an bestrebt, den Ausstellungsturnus weder zu beginnen noch zu beenden (Protokollbuch 1858: Sitzung des Verwaltungsrats vom 1.5.1862). Er fürchtete wohl die Mehrbelastung, die damit verbunden war. Bereits 1862 man argumentiert: „Es wäre nach unserem Dafürhalten wegen dem Zoll Verhältnis, wegen der Verloosung und Spinnhirn Verrechnung vielleicht besser, wenn St. Gallen oder Schaffhausen die Ausstellung zuletzt holten …“ (ebd.: Schreiben an die Künstlergesellschaft in Zürich, 12.8.1862) 

21 Protokollbuch 1863: zit. nach: Bericht über das Jahr 1878 (kein genaues Datum)

22 Protokollbuch 1863: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung vom 17.1.1884

23 Protokollbuch 1863: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung am 22.1.1885

24 SII 4542: zit. nach: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 5.8.1886

25 SII 4542: zit. nach: Eingabe des Kunstvereins die Wessenberg-Gallerie betreffend. Schreiben des Kunstvereinsvorstands an den Stadtrat, 24.12.1888

26 Protokollbuch 1886: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung am 16.2.1889

27 SII 4542: zit. nach: Schreiben der General-Intendanz der Grossherzoglichen Civilliste, 13.7.1898. Der Zuschuss des Herzogs (gest. 1907) wurde bis zum „Umsturz“ (Revolution von 1919) gewährt. Siehe SII 3636: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht, 10.8.1931

28 SII 4542: zit. nach: Schreiben von Ludwig Leiner, „Die Pflege der Kunstschätze im Wessenberg-Hause“, 15.10.1889

29 SII 4542: Schreiben von Ludwig Leiner an den Stadtrat Konstanz: Bericht über die Verwaltung der Wessenberg-Galerie und die Nutzung der Galerieräume durch den Kunstverein, 25.10.1890

30 Zit. nach: Heinrich Schmidt-Pecht: Erinnerungen aus einem langen Leben in der Heimatstadt (Typoskript in 2 Teilen), 1939, Teil II, Kap. XVI, S.7. Zum Erwerb der genannten Werke: 1890: eine Mappe mit Heliogravuren nach Dürer, 1891: 1 Mappe Originalzeichnungen von Max Klinger (SII 4542: Schreiben an den Stadtrat, 30.11.1893). 1894 und 1897: Das Werk Arnold Böcklins in zwei Bänden (SII 3636: Auszug aus den Akten der Stadt und des Kunstvereins, 24.1.1895, 15.7.1897). Zwischen 1889 und 1897: Das Werk Adolf Menzels in Heliogravuren (SII 3636: Bericht an den Stadtrat, 15.7.1897)

31 Wie Anm.30, S.8. Von Robert Weise, Bruno Goldschmidt und Erich Scheurmann besitzt der Kunstverein kein Werk. Nachweisbar sind: Theodor Meyer-Basel, Blick von Ermatingen auf Konstanz, Öl - Fritz Voellmy, Herbstlandschaft, Öl (nicht Pastell) - Wilhelm Volz, Maria im Grünen, Öl (siehe SII 3636: Auszug aus den Akten der Stadt und des Kunstvereins: S.14: 1897 Ankäufe 1889-1897 und S.22a: 1912 Ankäufe 1897-1912)

32 Wie Anm.30, S.8. Von Gustav Schönleber besitzt der Kunstverein kein Werk. Nachweisbar sind: Rudolf Sieck, Beitenhausener Höhe, Tempera - Julius Diez, Kämpfende Faune, Zeichnung - Max Klinger, Siena, Aquarell (SII 3636: Auszug aus den Akten der Stadt und des Kunstvereins, S.22a: 1912 Ankäufe 1897-1912)

33 Protokollbuch 1886: zit. nach: Generalversammlung am 16.3.1892

34 Protokollbuch 1886: Zu den Verhandlungen in Friedrichshafen siehe Protokoll vom 5.11.1893. Das Defizit der Ausstellung 1894 betrug circa 376,70 RM, siehe Generalversammlung am 11.12.1894. Auf der Generalversammlung am 23.12.1895 wurde beschlossen, für 1896 keine Ausstellung mehr zu planen.

35 SII 4542: Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 15.7.1897

36 SII 4542: „Verzeichnis der Kunstsammlungen des Wessenberghauses“ 1901

37 Protokollbuch 1886: Protokoll der Generalversammlung vom 20.1.1904. Zu der Besucherzahl siehe Südkurier, 22.1.1904

38 SII 3250: siehe Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 20.6.1903 und 28.9.1903 

39 SII 3250: zit. nach: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 30.3.1906.  Die Ausstellung fand vom 25.7.-8.9.1906 statt.

40 Protokollbuch 1886: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung vom 21.1.1905

41 SII 3636: Der Vortrag von Hermann Smidt anlässlich der Eröffnung wurde in der Konstanzer Zeitung veröffentlicht, 5.10, 6.10. und 7.10.1908

42 Protokollbuch 1886: siehe Generalversammlung am 12.1.1909 und Bericht in der Konstanzer Zeitung, 15.1.1909

43 SII 3636: siehe Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 15.1.1910

44 Protokollbuch 1886: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung am 25.1.1912

45 S II 3250: zit. nach: Einladung zur Generalversammlung am 21.1.1914, siehe auch Protokollbuch 1886. Die Eintragung wird in den gedruckten „Satzungen des Kunstvereins in Konstanz 1914“ (Protokollbuch 1858 (sic!)) bestätigt.

46 Protokollbuch 1886: Generalversammlung am 25.1.1916

47 Protokollbuch 1886: zit. nach: Protokoll der Generalversammlung am 5.3.1919. Otto Leiner war der Sohn des 1901 verstorbenen Ludwig Leiner.

48 Protokollbuch 1886: siehe Protokoll der Generalversammlung am 21.2.1921

49 Protokollbuch 1886: siehe Protokoll der Generalversammlung vom 9.4.1926

50 SII 3250: zit. nach: Deutsche Bodensee-Zeitung, 20.7.1927. Die Sommer-Ausstellung war 1922 auf Antrag von 12 Mitgliedern, hauptsächlich Künstlern, zum ersten Mal durchgeführt worden. Siehe Protokollbuch 1886: Generalversammlung, 14.2.1922, 8.3.1923

51 SII 3250: zit. nach: Deutsche Bodensee-Zeitung, 17.9.1927

52 Protokollbuch 1886: siehe Protokoll der Hauptversammlung am 12.6.1929. Zu den Umbau- und Renovierungsarbeiten siehe Heftordner „Wessenberg-Galerie. Verwaltung, Briefwechsel mit der Stadt und dem Kunstverein“: Konstanzer Zeitung, 14.5.1929. Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den Stadtrat, 10.4.1928 und 20.10.1928 

53 Protokollbuch 1886: zit. nach: Vorstandssitzung am 22.11.1929. Auch SII 3636: Schreiben an den Schweizer Künstler Ernst Schlatter, 13.12.1929

54 SII 3250: zit. nach: Deutsche Bodensee-Zeitung, 4.8.1931

55 SII 3250: Zur Kritik an Waldemar Flaigs Bildnis siehe Deutsche Bodensee-Zeitung, 28.1.1930. Zur Beschlagnahmung der Bilder aus der Wessenberg-Galerie siehe Ausst.-Kat. „Geächtet Geachtet. Kunst im Nationalsozialismus am Beispiel Konstanz“. Hg. vom Kunstverein Konstanz 1987

56 Protokollbuch 1886: zit. nach: Protokoll der Mitgliederversammlung am 30.5.1933

57 SII 3250: zit. nach: Bodensee-Rundschau, 30.5.1933

58 SII 3250: zit. nach: Bodensee-Rundschau, 13.9.1933

59 SII 3250: zit. nach: Konstanzer Zeitung, 23.12.1933 

60 SII 3250: zit. nach Bodensee-Rundschau, 31.10.1933. Siehe auch Protokollbuch 1886: Mitglieder-Hauptversammlung am 29.1.1935 (muss heißen 1933, d. Verf.)

61 SII 3250: zit. nach: Rede von Heinrich Schmidt-Pecht, in: Bodensee-Rundschau, 3.11. und 4.11.1933

62 SII 3250: zit. nach: Deutsche Bodensee-Zeitung, 31.10.1933

63 Protokollbuch 1886: zit. nach: Konstanzer Zeitung, 1.2.1935. Siehe auch Mitglieder-Hauptversammlung am 29.1.1935

64 SII 3250: zit. nach: Antwortschreiben der NSDAP Gau Baden an den Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, 13.3.1935

65 SII 14967: Deutsche Bodensee-Zeitung, 14.6.1937

66 Siehe Ausst.-Kat. „Geächtet Geachtet. Kunst im Nationalsozialismus am Beispiel Konstanz“. Hg. vom Kunstverein Konstanz 1987, S.8 und SII 15097: Schmidt-Pecht zitiert den Kunstkommissar in einem Schreiben an den Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste Berlin, 28.4.1939

67 Eröffnung war am 13. Oktober 1937. SII 14967: Katalog der Ausstellung

68 SII 14967: zit. nach: Protokoll des Gespräches zwischen Heinrich Schmidt-Pecht und dem OB der Stadt Konstanz (21.11.1938) vom 22.11.1938. Zu der Ausstellung siehe Bodensee-Rundschau, 14.11. und 15.11.1938

69 Ordner: Protokolle 1947-1967: Julius Hollerbach hat den Verlust der Protokolle in einem Schreiben vom 27.4.1964 an Ulrich Leiner bestätigt. Erhalten sind: Mitgliederversammlung vom 30.6.1937, 31.5.1938, 21.5.1939, siehe Heftordner „Abrechnungen u. Belege 1938/1939 u. 1939/1940“

70 SII 3636: zit. nach: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht, 6.11.1939. Siehe auch SII 14967: Bitte um Zuwendung an den Kunstverein, 3.1.1939, Schreiben an das Hauptrentamt: Bewilligung von 200 RM, 19.1.1939

71 Die Zuwendungen wurden nicht eingestellt. Siehe Heftordner „Kunstverein Konstanz I. Zuschüsse der Stadt, II. Versicherungsatlas“: Überweisungen an den Kunstverein für 1939: 180 RM, für 1940: 324,55 RM, für 1941: 360 RM, für 1942: 360 RM und für 1943: 200 RM

72 SII 14967: zit. nach: Bodensee-Rundschau, 31.12.1940. Siehe auch Protokollbuch 1886: Beilage: Verzeichnis der Ausstellungen 1926-1943 von Julius Hollerbach

73 Wie Anm.72

74 SII 14967: Werner Schenkendorf, in: Bodensee-Rundschau, 19.12.1941

75 SII 14967: Bescheinigung vom 28.7.1943

76 Ordner: Protokolle 1947-1967: Julius Hollerbach: „Rechenschaft über Kassenführung in den letzten Jahren vor dem Umsturz“, Vorstandssitzung vom 17.2.1949

77 SII 15123: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den OB der Stadt Konstanz, 5.6.1945

78 SII 15123: Schreiben von Heinrich Schmidt-Pecht an den OB der Stadt Konstanz, 20.8.1945

79 SII 14967: zit. nach: Südkurier, 13.11.1945

80 Siehe Ausst.-Kat. „Konturen neuer Kunst. Konstanzer Kunstwochen 1946“. Städtische Wessenberg-Galerie (Konstanz) 1996

81 SII 14967: Schreiben an das Gouvernement Militaire Konstanz, 18.11.1946

82 SII 14967: Provisorische Vereinsgenehmigung Nr.130, 7.6.1947

83 SII 14967: Schreiben an den Delegierten für die Militärregierung des Distrikts Konstanz, 7.8.1947. Endgültige Vereinsgenehmigung Nr.153 vom 20.8.1947

84 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorstandssitzung vom 30.10.1947

85 SII 14967: Bericht über die Jahreshauptversammlung im Südkurier, 10.3.1949

86 SII 14967: zit. nach: Südkurier, „Bildende Kunst in Konstanz. Jahreshauptversammlung des Kunstvereins im Hotel ‚Barbarossa’“, 4./5.3.1950

87 SII 14967: zur Mitgliederwerbung siehe Schreiben an die Mitglieder des Kunstvereins, 8.8.1951 und Bericht über die Jahreshauptversammlung im Südkurier, 5.2.1952

88 SII 14967: Schreiben von Bruno Leiner: Betr.: Voranschlag für das Rechnungsjahr 1950/51, 2.3.1950

89 Ordner: Protokolle 1947-1967: Jahresabschluss vom 18.5.1951: Zuschuss Oberbürgermeister 200 DM. Später erhöhte sich der Beitrag: Jahresabschluss vom 17.2.1954: 250 DM und Jahresabschluss vom 31.12.1955: 1000 DM

90 Ordner: Protokolle 1947-1967: siehe Vorstandssitzung am 18.1.1955

91 Ordner: Protokolle 1947-1967: siehe Protokolle der Vorstandssitzung am 22.3.1955 und der Jahresversammlung am 3.2.1955

92 Ordner: Protokolle 1947-1967: siehe Vorstandssitzung vom 17.10.1958. Es folgten 1959 Karl Einhart, 1960 Otto Adam, 1964 Erich Seidel, 1965 Jean Paul Schmitz etc.

93 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorstandssitzung am 15.1.1957

94 Ordner: Protokolle 1947-1967: Schreiben von Ulrich Leiner, 18.2.1957: Erklärung für seinen Rücktritt auf der Generalversammlung 2.5.1957

95 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorstandssitzung am 11.2.1958. Weitere Ämterverteilung: Wilhelm Dreher (Kassierer), Hermann Blomeier (Stellvertretender Vorsitzender), Otto Adam (Protokollführer)

96 Ordner: Protokolle 1947-1967: siehe Jahresbericht für 1958, Generalversammlung am 23.2.1959

97 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorstandssitzung am 11.4.1958. Bekanntgabe der Künstler auf der Vorstandssitzung am 16.5.1958. Kosten: je 300 DM pro Bild

98 Ordner: Protokolle 1947-1967: Protokoll der Vorstandssitzung 16.5.1958

99 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach: Jahresbericht für 1959/60, Generalversammlung am 22.3.1960

100 Wie Anm.99

101 Ordner: Protokolle 1947-1967: siehe Jahresbericht für 1960, Generalversammlung am 21.3.1961. Zu der Gedächtnisausstellung für I. H. v. Wessenberg siehe auch Ordner: Ausstellungen 1960/61: Liste der Exponate, Broschüre, Zeitungsartikel

102 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach: Jahresbericht für 1963, Jahresversammlung am 4.3.1964

103 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach Jahresbericht für 1960, Generalversammlung am 21.3.1961

104 Ordner: Protokolle 1947-1967: Jahreshauptversammlung am 4.3.1964

105 Ordner: Protokolle 1947-1967: zu dem Thema siehe Protokolle der Jahreshauptversammlung am 6.2.1962, Vorstandssitzung am 29.4.1964 (Kritik von Otto Adam), Vorstandssitzung vom 2.2.1965

106 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach: Protokoll der Vorstandssitzung, 4.2.1966

107 Ordner: Protokolle 1947-1967:  Südkurier v. 13.3.1967. Ulrich Leiner: Otto Dix zum 75. Geburtstag. Festansprache zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Kunstvereins Konstanz. In: Die Kulturgemeinde. Monatsblätter der Volksbühne, 8. Jg., April 1967, Heft 8, S.8-10

108 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach: Protokoll der Vorstandssitzung am 10.7.1964

109 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorschau auf das Jahresprogramm 1965 im Jahresbericht für 1964, Jahreshauptversammlung am 16.3.1965

110 Ordner: Protokolle 1947-1967: Vorstandssitzung, 8.10.1965 und Jahresbericht für 1965, Jahreshauptversammlung am 8.3.1966. Zum Gegenbesuch der Salzburger, geplant im Oktober 1959, siehe auch: Dora Werner: Salzburger Künstler grüßen Konstanz. Eröffnung einer Kunstausstellung als Beitrag zum europäischen Gedanken. In: Die Kulturgemeinde. Monatsblätter der Volksbühne, 8. Jg., April 1967, Heft 8, S.15

111 Ordner: Protokolle 1947-1967: Jahresbericht für 1966, Jahreshauptversammlung am 12.3.1967

112 Ordner: Protokolle 1968-1977: Jahresbericht für 1967, Jahreshauptversammlung am 19.3.1968

113 Ordner: Protokolle 1968-1977: Vorstandssitzung am 31.1.1969

114 Ordner: Protokolle 1968-1977: Vorstandssitzung am 19.10.1970

115 Ordner: Protokolle 1968-1977: Südkurier, 20.4.1972. Auch Jahresbericht für 1971, Jahreshauptversammlung, 12.4.1972. Siehe auch Ordner: Ausstellung „Junge Kunst vom Bodensee“ 1962/1971

116 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Südkurier, 1.4.1971

117 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Jahresbericht für 1970, Jahreshauptversammlung am 1.4.1971

118 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Protokoll der Jahreshauptversammlung am 1.4.1971

119 Ordner: Protokolle 1968-1977: Jahresbericht für 1971, Jahreshauptversammlung am 12.4.1972

120 Ordner: Protokolle 1968-1977: Protokoll der Jahreshauptversammlung am 12.4.1972

121 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Jahresbericht für 1972, Jahreshauptversammlung 24.5.1973

122 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Jahresbericht für 1973, Jahreshauptversammlung am 28.3.1974

123 Ordner: Protokolle 1968-1977: Jahresbericht für 1974, Jahreshauptversammlung am 24.2.1975. Siehe auch Ordner: Mitgliederbefragung

124 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Protokoll der Vorstandssitzung am 30.8.1976. Der Kauf des Acrylbildes „Es geschah während der Dämmerung“ wurde auf der Jahreshauptversammlung am 31.1.1977 beschlossen.

125 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Schreiben von Luise Holländer vom 7.2.1977 an den Intendanten des Südwestfunks, betr. Prisma-Sendung vom 3.2.1977

126 Ordner: Protokolle 1968-1977: Jahresbericht für 1976, Jahreshauptversammlung am 31.3.1977

127 Ordner: Protokolle 1968-1977: zit. nach: Rundschreiben 2/1977, 28.4.1977

128 Ordner: Protokolle 1947-1967: zit. nach: Südkurier, 19.4.1979. Zur Diskussion im Jahre 1960 siehe Vorstandssitzung am 8.2.1960: Leiner beabsichtigte, der Generalversammlung die Stiftung eines „Kunstpreises Konstanz“ in Höhe von circa 5000.- DM vorzuschlagen. Zur konkreten Planung siehe Vorstandssitzung am 7.3.1978 und Jahresbericht für 1978, Jahreshauptversammlung am 5.4.1979 

129 Ordner: Protokolle 1978-1986: Der Preis wurde erst am 11.5.1980 überreicht, siehe Konstanzer Anzeiger, 12.5.1980. Zur Diskussion im Vorfeld siehe Vorstandssitzung am 30.1.1980, Jahreshauptversammlung am 28.3.1980, auch Jahresbericht für 1980, Jahreshauptversammlung am 28.4.1981

130 Ordner: Protokolle 1978-1986: Bericht über die Jahreshauptversammlung am 22.4.1982 im Südkurier, 24.4.1882. Um die Zahl der Vorstandsmitglieder einzugrenzen, befürwortete man später eine Änderung der Satzung wie folgt: §6. Abs.2: Der Vorstand besteht aus 8 bis 12 Mitgliedern (beschlossen auf der Jahreshauptversammlung am 2.5.1985)

131 Ordner: Protokolle 1978-1986: Jahresbericht für 1982, Jahreshauptversammlung am 22.3.1983

132 Ordner: Protokolle 1978-1986: zur Planung der Graphikmappe siehe Jahreshauptversammlung am 22.3.1983, mehrere Vorstandssitzungen ab 17.5.1983, auch Jahresbericht für 1983, Jahreshauptversammlung am 9.5.1984

133 Ordner: Protokolle 1978-1986: Ulli Blomeier-Zillich übernahm die Betreuung. Zur Einrichtung der Radierwerkstatt siehe Vorstandssitzungen am 6.10.1982, 13.1.1983, 16.10.1984. Siehe auch Jahresbericht für 1984, Jahreshauptversammlung am 2.5.1985

134 Ordner: Protokolle 1978-1986: Jahresbericht für 1983, Jahreshauptversammlung am 9.5.1984. Siehe auch Südkurier, 9.5.1983

135 Ordner: Protokolle 1978-1986: Vorstandssitzung am 22.5.1984. Siehe auch Interview mit Ulrich Leiner in der Konstanzer Rundschau, 11.3.1983

136 Ordner: Protokolle 1978-1986: Vorstandssitzung am 17.7.1984

137 Ordner: Protokolle 1978-1986: Der Kunstverein war 1980 der AdKV (Dachverband der Kunstvereine zur Vertretung der Interessen auf Länder- und Bundesebene) beigetreten. Siehe Vorstandssitzung, 27.10.1980. Zur Durchführung des umfangreichen Projekts siehe Vorstandssitzung am 11.4.1984 und 22.5.1984 und Ordner: Kunstlandschaft Bundesrepublik

138 Ordner: Protokolle 1978-1986: Jahresbericht für 1984, Jahreshauptversammlung am 2.5.1985

139 Ordner: Protokolle 1978-1986: zit. nach: Protokoll der Vorstandssitzung am 22.10.1985

140 Ordner: Protokolle 1978-1986: siehe Vorstandssitzung am 4.2.1986

141 Ordner: Protokolle 1978-1986: zit. nach: Rundschreiben vom 6.5.1986

142 Ordner: Ausstellung Harald F. Müller: zit. nach: Südkurier: Konzept-Kunst im Konstanzer Trichter, 9.9.1986

143 Ordner: Ausstellung Harald F. Müller: Offener Brief an den Redakteur Werner Schwarzwälder, siehe Südkurier, 13.5.1987. Veröff. in: Konstanzer Kultur-Blätter, Juni 1987

144 Ordner: Protokolle 1987-1994: zit. nach: Südkurier: „Provozierende Kunst“ kommt weg, 29.5.1987, siehe auch Jahreshauptversammlung am 26.5.1987

145 Ordner: Protokolle 1987-1994: Schreiben von Alexander Stiegeler vom 4.11.1988: Einladung zur Vorstandssitzung am 23.11.1988

146 Ordner: Protokolle 1987-1994: Vorstandssitzung am 12.5.1987

147 Ordner: Protokolle 1987-1994: Protokoll der Jahreshauptversammlung am 1.6.1989

148 Ordner: Protokolle 1987-1994: Zur Diskussion um eine effizientere Vorstandsstruktur siehe Vorstandssitzung am 20.11.1989. Zu der Ausschreibung des Signets siehe Südkurier, „Mit Signet zu mehr Popularität“, 26.5.1990, auch Vorstandssitzung am 5.11.1990

149 Ordner: Protokolle 1987-1994: Schreiben Stiegelers an die Vorstandsmitglieder: 12.3.1992, Einladung zur Vorstandssitzung am 26.3.1992

150 Zu den Debatten um die „Imperia“ siehe Ordner: 1993-1994. Zusätzliche Veranstaltungen zum Ausstellungsprogramm: Pressemitteilung des Kunstvereins vom 18.5.1993, Südkurier, „Kunstverein inszeniert Streit auf hohem Niveau“, 26.5.1993 u.a.

151 Ordner: Protokolle 1987-1994: zit. nach: Jahreshauptversammlung am 23.6.1993

152 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Geschäftsbericht 1996, Mitgliederversammlung des Kunstvereins am 21.4.1997. Zu dem Thema siehe auch Ordner: Projekt Kulturzentrum I-III

153 Ordner: Vorstandsarbeit 1995-5/2000: Schreiben von Barbara Stark an Alexander Stiegeler, 28.5.1996

154 Ordner: Vorstandsarbeit 1995-5/2000: Protokoll der Vorstandssitzung am 10.9.1996

155 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: zit. nach: Geschäftsbericht von 1995 (Teil 2 - Vorausschau), Jahreshauptversammlung am 8.5.1996

156 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: „§ 9, Abs.2: Der Vorstand ist berechtigt, Mitarbeiter einzustellen.“ Abstimmung auf der Mitgliederversammlung am 8.5.1996

157 Ordner: Vorstandsarbeit 1995-5/2000: Rundschreiben an die Mitglieder vom 31.10.1996. Siehe auch Protokolle über die Klausurtagung des Vorstands (u.a. Skizzierung des Anforderungsprofils) am 28.6.1996 und 29.6.1996

158 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Südkurier, 30.11.1996

159 Ordner: Vorstandsarbeit 1995-5/2000: Wortlaut der Vertrags, zit. nach: Protokoll der Besprechung der Kommission im Auftrag der Mitgliederversammlung des Kunstvereins am 23.3.1998

160 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: zit. nach: Südkurier, „Den Kunstverein ‚voll erwischt’“, 23.4.1997

161 Ordner: Vorstandsarbeit 1995-5/2000: Pressemitteilung vom 18.11.1997. Die Kündigung war auf der Vorstandssitzung am 29.10.1997 beschlossen worden.

Siehe auch Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Geschäftsbericht für 1997, Mitgliederversammlung vom 10.3.1998

162 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Protokoll der Mitgliederversammlung vom 10.3.1998

163 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Geschäftsbericht für 1997, Mitgliederversammlung vom 10.3.1998

164 Siehe Ordner: Kulturzentrum-Eröffnungsausstellung „See-Blick“, 8.5.1998-16.8.1998, einschließlich Begleitprogramm

165 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Der große Ausstellungssaal wurde entgegen den ursprünglichen Plänen nicht aufgestockt, sondern erhielt einen isolierten Dachaufbau aus Glas mit integrierter Beleuchtung. Siehe Geschäftsbericht des Vorsitzenden für das Geschäftsjahr 1998

166 Ordner: Jahreshauptversammlungen 1993-2000: Schreiben von Michael Günther an die Mitglieder, Juni 2000

167 Ordner: Vorstandsarbeit ab 6/2000: Ergebnis der Vorstands-Klausurtagung, Konzeptdiskussion, 24.3.2001

168 Siehe Anm.167

169 Am 3.6.2005 folgte das zweite, diesmal eintätige „Wechselspiel“ unter dem Thema „FrauenKunstTag“.

Fotos Archiv Kunstverein Konstanz: MartinNewth (oben), v.l.n.r. Norbert Bisky, Sonia Boyce, Nikola Irmer, Monica Germann & Daniel Lorenzi

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