Beitrag zum Konzilsjubiläum

Benjamin Bergmann im öffentlichen Raum

In Kooperation mit der Stadt Konstanz und zeitgleich zu seiner Ausstellung im Kunstverein wird Benjamin Bergmann im Rahmen des Konzilsjubiläums, das im Jahr 2018 seinen Abschluss findet, auch den öffentlichen Raum der Stadt bespielen.
In Auseinandersetzung mit den Orten und ihrer Geschichte wird er an zwei der wichtigsten Schauplätzen des Konzils, das von 1414 bis 1418 in Konstanz stattfand – dem Münster sowie dem Konzilsgebäude am Konstanzer Hafen – Installationen zeigen, die das Thema der Ausstellung im Außenraum fortsetzen.

 

Bei Einbruch der Dämmerung wird die südliche Plattform des Münsterturms und Teile der seitlichen Turmfassade von bunten Lichterketten und Scheinwerfern in farbiges und teils wechselndes Licht getaucht. So suggeriert die Installation mit dem Titel „festlich“ im Auge des Betrachters die Anwesenheit von Menschen, die als eine Gemeinschaft zusammengekommen sind, eine fröhliche Feier an einem Ort, an welchem man sie nicht erwarten würde. Doch wer feiert hier? Zugleich erfährt das bei Tag durch die farbig gestalteten Kirchenfenster einfallende Licht im Kirchenraum durch die Lichtinstallation ein kohärentes, nächtliches und gleichfalls farbiges Gegenüber.

„festlich“ unterstreicht zum einen die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums und ist zudem als ein weithin sichtbares und positives Zeichen über der Stadt Konstanz wahrzunehmen. Dabei ist "festlich" kein einmaliges Ereignis, sondern wiederholt sich über einen längeren Zeitraum. Auf diese Weise entfaltet "festlich" das Potenzial einer offenen und positiven Gesinnung, die immer wieder aufs Neue entdeckt, gelebt und gelesen werden kann.

 

Die Arbeit „Klassentreffen“ reflektiert jenen Umstand, dass die überweltliche Darstellung der Heilsgeschichte, ihre individuelle Übersetzung, immer in einer menschlichen Vorstellungskraft und Umsetzung stattfindet. In der Fotocollage begegnet sich so eine subjektive Auswahl unterschiedlicher Maria- und Christusdarstellungen – ortsunabhängig und aus unterschiedlichen zeitlichen, sowie künstlerischen Epochen. Die überlebensgroße Fotografie der Heiligen – im Stile eines Gruppenfotos – wird an der Nordfassade des Konzilsgebäudes präsentiert: dem Ort, an welchem im Jahr 1417 die einzige Papstwahl nördlich der Alpen stattfand. Zuvor hatten drei Päpste gleichzeitig den Anspruch auf das Amt erhoben. Jeder von Ihnen sah sich als einzig legitimierten Stellvertreter Jesu Christi und Oberhaupt der katholischen Kirche an, was zu einer tiefen Spaltung der Kirche geführt hatte und zum Konzil von Konstanz, welches die Einheit der Kirche wiederherstellen sollte. Ein Ort also, an dem diese Thematik besondere Brisanz hat und eine Arbeit, die einmal mehr auch darauf verweist, dass es eben nicht immer nur eine richtige Antwort gibt, sondern viele Sichtweisen und Möglichkeiten.

 

Kuratorin: Eva Fritz, freie Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin M.A., München, Johannesburg

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