Ausstellung "METAMORPHOSEN"

von Herlinde Koelbl

Immer wieder gelingt es der berühmten Künstlerin zu überraschen. Bisher widmete sie sich in zahlreichen Serien und Langzeitstudien dem Bildnis des Menschen, nun schenkt sie in ihrer jüngsten Werkgruppe ihre ganze Aufmerksamkeit der Welt der Pflanzen und Blüten. Ihre farbenprächtigen Kompositionen zeugen vom Werden und Vergehen der Natur. Zunächst scheint sie eine gänzlich neue Richtung einzuschlagen, aber dann offenbart sich das verbindende Thema der Veränderung: Nichts bleibt, wie es ist.

Bildquelle: Dorothea Cremer-Schacht

 

 

Ausstellung

METAMORPHOSEN
Fotografien von Herlinde Koelbl
27.07. – 29.09.2024

 

Eröffnung

Freitag, 26.07.2024, 19 Uhr
Begrüßung:
Michael Günther, 1. Vorsitzender
Einführung: Prof. Dr. Bernd Stiegler, Universität Konstanz

> Die Einführungsrede finden Sie HIER

 

Gespräch zur Kunst

Sonntag, 28.07.2024, 11.30 Uhr
Dr. Claudia Emmert, Direktorin Zeppelin Museum Friedrichshafen mit Herlinde Koelbl

 

Gartenführung zum Thema

Metamorphosen

Samstag, 10.08.2024, 15 Uhr

Elisabeth Stiegeler führt durch den Stiegeler Park, Konstanz,  Hermann-Hesse-Weg 16, Kosten 15 €, Anmeldung erbeten: anmeldung@stiegeler-park.de (Wetterbedingter Ausweichtermin Mi. 14.08.2024)

 

Vortrag

Dienstag, 20.08.2024, 19 Uhr
„Vergehen und Verwandeln“
Prof. Dr. Aleida Assmann, Universität Konstanz

 

 

Der Kunstverein Konstanz zeigt mit „Metamorphosen“ die jüngste Werkgruppe der international renommierten Künstlerin Herlinde Koelbl. Erstmals zeigt sie keine Menschen, sondern richtet die Kamera auf das Entstehen, Werden und Vergehen der Natur. Über fünfzig ausgewählte Arbeiten veranschaulichen die grenzenlose Vielfalt floraler Formen und die überwältigende Farbigkeit von Pflanzen, Blüten und Blättern, unterstrichen durch den Wechsel von intimen kleinen Abbildungen mit großformatigen Tableaus.

Einige Verse aus Ovids berühmten „Metamorphosen“ werden im gleichnamigen Katalog zur Ausstellung von Herlinde Koelbl zitiert. Die Geschichten des Epikers von Verwandlungen aus der Mythologie sind eine Inspirationsquelle für ihr neues Sujet. Das Thema der Vergänglichkeit und des Wandels zieht sich seit Beginn ihrer fotografischen Laufbahn durch Koelbls umfangreiches und vielfach ausgezeichnetes Werk. In ihren Portraits von Künstlern, Wissenschaftlern und vor allem Politikern untersuchte sie, wie Zeit und Lebensumstände sich in Gesichtszüge, Haltungen und Staturen einschreiben. Besonders deutlich spiegelt sich dies in dem hervorragenden Portraitzyklus, der Angela Merkel von ihrer Zeit als junge Familienministerin bis zum Ende ihrer langen Kanzlerschaft begleitet.

Koelbls poetische Naturbetrachtungen widmen sich den Pflanzen im Moment ihres Vergehens. Die schwindende Fülle lässt die Blüten und Blätter erstarren, morsch, brüchig und schlaff werden. Sie haben ihren Zenit überschritten, doch Koelbls Aufnahmen zeigen, dass die Natur in ihrem unausweichlichen Übergang eine ganz eigene Opulenz aufbietet und erstaunliche Formen und spektakuläre Farben mit betörenden Rottönen hervorzaubert.

Die Motive für die Metamorphosen-Serie fand die Künstlerin in heimischen Gefilden und in vielen Ländern der Welt. Wenn sie für Ausstellungseröffnungen oder Reportagen unterwegs war, beobachtete sie seit etwa 2015 auch die Flora. Es sind intensive Beobachtungen, viele haben die Präzision einer Inszenierung und gleichen einem Gemälde. Die Bildausschnitte sind oft sehr eng gezogen. Dadurch verfremdet und verrätselt Koelbl die Blüten, Blätter und Früchte. Die Pflanzen wirken bizarr und abstrakt. Die Assoziationen reichen von winterlichen Ackerlandschaften, irritierenden Rosenknospen, feinfädigem Gewebe, zarten Schmetterlingsflügeln bis hin zu Formen des weiblichen Körpers. Um Fantasie und Vorstellungskraft der Betrachter und Betrachterinnen nicht einzuschränken, verzichtet die Künstlerin auf Bildlegenden.

Koelbl schließt mit dieser neuen Arbeit das Kapitel Mensch nicht ab, sondern erweitert und reflektiert es im übertragenen Sinne auf den Wandel in der Natur. Der Mensch ist wie jede Spezies Teil der Natur und Teil des ewigen Kreislaufs. Zwei Fotografien verweisen auf den Aspekt von Anfang und Ende. Zu sehen ist die Fotografie eines neugeborenen Säuglings und das Closeup einer menschlichen Haut, bei der offen bleibt, ob die Falten und Runzeln von einem sehr jungen oder sehr alten Menschen herrühren.

Herlinde Koelbl studierte Modedesign. Ihre Karriere als Fotografin begann 1976, erste Erfolge feierte sie bereits 1980 mit der Dokumentation „Das deutsche Wohnzimmer“. Zu ihren Schlüsselwerken zählen „Jüdische Portraits“ von 1989, in dem sie Überlebende der Shoah interviewte und porträtierte, sowie die Serie „Haare“ von 2007, die 2012 im Kunstverein Konstanz gezeigt wurde. Auch als Filmemacherin ist sie in Erscheinung getreten, darunter sehenswerte Projekte wie „Spuren der Macht“, eine Langzeitstudie über die Veränderung des Menschen durch Macht, und „Rausch und Ruhm“ über den Drogenentzug von Benjamin von Stuckrad-Barre.

Herlinde Koelbl zählt zu den einflussreichsten Fotokünstlern Deutschlands. Mit Metamorphosen ist der 84-Jährigen erneut ein anregendes, sehenswertes, ja betörendes Werk gelungen. Man darf gespannt sein, wo ihr Blick das nächste Mal hängen bleibt.

 

Unterstützt wird die Ausstellung von Regierungspräsidium Freiburg und Stadt Konstanz, Kulturamt.

 

Öffentliche Führungen

DO 08.08.2024, 16.30 Uhr

DO 29.08.2024, 16.30 Uhr

SO 08.09.2024, 11.30 Uhr

SO 22.09.2024, 11.30 Uhr

weitere auf Anfrage

 

Öffnungszeiten

DI - FR 10 - 18 Uhr

SA / SO / FEIERTAGE 10 - 17 Uhr

 

Verwendung der Aufnahmen:

Herlinde Koelbl „Metamorphosen“2022, © Herlinde Koelbl für alle Aufnahmen. Bis zu drei Fotografien können im Rahmen der Ausstellung honorarfrei abgedruckt werden. Weitere Bilder auf Anfrage: info@kunstverein-konstanz.de, Dorothea.cremer@sch-8.de. Die Bilder dürfen nur vollständig und unverändert reproduziert werden, die Bilddaten müssen nach Nutzung umgehend gelöscht werden und die Nennung des Copyrightnachweises ist zwingend.

 

Ausstellungsaufbau (Fotos:F. Reichrath)

 

Vernissage (Fotos: F. Reichrath)

Gespräch zur Kunst (Fotos: Chr. Schweizer)

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