Im Rahmen der Preisverleihung des 18. „Konstanzer Kunstpreises“, den in diesem Jahr die Frauenfelder Fotografin Simone Kappeler erhält, eröffnet der Kunstverein Konstanz am 20. Juli um 11 Uhr die Ausstellung „Auftauchen im Bild“. Stadt und Kunstverein würdigen die Preisträgerin mit einer Schau ihrer Werke, die Einblicke in Simone Kappelers über dreißig Jahre fortdauerndes fotografisches Schaffen gibt.
Die Ausstellung „Auftauchen im Bild“ präsentiert in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Einblicke in unterschiedliche Werkgruppen und in die Bildwerdungsprozesse, mit denen die Fotokünstlerin arbeitet. Die 62-Jährige erfasst in ihren Fotografien visuelle Eindrücke der Außenwelt – Menschen, Dinge und Konstellationen, die sie auf ihren Reisen vorfindet. Oftmals sind es auch vordergründig unspektakuläre Szenen und Sujets, die sie mit der Kamera in ihrer unmittelbaren Umgebung einfängt. Doch auch inszenierte, hochkalkulierte Serien mit rätselhaftem Inhalt entstammen Kappelers Linse. So etwa die in der Ausstellung präsentierte Serie von Frauenakten, die hell erleuchtet vor schwarzem Grund einen Saibling oder Froschlaich in den Händen halten oder in deren Haar ein Schmetterling Platz genommen hat.
Auch die fotografischen Techniken und Apparate, welche die Fotografin einsetzt, sind divers: Häufig fotografiert sie mit Plastikkameras wie der „Diana“ – einer einfachen, amerikanischen Billigkamera, welche die Künstlerin auf ihren Reisen „wie eine Freundin“ begleitet. Bei den 2009 in Japan entstandenen Fotografien, die im Kunstverein gezeigt werden, kam die „Diana“ zum Einsatz. Die quadratischen Schwarzweißfotografien, die durch Unschärfe am Bildrand charakterisiert sind, zeigen Szenen, Stimmungen und Momente japanischen Alltagslebens, die traumhafte, entrückte Stimmungen und Formen sowie mancherorts unspezifische, poetische Bildmomente hervorrufen.
Zudem verwendet Simone Kappeler auch Spiegelreflex- und Fachkameras, die Bilder mit hoher Schärfe erzeugen. Auf diese Weise entstand eine Serie exponierter Birnbäume, die ihre individuelle Geschichte zu erzählen scheinen. Auch beim Filmmaterial setzt sie auf Heterogenität: Von Normalfilmen über Nachtfilmen bis hin zu Infrarot-Aufnahmen setzt sie unterschiedlichstes lichtempfindliches Material ein, um über das menschliche Sichtvermögen hinauszugehen und dieses zu erweitern. So entstehen auch Fehlfarben und Überbelichtungen, die neue Seherlebnisse schaffen. Eine großformatige Aufnahme von der Uferzone eines Sees, vor deren tiefem Rotgrund ein Sprungturm und eine sich am Ufer Ausruhende hervortreten, ermöglicht in der Ausstellung eine derartige Seherfahrung. Im Flur des Kunstvereins wird der Ausstellungstitel „Auftauchen im Bild“ auch im wörtlichen Sinne ersichtlich: Eine Serie aus Unterwasser-Perspektive zeigt fünf Ansichten eines badenden Jungen, dessen Kopf über die konvex geschwungene Wasseroberfläche hinausragt, wodurch eine eigentümliche, ungewöhnliche Sichtweise entsteht.
Simone Kappeler zählt zu den wichtigsten Schweizer Fotokünstlerinnen ihrer Generation. 1952 in Frauenfeld geboren, studiert sie erst Kunstgeschichte und Germanistik, um sich ab 1975 an der Schule für Gestaltung in Zürich in der Fachklasse für Fotografie ausbilden zu lassen. Seitdem arbeitet Simone Kappeler als freischaffende Fotografin. Auf zahlreichen Reisen – erstmals 1981 durch die USA – erkundet sie mit Billigkameras wie der „Diana“ die sie umgebende Wirklichkeit in der Fremde. Es folgen fotografische Langzeitprojekte in Frankreich, in Graubünden und 2009 in Japan. Nach einer künstlerischen Phase in New York, in der sie sich der Konzeptfotografie widmet, arbeitet sie von 1983 bis 1984 als Theaterfotografin am Schauspielhaus Zürich. Seit 1999 ist sie Dozentin des Fotokurses der Kantonsschule Frauenfeld.
Zum achtzehnten Mal verleihen die Stadt Konstanz und der Kunstverein den alle zwei Jahre vergebenen „Konstanzer Kunstpreis“ an eine Künstlerin/einen Künstler, die/der im Bodenseegebiet geboren wurde oder beheimatet ist, deren/dessen Werk einen künstlerischen Eigenwert besitzt und deren/dessen Weiterentwicklung hohes Potential verspricht. Auswahl und Jurierung erfolgen durch eine international besetzte Kommission. Durch die Auszeichnung wird die Reichhaltigkeit und die Bedeutung des Kunstschaffens im Bodenseeraum betont, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getragen und die Bildende Kunst gefördert. Preisträger der letzten Jahre waren Markus Daum (2012, Deutschland), Tone Fink (2010, Österreich), Alex Hanimann (2008, Schweiz), Ulrike Ottinger (2006, Deutschland).
Festakt zur Verleihung
So, 20. Juli 2014, 11 Uhr
Kulturzentrum am Münster, Wolkensteinsaal
Begrüßung und Preisverleihung
Dr. Andreas Osner, Kulturdezernent
Michael Günther, 1. Vorsitzender
Laudatio
Corinne Schatz, Kunsthistorikerin
Künstlergespräch
So, 31. August 2014, 17 Uhr
mit Simone Kappeler und
Elisabeth Grossmann, Kunsthistorikerin
Sonderveranstaltung
Lesung von Gianni Kuhn
Sa, 27. September, 21 Uhr. Dauer: ca. 20 Minuten.
Im Rahmen der Kunstnacht liest der Schriftsteller Gianni Kuhn Gedichte und Texte, die sich auf Simone Kappelers Lichtbilder, den fotografischen Schaffensprozess und die angewandte Technik beziehen. Die intermediale Einbettung der ausgestellten Fotografien durch die Verbindung mit den literarischen Texten eröffnet eine erweiterte Sicht auf Simone Kappelers Bild-Welten, die in der Ausstellung präsentiert sind. Die Zuhörer erfahren durch die poetisch-subjektiven Worte des Autors eine persönliche Annäherung an die Fotografin und an ihre Arbeitsweise, die Bild und Text miteinander verschmelzen lassen.
Öffentliche Führungen
- Do, 24. Juli, 18.30 Uhr
- So, 07. September, 11 Uhr
- So, 21. September, 11 Uhr